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Fahrenschon-Nachfolge bei Sparkassen Mehrheitsfähiger Kandidat gesucht

Einen Nachfolger für den im Zuge der Affäre um zu spät abgegebene Steuererklärungen aus dem Amt scheidenden Sparkassen-Präsidenten Georg Fahrenschon zu finden, könnte schwierig werden. Sein Vize hat abgewinkt.
20.11.2017 - 10:46 Uhr 1 Kommentar
Der Präsident des Sparkassen- und Giroverbandes zog die Konsequenzen aus seiner Steueraffäre. Quelle: dpa
Georg Fahrenschon

Der Präsident des Sparkassen- und Giroverbandes zog die Konsequenzen aus seiner Steueraffäre.

(Foto: dpa)

Frankfurt Er hätte gute Karten für den Spitzenposten beim Sparkassen- und Giroverband gehabt: Thomas Mang, bisher Verbandsvize und niedersächsischer Sparkassenpräsident, gilt als mehrheitsfähig, fachkundig und erfahren. Doch der 57-jährige Bremer hat Ende vergangener Woche abgewinkt.

Er stehe nur vorübergehend zur Verfügung, um nach dem Rückzug von Sparkassenpräsident Georg Fahrenschon diese Lücke zu füllen. Nach einer erfolgreichen Kandidatensuche und Neuwahl eines Verbandschefs werde Mang sich wieder ausschließlich auf seine bisherigen Aufgaben konzentrieren, ließ er über seinen Verband mitteilen.

Damit stehen die regionalen Sparkassenverbände und Landesbanken vor einer voraussichtlich schwierigen Aufgabe. Zwar gibt es innerhalb der Organisation noch einige geeignete Kandidaten für den Spitzenposten in der Sparkassenwelt. Doch ihre Bereitschaft, diesen Job zu übernehmen, sei „gering bis kaum vorhanden“, hieß es Ende vergangener Woche in Sparkassenkreisen.

Zuvor hatte Fahrenschon Konsequenzen aus seiner Steueraffäre gezogen und angekündigt, sein Amt zum 24. November niederzulegen. Die Sparkassenorganisation hatte ihm dem Vernehmen nach das Vertrauen entzogen, da er über Monate hinweg einen Strafbefehl wegen Steuerhinterziehung nicht offengelegt hatte. Erst einen Tag vor seiner geplanten Wiederwahl als Deutschlands oberster Sparkassenmann war bekannt geworden, dass der ehemalige bayerische Finanzminister seine Steuererklärungen für die Jahre 2012 bis 2014 mit Verspätung abgegeben hatte.

Der Niedersachse übernimmt vorläufig die Aufgaben von Fahrenschon. Quelle: dpa
Thomas Mang

Der Niedersachse übernimmt vorläufig die Aufgaben von Fahrenschon.

(Foto: dpa)

Thomas Mang, sein Vize, hatte sich im Zuge der Affäre einen guten Ruf als Krisenmanager erarbeitet. So soll er auch nach Informationen aus Verbandskreisen im wesentlichen Maße dazu beigetragen haben, „eine gesichtswahrende Abschiedslösung“ für Fahrenschon zu finden, bei der dem 49-Jährigen keine „großen finanziellen Nachteile“ entstünden.

Mang hat bereits vor mehr als 15 Jahren beim Sparkassen- und Giroverband in Berlin als geschäftsführendes Vorstandsmitglied gearbeitet. „Er hat eine gute Vorstellung davon, wie es ist, in Berlin an der Verbandsspitze zu arbeiten“, sagt eine mit der Situation vertraute Person. „Das dürfte eine Rolle bei seinen Überlegungen gespielt haben, seinen Lebensmittelpunkt in Hannover behalten und nicht nach Berlin wechseln zu wollen.“

Parteibuch ist von Vorteil

Intern wird daher inzwischen Michael Breuer, Präsident des Rheinischen Sparkassen- und Giroverbands in Düsseldorf, als heißer Kandidat für die Fahrenschon-Nachfolge gehandelt. Der ehemalige Europaminister des Landes Nordrhein-Westfalen ist CDU-Mitglied und sehr eloquent. Die Parteizugehörigkeit gilt im Rennen um den Job des Verbandspräsidenten als einer der großen Vorteile Breuers, die Mang nicht hatte.

In der Vergangenheit hat Breuer allerdings mehrfach deutlich gemacht, dass er den DSGV-Chefposten nicht übernehmen wolle. Ob er bereit ist, seine Haltung nach Mangs Absage zu überdenken und doch nach Berlin zu ziehen? „Es ist unklar, ob er dazu überredet werden kann“, sagt eine mit der Situation vertraute Person.

Auch Harald Vogelsang, den Chef der Hamburger Sparkasse, sehen manche in der Sparkassenorganisation als einen guten Kandidaten für die Fahrenschon-Nachfolge an. Doch er wolle den Posten eigentlich nicht, heißt es.

Liane Buchholz, die den Sparkassenverband Westfalen-Lippe führt, sagen dagegen einige in der Sparkassenorganisation große Ambitionen auf das oberste Verbandsamt nach. Doch man traue ihr den Job noch nicht zu, verlautete aus Sparkassenkreisen. In ihrem Umfeld heißt es jedoch, sie wollte zunächst in Münster etwas bewegen und strebe nicht nach Berlin.

Buchholz selbst sagte Ende vergangener Woche nach Fahrenschons Rückzug: „Es ist gut, dass für alle Klarheit herrscht. Jetzt muss es zügig weitergehen, und zwar mit der Suche nach einer echten Persönlichkeit, die die Zukunftsthemen in der Sparkassenorganisation anpackt.“

Eine Reihe von Verantwortlichen würde dafür eine interne Lösung vorziehen. „Doch es bleibt die Frage, ob es überhaupt einen mehrheitsfähigen Kandidaten unter den zwölf regionalen Sparkassenpräsidenten gibt, der auch willig ist“, sagt ein Sparkassenfunktionär. Der baden-württembergische Sparkassenpräsident Peter Schneider, dem einige den DSGV-Chefposten zutrauen würden, hat beispielsweise schon mehrfach deutlich gemacht, dass er in Stuttgart bleiben will.

Lässt sich keiner der internen Kandidaten zu einem Wechsel nach Berlin bewegen, braucht der Verband eine externe Lösung. Unions-Politikern werden dafür die größten Chancen zugeschrieben. „Nach der Regierungsbildung wird der ein oder andere eine neue Verwendung brauchen. Bisher gibt es allerdings keinen Kandidaten, der sich da aufdrängt“, sagt ein Sparkassenfunktionär. „Aber es ist ja auch so: Wer zu früh zu oft genannt wird, der wird es am Ende in der Regel nicht.“

Ein Hauen und Stechen wie im Vorfeld der Wahl des DSGV-Präsidenten Ende 2011, als der ehemalige westfälische Sparkassenpräsident Rolf Gerlach gegen Fahrenschon den Kürzeren zog, zeichnet sich derzeit noch nicht ab.

Fahrenschon wurde damals von Heinrich Haasis, der aus Altersgründen keine zweite Amtszeit als Sparkassenpräsident wollte, zur Bewerbung um das Spitzenamt überredet. Der parteilose Gerlach hatte das Nachsehen und zog seine Kandidatur zurück.

Die Nähe zur Union hat Tradition in der Sparkassenwelt. Das Gros der Präsidenten des Sparkassenverbunds nach dem Zweiten Weltkrieg zählte zur CDU oder CSU.

Fahrenschon war aber trotz Parteibuch keine Person, die jedermann zusagte. Das 24-köpfige Wahlgremium stimmte im November 2011 mit 18 gegen sechs Stimmen für den bayerischen Politiker als neuen Sparkassenpräsidenten – ein Affront in der auf Einstimmigkeit ausgerichteten Organisationswelt der Sparkassen. Der neue Präsident startete seinen Job damals mit einer Hypothek.

Fehler eingeräumt

Fahrenschon hatte bei seinen Steuerangelegenheiten Fehler eingeräumt. Die verspätete Abgabe seiner privaten Steuererklärungen sei falsch gewesen, doch er habe nicht vorsätzlich rechtswidrig gehandelt. Fahrenschon hat seine Steuern inzwischen gezahlt und Widerspruch gegen den Strafbefehl eingelegt. Es ist allerdings unklar, wie lange das Gericht brauchen wird, um die Sache zu klären.

Das Ermittlungsverfahren gegen Deutsche-Börse-Chef Carsten Kengeter wegen des Verdachts auf Insiderhandel zeigte, dass sich solche Prozesse länger hinziehen können als von Unternehmen und Beschuldigten erhofft. Bei Fahrenschon-Unterstützern gab es zunächst die Hoffnung, dass es schnell zu einem Urteil kommt und Fahrenschon an der Spitze des Verbands bleiben könnte, falls das Gericht seiner Argumentation folgt und das Ganze nicht als vorsätzliche Straftat wertet.

Am Ende setzte sich aber das andere Lager durch, das einen negativen Ausgang des Gerichtsverfahrens befürchtete und dafür plädierte, dass Fahrenschon abtritt: „Ein DSGV-Präsident muss jederzeit bereit sein, mit dem Finanzministerium über bestimmte Themen zu sprechen. Und wenn jemand wegen Steuerhinterziehung vorbestraft ist, wäre das bei steuerlichen Themen sicher schwierig“, hieß es.

Eineinhalb Wochen nachdem der Strafbefehl gegen Fahrenschon bekannt wurde, haben sich beide Seiten auf eine Abschiedslösung geeinigt. Die Details sind allerdings nicht bekannt.

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1 Kommentar zu "Fahrenschon-Nachfolge bei Sparkassen: Mehrheitsfähiger Kandidat gesucht"

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  • Auch Du mein Sohn - Brutus? Wie? Will jetzt niemand mehr BRUTUS sein?
    Oder sind nur die Fußstapfen zu groß?

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