Fast kein Umsatz Börse München macht Emissionshandel dicht

Das Kohlekraftwerk Niederaussem in Nordrhein-Westfalen.
Frankfurt Die Bayerische Börse stellt Ende Juni den Handel von CO2-Emissionszertifikaten ein. Wie das Unternehmen mitteilte, sei das Handelsvolumen in den vergangenen Monaten „drastisch auf nahezu null“ zurückgegangen. Als Gründe für den Ausstieg nannte die Börse unter anderem den Imageschaden durch gestohlene Zertifikate und Mehrwertsteuerbetrug. Außerdem gäbe es ein Überangebot, weil viele Zertifikate kostenlos zugeteilt würden.
In der Energiebranche ist der Emissionshandel seit längerem heftig in der Kritik. Eon-Chef Johannes Teyssen etwa forderte schon mehrfach einen kompletten Neuanfang. Der europäische Emissionshandel sei sehr krank, sagte er. Ohne schnelle Therapie werde er sterben.
Im Vergleich zum Vorjahresquartal ist der Preis je Tonne Kohlendioxid in den ersten drei Monaten dieses Jahres um rund 50 Prozent unter die Marke von sieben Euro gefallen. Experten gehen davon aus, dass die Preise sogar noch deutlich weiter nachgeben werden.
In München glaubt man offenbar nicht mehr an eine Therapie. „In seiner derzeitigen Ausgestaltung findet der Emissionshandel im Markt keine Akzeptanz“, sagte Börsenchefin Christine Bortenlänger. „Wir erwarten auch mit Blick auf die Situation in Brüssel, die von der Staatsschuldenkrise ausgehenden Unsicherheiten und die negativen Konjunkturaussichten keine schnelle Anpassung der Rahmenbedingungen seitens der Politik“. Ohne einen wirklichen politischen Kraftakt werde der Emissionshandel nicht wieder auf die Beine kommen, sagte Bortenlänger.
Für Politik und Börsen ist das ein schwerer Schlag. Beide Seiten hatten einst große Hoffnungen in den Handel mit Emissionszertifikaten gelegt und das Ganze entsprechend beworben. Das große Geschäft, das die Börse München sich versprochen hatte, ist es nie geworden.
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