Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Faule Kredite Immer mehr Experten warnen vor einer Bankenkrise in Deutschland

Die Coronakrise schiebt zwar kurzfristig das Kreditgeschäft an. Auf längere Sicht könnten Kreditausfälle aber einige Institute in Existenznot bringen.
09.07.2020 - 04:00 Uhr 3 Kommentare
Auch deutsche Geldhäuser müssen mit einem Anstieg fauler Kredite rechnen. Quelle: imago images/Rainer Unkel
Banken in Frankfurt

Auch deutsche Geldhäuser müssen mit einem Anstieg fauler Kredite rechnen.

(Foto: imago images/Rainer Unkel)

Frankfurt Sollte sich die Wirtschaft nur langsam von der Coronakrise erholen, könnten einige Geldhäuser in Deutschland in Existenznot geraten. Zu diesem Schluss kommt die Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) in einer am Mittwoch vorgestellten Studie.

Er würde eine „Bankenkrise nicht ausschließen“, sagte BCG-Partner Holger Sachse. Die Pandemie führe zwar nicht automatisch zu einem solchen Szenario. Aber für einzelne Häuser könne die Situation durchaus dramatisch sein.

BCG gesellt sich damit zu anderen Experten, die bereits Alarm geschlagen haben. So warnte das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) erst zu Wochenbeginn, dass Kreditausfälle Deutschlands Banken „so schwer belasten, dass diese selbst in Existenznot geraten“.

„Selbst wenn es für die deutsche Wirtschaft sehr gut läuft, halten wir eine neue Bankenkrise für wahrscheinlich“, sagte IWH-Präsident Reint Gropp. Als Gefahr für die Geldhäuser gilt, dass im Zuge der Coronakrise viele Unternehmen angesichts der Rezession in eine Notlage geraten. Dann könnte es sein, dass sie einen Teil ihrer Kredite nicht mehr bedienen können, was wiederum die Bankbilanzen belastet.

Die EU-Bankenaufsicht Eba hatte bereits Ende Mai erklärt, sie rechne mit einem deutlichen Anstieg fauler Kredite in den Büchern der Geldhäuser. Auch andere Aufseher signalisierten, dass sie deutlich mehr Ausfälle erwarten. BCG kalkuliert mit einem starken Anstieg der Risikovorsorge deutscher Banken für das zweite Quartal und womöglich darüber hinaus.

Die deutschen Sparkassen und Volksbanken, die Hauptgeldgeber des deutschen Mittelstands, äußerten sich vor einigen Wochen allerdings noch recht zuversichtlich. Sparkassenpräsident Helmut Schleweis sagte dem Handelsblatt Mitte Juni: „Die Kreditrisikovorsorge wird sich ausweiten, es wird anstrengend werden.“ Aber man sei gut gerüstet, „weil wir die vergangenen Jahre genutzt haben, um entsprechende Vorsorgereserve anzulegen“.

Auch der Verband der Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) erklärte damals, er rechne nicht mit einem starken Anstieg der Risikovorsorge. Die Deutsche Bank hatte im ersten Quartal im Vergleich zu anderen europäischen Großbanken noch recht wenig Geld für faule Kredite zur Seite gelegt und rechnet nun im zweiten Quartal mit dem vorläufigen Höhepunkt.

Kreditgeschäft ist ein zweischneidiges Schwert

Dabei ist das Kreditgeschäft derzeit ein zweischneidiges Schwert: Wer seine Darlehen bedienen kann oder nicht, zeigt sich erst langfristig – und damit auch die Ausfälle.

Kurzfristig führt die höhere Kreditnachfrage zunächst einmal zu mehr Zinserträgen. Deshalb zeigt sich BCG für die nächsten Monate auch optimistisch, was die Lage der Branche angeht: Die Berater prognostizieren, dass die Erträge der deutschen Banken im laufenden Jahr nur um höchstens vier Prozent sinken oder sogar stabil bleiben. 

Wegen der Coronakrise und des vorübergehenden Shutdowns, der die Geschäfte vielerorts zum Erliegen gebracht hatte, hatten sich viele Unternehmen bei ihren Banken mit Liquidität vollgesogen und mehr Kredite aufgenommen als in normalen Zeiten.

„Wir sehen für das Firmenkundengeschäft eine gewisse Sonderkonjunktur“, erklärte BCG-Partner Carsten Baumgärtner. Das werde aber wieder abflachen. Im Neugeschäft mit privaten Kunden geht BCG dagegen von einem drastischen Rückgang aus.

Die Prognose der Berater für die Banken bis zum Jahr 2024 hängt vom Tempo der wirtschaftlichen Erholung ab. Im Falle einer raschen Erholung erwarten die Experten sogar eine Ertragssteigerung der Banken von zuletzt insgesamt 85 Milliarden Euro auf dann 89 Milliarden Euro. Sollte die Wirtschaft dagegen lange leiden, rechnet BCG mit einem Abrutschen auf 74 Milliarden Euro.

Mehr: Die Finanzaufsicht Bafin warnt vor Kreditausfällen in mehreren Wellen.

Startseite
Mehr zu: Faule Kredite - Immer mehr Experten warnen vor einer Bankenkrise in Deutschland
3 Kommentare zu "Faule Kredite: Immer mehr Experten warnen vor einer Bankenkrise in Deutschland"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Bevor wir in Deutschland eine Bankenkrise sehen, sehen wir die ersten Banken in den USA oder in den südeuropäischen Ländern fallen. In Deutschland schlägt eine Bankenkrise erst ein, wenn lokale Banken wieder Kreditverbriefungen gekauft und auf eine extra Rendite spekuliert haben.

    Deutsche KMU´s erhalten im internationalen Vergleich verhältnismäßig sogar die höchste Unterstützung!

    Wobei Kreditausfälle von KMU´s wahrscheinlich sowieso nur eine Nebenrolle spielen werden. Viel größer sehe ich die Gefahr bei den ganzen Börsenneulinge, welche während der Coronazeit den Aktienhandeln für sich entdeckt haben. Während deutsche Unternehmen von ca. 5 fach so vielen Neukunden (Durchschnittsalter ca. 30Jahre) sprechen, sind es in den USA sogar noch mehr.. Und alles eint sie.. nämlich, dass sie ihre Aktientipps von Influencern und vermeintlichen Börsenexperten erhalten.

    Quelle: https://boerse.ard.de/boersenwissen/boersengeschichte-n/die-robinhoodhausse100.html

  • Herr Berchtold,

    Sie irren, wenn sie aus der Zahlungsmittelschöpfung herleiten, dass diese Abschreibungen kein Verlust sind. Abschreibungen auf die Forderungen mindern entweder das Eigenkapital der Bank oder werden eben als Staatsschulden sozialisiert.

  • Mittels einer Bad-Bank kann man eine Krise leichter meistern. Faule Kredite werden in die Bad-Bank ausgelagert, die Bad-Bank versucht noch, die Sicherheiten zu verwerten. Der Rest, das Ungeinbringliche, wird ausgebucht. Ausbuchen ist leicht möglich, da die meisten Kredite ohnehin aus dem Nichts geschöpft wurden. Derartige Strategien sollte man aber nur in Krisenzeiten nutzen, sonst könnten Banker auf die Idee kommen , Kredite an ihre Spezi zu vergeben, die man danach ausbuchen muss.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%