Finanzaufseher in den USA: Die schwere Jagd auf die großen Fische
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Finanzaufseher in den USADie schwere Jagd auf die großen Fische
Die US-Finanzaufseherin Romero schlägt ein neues Verfahren vor, um Bankchefs bei Skandalen persönlich belangen zu können. Damit sollen nicht nur die „kleinen“, sondern auch Top-Manager hinter Gitter gebracht werden.
New York Christy Goldsmith Romero tut etwas, was andere Finanzaufseher in den USA nicht zustande bringen: Sie schickt Banker ins Gefängnis. Insgesamt 35 Mal ist das ihrer Behörde laut dem letzten Quartalsbericht vom Juli 2016 gelungen. In 13 weiteren Fällen warten die Beschuldigten nur noch auf die Höhe des Strafmaßes. Das Problem dabei: Die Chefin von SIGTARP, wie die Abkürzung ihres Büros lautet, konnte bisher nur Angehörige von Kleinbanken bestrafen.
Jetzt schlägt sie ein neues Verfahren vor, um auch die großen Fische zu fangen. Top-Banker, sagt sie in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters, sollten regelmäßig bezeugen, dass es in ihrer Bank keinen kriminellen Betrug und keinen zivilrechtlichen Missbrauch gibt. Die Idee ist offenbar, Banker leichter persönlich belangen zu können, wenn sich ihre Zusicherung als falsch herausstellt.
SIGTARP ist die Abkürzung für die Behörde, die die Abwicklung des Hilfsprogramms für die US-Banken überwacht, das die Regierung nach der Finanzkrise geschaffen hat. Dieses Büro hat mit seinen 140 Ermittlern nicht nur Banker hinter Gitter gebracht, sondern zusätzlich für die amerikanischen Steuerzahler rund zehn Milliarden Dollar gerettet, die durch betrügerische Machenschaften in Banken geflossen sind. Insgesamt hatte das Hilfsprogramm ein Volumen von rund 400 Milliarden.
Diese Bankchefs verdienen am meisten
Stuart Gulliver, HSBC
Der CEO von HSBC landet im Ranking auf Platz 10. In den Jahren zuvor verdiente er sogar noch mehr.
2015: 11,2 Millionen Dollar
2014: 12,6 Millionen Dollar
2013: 12,6 Millionen Dollar
Sergio Ermotti, UBS
Der CEO der schweizerischen UBS verdiente 2015 deutlich mehr als in den Jahren davor und landet auf Platz 9.
2015: 14,9 Millionen Dollar
2014: 12,2 Millionen Dollar
2013: 11,6 Millionen Dollar
Brian Moynihan, Bank of America
Der Chairman, Präsident und CEO der Bank of America konnte nach einem Rückgang 2014 im vergangenen Jahr sein Gehalt wieder steigern.
2015: 16,4 Millionen Dollar
2014: 13,5 Millionen Dollar
2013: 14,5 Millionen Dollar
Michael Corbat, Citigroup
Auch der CEO der Citigroup konnte 2015 sein Gehalt steigern.
2015: 16,5 Millionen Dollar
2014: 12,6 Millionen Dollar
2013: 14,4 Millionen Dollar
John Stumpf, Wells Fargo
Der Chairman, Präsident und CEO von Wells Fargo verdiente in den vergangenen drei Jahren exakt die gleiche Summe.
2015: 19,3 Millionen Dollar
2014: 19,3 Millionen Dollar
2013: 19,3 Millionen Dollar
Tidjane Thiam, Credit Suisse
Der CEO der Credit Suisse hat erst im Juli 2015 bei der schweizerischen Bank als Chef begonnen. In seinem Gehalt ist ein „Replacement Award“ eingeschlossen.
2015: 21,1 Millionen Dollar
James Gorman, Morgan Stanley
Der Chairman und CEO von Morgan Stanley konnte sein Gehalt von 2014 im vergangenen Jahr nicht steigern.
2015: 21,2 Millionen Dollar
2014: 23,1 Millionen Dollar
2013: 18,2 Millionen Dollar
Bill Winters, Standard Chartered
Der CEO von Standard Chartered aus London hat erst 2015 seinen Posten angetreten. In seinem Gehalt ist ein „Replacement Award“ enthalten.
2015: 22,4 Millionen Dollar
Lloyd Blankfein, Goldman Sachs
Der Chairman und CEO von Goldman Sachs verdiente im vergangenen Jahr knapp eine Million Dollar weniger als 2014.
2015: 23,4 Millionen Dollar
2014: 24,3 Millionen Dollar
2013: 23,3 Millionen Dollar
Jamie Dimon, JP Morgan Chase
Der Chairman, Präsident und CEO von JP Morgan Chase verdiente im vergangenen Jahr mit Abstand am meisten.
2015: 27,6 Millionen Dollar
2014: 20,2 Millionen Dollar
2013: 20,3 Millionen Dollar
Quelle: Financial Times
Der Vorschlag der Aufseherin könnte auf Resonanz stoßen. Seit der Finanzkrise klagen Politiker, Medien und viele US-Bürger, dass die Banken zwar Milliardenstrafen für Fehlverhalten zahlen mussten, die Chefs aber meist unbehelligt oder mit einer saftigen Abfindung davon kamen. Kaum etwas würde den Zorn über die Krise, die viele Amerikaner ihren Job und ihr Haus gekostet hat, mehr befriedigen als Bilder von Top-Bankern, die in Handschellen abgeführt werden.
Goldsmith Romero hat bisher aber nicht näher erläutert, wie sie sich das Verfahren vorstellt. „Jeder Verantwortliche sollte in der Lage sein, umfangreiche Prüfungen durchzuführen“, sagt sie in dem Interview. „Und wenn sie (gemeint sind die Banken) zu groß dazu sind, dann sind sie eben zu groß, Punkt.“ Offenbar geht die Aufseherin davon aus, dass Top-Banker in der Lage sein sollten, ihren Betrieb zu 100 Prozent zu kontrollieren, was ja in Wahrheit nicht einmal bei einem Kleinbetrieb möglich ist. Ihr ist vor allem ein Dorn im Auge, dass Betrug häufig nur auf niedrigen Etagen nachgewiesen werden kann. „Das Wissen darüber ist begrenzt“, sagt sie, „begrenzt auf die niedrigen Etagen. Und in vielen Fällen, so glaube ich, wird das mit Absicht so gehandhabt.“
Die größten Investmentbanken der Welt
Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gingen im ersten Halbjahr 2016 laut Thomson Reuters die Umsätze von Investmentbanken mit Börsengängen, M&A-Beratung sowie neu begebenen Anleihen und Krediten um mehr als 23 Prozent zurück.
RBC Capital Markets
Einnahmen: 757 Millionen Dollar
Rückgang: 32,6 Prozent
Wells Fargo
Einnahmen: 891 Millionen US-Dollar
Rückgang: 28,9 Prozent
Deutsche Bank
Einnahmen: 1,269 Milliarden Dollar
Rückgang: 34,4 Prozent
Credit Suisse
Einnahmen: 1,309 Milliarden Dollar
Rückgang: 25,0 Prozent
Barclays
Einnahmen: 1,420 Milliarden Dollar
Rückgang: 22,0 Prozent
Citibank
Einnahmen: 1,420 Milliarden Dollar
Rückgang: 20,3 Prozent
Morgan Stanley
Einnahmen: 2,058 Milliarden Dollar
Rückgang: 26,8 Prozent
Bank of America Merrill Lynch
Einnahmen: 2,127 Milliarden Dollar
Rückgang: 23,8 Prozent
Goldman Sachs
Einnahmen: 2,396 Milliarden Dollar
Rückgang: 30,3 Prozent
JP Morgan
Einnahmen: 2,598 Milliarden Dollar
Rückgang: 22,6 Prozent
Damit stellt sich die Frage, was genau die Banker bezeugen sollen. Niemand kann zu 100 Prozent sicher sein, dass in seinem Bereich kein Fehlverhalten vorliegt. Wenn Banker aber nur bezeugen, dass „ihres Wissens“ kein Fehlverhalten vorliegt, wird das Verfahren, die oberen Etagen bewusst von heiklen Informationen abzuschneiden, sich ja noch mehr ausbreiten. Mit einem derartigen Zeugnis ließen sich allenfalls Fälle härter als bisher bestrafen, in denen nachgewiesen wird, dass ein Zeugnis wider besseres Wissen abgegeben wurde. Insgesamt bleiben daher Zweifel an der Wirksamkeit der vorgeschlagenen Zeugnisse.