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Finanzaufsicht Mängel bei Geldwäscheprävention – Bafin-Strafen treffen Smartphonebank N26 vor Finanzierungsrunde

Das Institut muss eine Millionenstrafe zahlen. Doch die Sanktionen der Finanzaufsicht greifen offenbar weiter – und könnten das Wachstum der Bank bremsen.
28.09.2021 Update: 29.09.2021 - 13:09 Uhr Kommentieren
An N26 sind unter anderem der deutsche Versicherungskonzern Allianz, der Staatsfonds GIC aus Singapur, der chinesische Internetriese Tencent, Earlybird und der deutsch-amerikanische Investor Peter Thiel beteiligt. Quelle: imago images / photothek
N26

An N26 sind unter anderem der deutsche Versicherungskonzern Allianz, der Staatsfonds GIC aus Singapur, der chinesische Internetriese Tencent, Earlybird und der deutsch-amerikanische Investor Peter Thiel beteiligt.

(Foto: imago images / photothek)

Frankfurt Mängel bei der Geldwäscheprävention kommen die Smartphone-Bank N26 teuer zu stehen. Die Finanzaufsicht Bafin hat gegen das Berliner Institut einen Bußgeldbescheid in Höhe von 4,25 Millionen Euro erlassen und begründete dies am Mittwoch mit Versäumnissen bei der Abgabe von Geldwäscheverdachtsmeldungen.

Laut N26 geht es dabei um „weniger als 50 verspätet eingereichte Meldungen aus den Jahren 2019 und 2020“. Banken sind verpflichtet, bei verdächtigen Geldflüssen Verdachtsmeldungen an die Financial Intelligence Unit (FIU) zu schicken. Diese soll die Informationen dann prüfen und bei Bedarf an die Staatsanwaltschaften weitergeben.

N26 erklärte, das Institut habe das Bußgeld bereits am 14. Juli bezahlt. „Alle von der Bafin geforderten Maßnahmen zur Verbesserung von rechtzeitigen Meldungen verdächtiger Aktivitäten wurden von N26 bereits vollumfänglich umgesetzt.“

Die Bafin sieht bei der Smartphone-Bank Finanzkreisen zufolge jedoch noch zahlreiche weitere Mängel – unter anderem bei der Compliance, der IT und beim Kampf gegen Geldwäsche. Die Finanzaufsicht habe deshalb kürzlich formell Wachstumsbeschränkungen gegen N26 erlassen, bis die Probleme behoben seien, sagten mehrere mit dem Thema vertraute Personen.

Eingeschränkt würden dadurch unter anderem die Neuaufnahme von Kunden und die Expansion in weitere internationale Märkte. Die Bafin und N26 äußerten sich dazu nicht.

Das Handelsblatt hatte bereits Mitte August über die bevorstehende Wachstumsbeschränkung berichtet, die eine gravierende aufsichtliche Maßnahme darstellt. Die Bank erklärte damals, sie arbeite eng mit den Aufsichtsbehörden zusammen und tausche sich mit ihnen regelmäßig zu allen wichtigen Themen aus. Weitere Eintritte in internationale Märkte seien derzeit ohnehin nicht geplant.

Die Auflagen der Finanzaufsicht kommen für N26 zur Unzeit, denn das Finanz-Start-up (Fintech) verhandelt mit Investoren aktuell über eine neue Finanzierungsrunde. Im Juli hieß es in Finanzkreisen, die Berliner Firma könne dabei mit acht bis elf Milliarden Dollar bewertet werden. Angesichts der Ermittlungen der Bafin stellen einige Investoren Insidern zufolge nun aber verstärkt kritische Fragen. Dadurch verzögere sich die geplante Finanzierungsrunde etwas.

N26 gehört zu den Smartphone-Banken und ist die größte dieses Typs in Deutschland. Ihr Kernangebot ist eine Banking-App für das Smartphone. Sie werden auch als „Neobanken“ bezeichnet.

Konflikt mit Bafin schwelt schon länger

Die Finanzaufsicht ist mit N26 schon länger unzufrieden. Bereits 2019 hatte die Bafin nach einer Sonderprüfung bei der N26 Bank gravierende Mängel festgestellt und das Institut ermahnt, diese zeitnah abzustellen. Diesen Forderungen ist die Bank aus Sicht der Finanzaufsicht bisher jedoch nicht ausreichend nachgekommen. Aus Sicht von Bankenaufsehern und ehemaligen N26-Mitarbeitern ist die Smartphone-Bank zu schnell gewachsen und hat es versäumt, ihre Strukturen im gleichen Tempo anzupassen.

Im Frühjahr dieses Jahres schickte die Bafin deshalb einen Sonderbeauftragten in das Institut. Er soll überwachen, dass die Bank ihre Mängel bei der Prävention von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung behebt. Konkret gehe es dabei um „Defizite sowohl im EDV-Monitoring als auch bei der Identifizierung und Verifizierung von Kunden“, erklärte die Bafin im Mai. Des Weiteren müsse N26 „eine angemessene personelle und technisch-organisatorische Ausstattung zur Einhaltung ihrer geldwäscherechtlichen Verpflichtungen“ sicherstellen.

N26 steht unter anderem in der Kritik, weil Konten der Onlinebank immer wieder von Kriminellen zur Abwicklung illegaler Geschäfte genutzt werden. Die Bank führt das auch auf die gestiegene Zahl von Betrugsfällen im Onlinehandel und auf Onlineplattformen im Zuge der Corona-Pandemie zurück. „Wir wissen, dass wir dieses globale Problem der Banken- und Finanzbranche nicht allein lösen können“, erklärte eine N26-Sprecherin im August.

Das nun verhängte Bußgeld hatte N26 bereits am Dienstagabend öffentlich gemacht und kam damit der Verkündung durch die Bafin zuvor, was ein ungewöhnliches Vorgehen ist. In seiner Stellungnahme erklärte das Institut, es nehme seine Verantwortung im Kampf gegen Finanzkriminalität und Geldwäsche sehr ernst. „Insbesondere in den vergangenen Monaten haben wir zahlreiche weitreichende Maßnahmen ergriffen sowie Strukturen und Prozesse etabliert, die den höchsten Standards entsprechen.“

Dass die Bafin bei N26 nun hart durchgreift, führen manche Beteiligte auch auf den Wirecard-Skandal zurück. Sie haben den Eindruck, dass die Behörde bei der Verhängung gravierender Maßnahmen grundsätzlich nicht mehr so lange zögert und weniger konziliant ist, wenn es bei Banken Probleme gibt. Bei der Bafin wolle sich schließlich niemand erneut dem Vorwurf aussetzen, wie bei Wirecard zu wenig getan und zu spät gehandelt zu haben.

Die Kundenzahl steuert auf neun Millionen zu

N26 wurde 2013 von Valentin Stalf und Maximilian Tayenthal gegründet. An dem Unternehmen beteiligt sind unter anderem der deutsche Versicherungskonzern Allianz, der Staatsfonds GIC aus Singapur, der chinesische Internetriese Tencent, Earlybird und der deutsch-amerikanische Investor Peter Thiel. Zuletzt sollen auch Gespräche mit Spotify-Investor Dragoneer geführt worden sein.

Anfang 2021 zählte die Neobank, die in 25 Ländern aktiv ist, sieben Millionen Kunden, zwei Millionen mehr als ein Jahr zuvor. Es dürfte aber inzwischen auf neun Millionen Kunden zusteuern. Im Gespräch mit dem Handelsblatt sagte Stalf Anfang September, die Wachstumsgeschwindigkeit sei „relativ konstant“.

Gewinne erzielt das Fintech bislang nicht. „Pro Kunde ist N26 profitabel, als Gesamtunternehmen aber nicht“, sagte Stalf. Im vergangenen Jahr lag der Verlust vor allem angesichts der weiter hohen Investitionen bei 110 Millionen Euro. 2019 war er sogar doppelt so hoch gewesen. Damals hatte N26 Stalf zufolge besonders viel investiert.

Mehr: Smartphone-Bank N26 verliert ihren Deutschlandchef

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