Finanzierungs-Start-up Fintech Finiata stellt sein Geschäft in Deutschland ein

Statt Rechnungen vorzufinanzieren bietet Finiata nun einen flexiblen Kreditrahmen.
Frankfurt Der Markt der innovativen Finanzierungsanbieter lichtet sich. Nachdem in der vergangenen Woche die Kreditplattform Funding Circle ihren weitgehenden Rückzug aus Deutschland bekannt gab, stellt zum Sommer auch Finiata sein Geschäft hierzulande ein. Wie das Handelsblatt von dem Berliner Start-up erfuhr, ist damit zugleich die Abkehr von seinem ursprünglichen Geschäftsmodell verbunden. Im Fokus soll nun die Vergabe flexibler Kreditlinien stehen.
Finiata war 2016 von Sebastian Diemer gegründet worden, der zuvor schon die Kreditplattform Kreditech gegründet hatte – die seit neuestem als Monedo firmiert. Zunächst bot das Unternehmen sogenanntes stilles Factoring für Selbstständige, Freiberufler und kleine Unternehmen an. Zur Finanzierung ihrer Rechnungen vergab es mit der Solarisbank kurz laufende Kredite in Höhe von 1.000 bis 200.000 Euro. Nachdem sich Diemer in das Aufsichtsgremium von Finiata zurückgezogen hat, ist seit anderthalb Jahren der ehemaliger Comdirect-Banker Jan Enno Einfeld als Geschäftsführer an Bord.
Der verkündet nun die Abkehr vom Factoring und zugleich den Rückzug aus Deutschland: „Mit unserem Angebot FlexKapital sind wir schon 2018 in Polen gestartet und genieren dort bereits 90 Prozent unserer Umsätze“, sagte Einfeld. „Die Nachfrage ist dort sehr hoch, es gibt weniger Wettbewerber und die regulatorischen Rahmenbedingungen sind einfacher.“ Der Schritt legt nahe, dass das Geschäft in Deutschland nicht gut gelaufen ist. Das will Einfeld aber so nicht sagen. Stattdessen betont er: „Die Praxis in Polen hat gezeigt, dass Kunden eine flexible Kreditlinie gegenüber kurzläufigem Factoring bevorzugen.“
Statt eines fixen einmaligen Betrags basierend auf einer noch ausstehenden Rechnung gewährt Finiata seinen Kunden mit „FlexKapital“ einen Kreditrahmen zwischen drei und acht Prozent ihres Jahresumsatzes für einen Zeitraum von sechs Monaten, um kurzfristige Liquiditätsengpässe zu überbrücken. Nach bestandener Bonitätsprüfung zahlen Unternehmen zwei Prozent für die fortlaufende Bereitstellung der gesamten Kreditlinie sowie zusätzliche Zinsen für den tatsächlich entnommenen Betrag. Es werden zwischen 1.000 und 100.000 Euro bereitgestellt.
Mit dem neuen Produkt dürften Einfeld und sein Team gerade jetzt in der Coronakrise bei vielen Firmen auf eine große Nachfrage stoßen. Den Kreditrahmen auch in Deutschland anzubieten, ist aber keine Option, so Einfeld. „Wenn wir in andere Länder expandieren, werden wir uns eher die Türkei, Spanien oder Italien anschauen.“ Der Firmensitz inklusive eines Teils des Teams solle aber auf absehbare Zeit in Berlin bleiben, so Einfeld. „Dort verfügen wir über ausgezeichnete Finanz- und Investoren-Netzwerke sowie über Zugang zu Top-Talenten am Arbeitsmarkt.“
In der vergangenen Woche hatte Funding Circle den weitgehenden Rückzug aus Deutschland und den Niederlanden vermeldet. Hierzulande wolle man ab dem 12. März 2020 nicht mehr direkt Kredite von Investoren und Privatanlegern an kleine und mittlere Unternehmen vermitteln, teilte das Start-up mit. Stattdessen werde es sein Geschäftsmodell in Deutschland auf eine reinen Marktplatzmodell zur Vermittlung von Kreditanfragen umstellen
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