Finanzinvestoren interessiert Aareal Bank bestätigt Übernahmegespräche – Aktie steigt um mehr als 20 Prozent

In der Vergangenheit hatte sich die Bank gegen Vorstöße, die eine Abtrennung der Software-Tochter vorsehen, allerdings immer wieder gesperrt.
Frankfurt Eine Gruppe von Finanzinvestoren führt Übernahmegespräche mit dem Immobilienfinanzierer Aareal Bank. Sollte der Vorstoß, den die Aareal Bank am Mittwochnachmittag per Pflichtmitteilung bestätigte, erfolgreich sein, könnte das weitreichende Folgen für die Struktur des Wiesbadener Instituts haben. Denn Finanzkreisen zufolge liebäugeln die Private-Equity-Firmen mit der Abspaltung der Softwaretochter Aareon.
Eine Abtrennung von Aareon sei das mittelfristige Ziel, sagte eine mit dem Sachverhalt vertraute Person. Eine offizielle Bestätigung gibt es dafür von keiner Seite, weder von der Bank noch von einem der Finanzinvestoren.
Mit einer Abspaltung könnten Investoren den Wert ihres Engagements heben, denn Technologiefirmen werden derzeit deutlich höher bewertet als Finanztitel. In der Vergangenheit hatte sich die Aareal Bank gegen Vorstöße, die eine Abtrennung der Softwaretochter vorsahen, allerdings immer wieder gesperrt.
Im vergangenen August verkaufte sie dann allerdings eine Minderheitsbeteiligung von 30 Prozent an den Finanzinvestor Advent. Zwischen der Aareal Bank und Advent gibt es langfristige Absprachen bezüglich der Aareon. Es ist allerdings ein offenes Geheimnis in der Finanzbranche, dass Advent damals gern einen größeren Anteil an Aareon erworben hätte.
Nun geht Advent mit den anderen Finanzinvestoren also aufs Ganze. Völlig frei agieren könnten die Private-Equity-Firmen allerdings auch im Falle einer erfolgreichen Übernahme nicht: Bei so wichtigen strategischen Veränderungen hätte immer auch die Bankenaufsicht mitzureden, für die es wichtig ist, dass die Kapitalstruktur der Bank durch gravierende Verkäufe von Vermögenswerten nicht allzu sehr beeinträchtigt wird.
Noch ist allerdings offen, ob sich diese Frage je stellen wird. Die Aareal Bank betonte in ihrer Mitteilung, es „ist derzeit ungewiss“, ob es zu einer Transaktion oder einem Angebot an die Aktionäre kommen werde. Sie bestätigte nur eine Meldung des Finanzdienstes Bloomberg, dass der Vorstand „in ergebnisoffene Gespräche über eine mögliche Mehrheitsbeteiligung einer Gruppe von Finanzinvestoren unter Führung von Centerbridge und Towerbrook sowie unter weiterer Beteiligung von Advent“ an der Bank eingetreten ist.
Damit es zu einer freundlichen Übernahme kommt, müssten sich die Finanzinvestoren mit dem Vorstand der Aareal Bank auf wichtige strategische Eckpunkte einigen – die Zukunft der Aareon würden sicher dazugehören.
Während die Aareal Bank vor Jahren eine Avance von Apollo zurückgewiesen hatte und sich damals weigerte, überhaupt einen Datenraum einzurichten, geht sie diesmal offener an die Sache heran. Die Bieter prüfen seit einigen Tagen die Bücher. „Es gibt einen guten Dialog, das Management ist offen für einen Deal“, sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person. Die Aareal nahm über die Ad-hoc-Mitteilung hinaus keine Stellung, auch die Bieter, Beraterbanken und aktivistischen Aktionäre gaben keine Kommentare ab.
Das publik gewordene Übernahmeinteresse ließ den Aktienkurs am Mittwoch aber um mehr als 20 Prozent auf 29,20 Euro hochschnellen. Damit pendelte sich der Kurs auf dem Niveau ein, das die Finanzinvestoren der Pflichtmitteilung zufolge indikativ in den Raum gestellt haben. Das entspreche einer Prämie von rund 35 Prozent gegenüber dem volumengewichteten Durchschnittskurs der vergangenen drei Monate.
Der Aktienkurs des Immobilienfinanzierers hatte seit Ausbruch der Coronakrise stark gelitten, weil die Bank viele Hotels und Büros finanziert, die in der Pandemie stark unter Druck standen. Die monatelangen Dividendenbeschränkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) hatten zudem einige stabile Investoren des Instituts vergrätzt, da sich die Bank davor als stabile Dividendenzahlerin positioniert hatte.
Zuletzt war es in erster Linie die Fantasie um die Zukunft der Softwaretochter Aareon, die Investoren elektrisiert hatte. So hatten die zwei Hedgefonds Petrus Advisers und Teleios, die mit Anteilen von 9,42 beziehungsweise 5,06 Prozent zu den Großaktionären der Aareal Bank gehören, bislang ebenso offen wie vergeblich für eine Abspaltung gekämpft.
Die Bank hielt das bisher nicht für ihr langfristiges Interesse. Mit Jochen Klösges hat die Aareal Bank seit Mitte September allerdings auch einen neuen Vorstandschef, der sich in dieser Frage noch nicht positioniert hat. Ebenfalls unklar ist, wie Petrus Advisers und Teleios zum Übernahmeversuch der Finanzinvestoren stehen.
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