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Finanzmarkt Chinas Regierung wird nervös: Wie Peking seine Fintechs an die kurze Leine nimmt

In der Volksrepublik tummeln sich Tausende Mikrokreditfirmen. Die Darlehen sind kaum abgesichert – einer der Gründe, warum die Regierung jetzt stärker eingreifen will.
29.03.2021 - 17:14 Uhr 1 Kommentar
Zusammen mit seinem Konkurrenten Tencent deckt das Fintech in China rund 94 Prozent des Marktes für mobile Bezahldienstleistungen ab. Quelle: AP
Ant Group

Zusammen mit seinem Konkurrenten Tencent deckt das Fintech in China rund 94 Prozent des Marktes für mobile Bezahldienstleistungen ab.

(Foto: AP)

Peking Wer in China einen Konsumentenkredit bekommen will, kann das mit ein paar Klicks erledigen. Statt etwa mit der beliebten App Alipay des Unternehmens Ant beim Onlineshopping oder im Geschäft sofort direkt zu bezahlen, können Verbraucher innerhalb des Programms auch eine Kreditfunktion wählen – mit dem Ant-Dienst Huabei. Das heißt übersetzt „Gib Geld aus“. Die Kunden kaufen ihren neuen Tisch oder Mantel dann auf Pump – in den ersten 40 Tagen ohne Zinsen.

Die Kleinstkredite sind in den vergangenen Jahren in China immer beliebter geworden. Nach Zahlen der Zentralbank gab es im Dezember 2020 insgesamt 889 Milliarden Yuan (rund 115 Milliarden Euro) an ausstehenden Darlehen bei solchen Mikrokreditfirmen. Die Fintechs kooperieren bei der Vergabe dieser Kredite mit Banken und sichern die Forderungen nur zu einem Bruchteil selbst ab.

Das macht die Regierung zunehmend nervös, denn hier schlummern Risiken, die kaum zu kontrollieren sind. Schon bald sollen deshalb neue Regeln gelten. So soll es für Banken, die mit Fintechs kooperieren, eine Obergrenze für die Vergabe von Onlinekrediten geben. Zudem werden Online-Kreditgeber dazu verpflichtet, mindestens 30 Prozent ihrer Darlehen, die sie zusammen mit Banken oder anderen Finanzinstituten ausgeben, selbst zu finanzieren.

Neben dem Platzhirsch Ant sind in dem Land weitere große Techfirmen auf das Geschäft aufgesprungen, etwa das Videospiel- und Messenger-Unternehmen Tencent („WeChat“), der Suchmaschinenbetreiber Baidu und der Onlinehändler JD.com.

Laut der chinesischen Zentralbank gab es Ende Dezember rund 7200 Mikro-Kreditvergabe-Firmen in China – fast doppelt so viele wie traditionelle Banken. Vor allem das Online-Kreditgeschäft von Ant hat enorme Dimensionen angenommen.

Laut dem Börsenprospekt des Unternehmens, das im September seinen IPO hinlegen wollte, die Pläne dann aber kurzfristig stoppen musste, hatte Ant Ende Juni 2020 1,7 Billionen Yuan (rund 225 Milliarden Euro) an ausstehenden Konsumentenkrediten in den Büchern. Rund 500 Millionen Menschen hatten bei dem Konzern Schulden, im Durchschnitt waren es etwa bei dem Dienst Huabei rund 2000 Yuan (circa 260 Euro) pro Nutzer. Aber: Nur etwa zwei Prozent der Konsumentenkredite wurden von dem Unternehmen selbst gegenfinanziert.

Erst Ant, dann Tencent

Jetzt steuert die Regierung gegen. „Das primäre Ziel dieser Regelungen war es, die Anreize der Online-Kreditunternehmen mit den Anreizen der Banken, die letztlich die Onlinekredite finanzieren, neu auszurichten und so die Anhäufung von versteckten Risiken zu verhindern“, erklärt Viktar Fedaseyeu, Finanzprofessor an der China Europe International Business School in Schanghai (CEIBS). 

Die neuen Fintechregeln sind Teil einer größeren Aktion der chinesischen Regulierungsbehörden gegen die Techbranche. Sie hatte sich in den vergangenen Jahren weitgehend frei von Regularien immer weiter entwickelt. Einzelne große Konzerne wie Ant oder Tencent dominieren den Alltag der Chinesen.

So hat Ant etwa auch bei Onlinezahlungen eine dominante Stellung. Zusammen mit seinem Konkurrenten Tencent decken die Unternehmen laut dem Marktforschungsunternehmen iResearch rund 94 Prozent des Marktes für mobile Bezahldienstleistungen in China ab.

Das ist der Regierung ein Dorn im Auge, wie sie offen zugibt. „Wir werden die Bemühungen gegen Unternehmensmonopole verstärken und uns vor unregulierter Kapitalausweitung schützen und einen fairen Marktwettbewerb sicherstellen“, sagte Chinas Premierminister Li Keqiang Anfang März bei der Sitzung des Nationalen Volkskongresses, des Scheinparlaments der Volksrepublik.

Im September hatten die chinesischen Behörden den Börsengang von Ant gestoppt. In der Folge tauchte Ant-Gründer Jack Ma, der das Unternehmen noch immer kontrolliert, für drei Monate ab. Derzeit arbeitet der Konzern an einer großen Restrukturierung, um den neuen Regeln gerecht zu werden.

Als nächste große Firma nehmen die Regulierer offenbar den Ant-Konkurrenten Tencent stärker ins Visier. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtete, traf sich Pony Ma, der Gründer von Tencent, in diesem Monat mit Beamten der chinesischen Kartellbehörde, der State Administration of Market Regulation (SAMR). Bei dem Treffen soll es darum gegangen sein, wie sich der Konzern besser an die Wettbewerbsregeln halten kann. 

Bei der Vorlage seiner Quartalszahlen in der vergangenen Woche bestätigte das Tencent-Management, dass es mehrere Treffen mit den Regulierungsbehörden gegeben hatte. Zugleich versuchte das Unternehmen, die Investoren zu beruhigen: Die neuen Regeln würden die Geschäfte nicht negativ beeinträchtigen. Der Erfolg blieb allerdings aus – Tencent-Aktien verloren am Folgetag zeitweise sechs Prozent an Wert.

Eine Bremse für das Wachstum

Für die Fintech-Branche haben die neuen Regeln schon jetzt gravierende Auswirkungen. Analysten glauben, dass durch die höheren Kapitalverpflichtungen der Druck auf die Mikro-Kreditgeber steigen wird. Daher sei mittelfristig eine Konsolidierung der Branche wahrscheinlich.

Neue Wettbewerber im Markt für Onlinekredite dürften es schwerer haben, in den Markt einzutreten, und einige Unternehmen könnten sogar ganz aus dem Sektor herausgedrängt werden, schätzt die Ratingagentur Fitch. Und auch große Internetunternehmen werden ihre Geschäftsmodelle anpassen und ihr Wachstum verlangsamen müssen, heißt es in einer Analyse von Moody’s. 

Beobachter rechnen damit, dass sich die Regierung bei ihrer Regulierung in den nächsten Jahren nicht nur auf Fintechs und Banken beschränkt, sondern immer mehr Firmen an die kurze Leine nimmt. „Unternehmen werden verpflichtet sein, ihre Algorithmen zur Kreditwürdigkeitsprüfung und die Daten, die sie von ihren Kunden sammeln, transparenter zu machen“, sagt CEIBS-Finanzprofessor Fedaseyeu.

Wie die Finanznachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf informierte Personen berichtet, erwägt die Regierung dabei sogar einen ungewöhnlichen Schritt: die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens mit lokalen Technologieriesen. Dieses Joint Venture würde dann die Daten, die die Techriesen von Millionen Verbrauchern sammeln, beaufsichtigen.

Der vorläufige Plan, der von der chinesischen Zentralbank geleitet wird, sehe die Schaffung einer staatlich unterstützten Einheit zusammen mit einigen von Chinas größten E-Commerce- und Zahlungsplattformen vor.

Mitarbeit: Yukun Zhang

Mehr: Ant verhandelt mit chinesischen Regulierern – und nimmt neuen Anlauf für den IPO.

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1 Kommentar zu "Finanzmarkt: Chinas Regierung wird nervös: Wie Peking seine Fintechs an die kurze Leine nimmt"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • DANA... HABEN SIE DAS NOCH NICHT MIT BEKOMMEN, DASS SIE IN DEUTSCHLAND SEIT JAHRZEHNTEN GÜNSTIGE UND SEIT 5 JAHREN FAST KOSTENFREIE/ZINSLOSE KONSUM DARLEHEN BEKOMMEN....

    SEIT JAHREN AUSSERDEM AUCH IM INTERNET.....

    WAS SOLL DER BERICHT???


    BG L.

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