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Finanzskandale Der Deal mit den Denunzianten

Ein Informant packt gegenüber den Aufsichtsbehörden aus – und beschert der Deutschen Bank womöglich einen handfesten Skandal. Worum es in dem Fall genau geht und warum bald noch mehr „Whistleblower“ plaudern dürften.
10.12.2012 - 13:49 Uhr 10 Kommentare
Die New Yorker Börse an der Wall Street: Die Behörden erhoffen sich von Informanten Hinweise auf Unregelmäßigkeiten. Quelle: dpa

Die New Yorker Börse an der Wall Street: Die Behörden erhoffen sich von Informanten Hinweise auf Unregelmäßigkeiten.

(Foto: dpa)

Düsseldorf Aufsichtsbehörden rund um die Welt setzen verstärkt auf Hinweise von Informanten. So ruft etwa die US-Aufsicht SEC Belohnungen für Hinweise auf Unregelmäßigkeiten aus. Nun werfen sogenannte „Whistleblower“ der Deutschen Bank vor, ihr Portfolio von Kreditderivaten zu hoch bewertet zu haben.

Ein ehemaliger Risiko-Analyst, Eric Ben-Artzi, packt aus, dass die Bank zeitweise diese Papiere mit einem Nennwert von 120 bis 130 Milliarden im Portfolio hatte, aber nicht korrekt bewertete. Der Schritt half der Bank demnach dabei, gesünder auszusehen. Den Vorwürfen zufolge versteckte die Bank bis zu 12 Milliarden Dollar an Papier-Verlusten im Derivatehandel.

Konkret geht es um die Bewertung von sogenannten „Leveraged Super Senior Tranches“ - das sind Teile von komplexen Finanzinstrumenten, mit denen die Ausfallrisiken von Anleihen gehandelt werden können. Dies gleicht einer Art Kreditversicherung. Als „Senior-Tranchen“ werden die Teile von Wertpapier-Emissionen  mit dem niedrigsten Risiko bezeichnet. Im Falle von Zahlungsschwierigkeiten werden diese Tranchen vorrangig bedient.

Die hier betroffenen Papiere unterscheiden sich von regulären Senior-Tranchen dadurch, dass der Verkäufer des Papiers weniger Sicherheiten bieten muss. „Wenn man eine Super-Senior-Tranche im Nennwert von einer Milliarde Dollar zehnfach hebelt, muss der Verkäufer der Kreditversicherung nur 100 Millionen Dollar Sicherheit stellen“, erläutert der Ben-Artzi im Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen“. „Damit sind die Papiere aber auch weniger wert als reguläre Tranchen.“

Die Deutsche Bank bewertete die Papiere Ben-Artzi zufolge während der Kreditkrise aber wie reguläre Tranchen, also zu hoch. Den Unterschied zwischen diesen Wertpapieren nennt man Gap-Option. Das ist ein Begriff für das vertraglich festgelegte Recht des Verkäufers, der ja nur für einen kleinen Teil der Transaktion haftet, sich aus dem Geschäft zurückzuziehen. Diese Option muss bewertet werden. Das hat die Bank Ben-Artzi zufolge aber unterlassen. Die Deutsche Bank bezeichnete die Anschuldigungen als unbegründet, die vorgenommenen Bewertungen seien korrekt gewesen.

In der Zukunft könnten noch weitere solcher Whistleblower-Fälle auftauchen. Denn der jüngste Fall folgt einem neuen Programm in den USA, dass im Zuge der Finanzmarktreform entwickelt wurde. Es ist speziell dazu angelegt, Insider zur Preisgabe von Tipps zu bewegen.

Zwischen 10 und 30 Prozent Belohnung
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10 Kommentare zu "Finanzskandale: Der Deal mit den Denunzianten"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • banken verkaufen sich schon seit jahrhunderten in absprache gegenseitig zu bilanzierten werten verlustträchtige assets um nix berichtigen zu müssen

    also die spur der papiere weiterverfolgen...

  • Der verlustfreie Verkauf, in der Krise, sagt doch alles. Anscheinend ist unternehmerisches Risiko einem postsozialistischen "Wirtschaften" zu opfern.

  • Für das damalige Produktportfolio gab es keinen Markt mehr. Die Bewertung musste also mit Modellen herangezogen werden. Eine der großen vier Wirtschaftsprüfer sowie eine Alternativsozietät haben das Bewertungsergebnis im Nachgang geprüft und zertifiziert. Das Portfolio wurde ohne nennenswerte Verluste schließlich abgewickelt. Da ist einer der in den Besprechungen seine Modelle und Berechnungen nicht plausibel darstellen konnte und dann auch irgendwann die Bank verlassen musste, wohl mit Ressentiments unterwegs. Nebenbei noch schön in der Presse landen und vielleicht noch eine SEC Provision mitnehmen, ja warum denn nicht. Ein Abstecher in good old Europe - auch wenn man die Türme nach der Sanierung nur von außen sehen darf. Wenn es mit der Karriere als Investmentbanker nicht weiter geht, dann eben eine nette Alternative. Fair enough - oder eben nicht

  • Sie verkennen die Dimension: 12 000 000 000.

  • wenn ich will kann ich jeden WP das Menu genauso auftischen, dass er abhakt. Immer.

  • Oh oh. Wenn es wirklich so geschehen wie im Artikel dargestellt, dann hat die DB tatsächlich falsch bewertet. Ich gehe mal davon aus, dass die DB beim Bewertungswahlrecht sich für Mark-to-Model entschieden hatte. Demnach ist es (aller plain vanilla Theorie zu Folge) schlicht falsch die Embedded Options untern Tisch fallen zu lassen. Immerhin reden wir über das Standardbewertungsmodell in dieser spezifischen Assetklasse.

    Die DB wird sich wohl auch kaum herrausreden können, weil quasi alle IBs die solche Produkte angepreist haben, auch das Standardbewertungsmodell in den Beipackzettel gelegt haben. Nunja die DB könnte noch im Nachhinein solange Daten zum kalibrieren zusammensuchen bis sie das gewünschte Ergebnis erhalten (Da sind bestimmt schon einige Mitarbeiter am Rechnen...)

    Wenn die SEC sich nicht ganz doof anstellt, sollte es klappen die DB eine fette Strafe aufzubrummen.

  • Da es in diesem Fall wohl auch um Vorwürfe geht, die vor fast 2 Jahren schon mal erhoben - und widerlegt - wurden, dürfte es sich hier wohl eher um ehemalige Mitarbeiter der Bank handeln, die noch einen netten Schnitt mit einem vermeintlichen Tip an die Behörden machen wollten als um echte "Whistleblower", die tasächlich ein paar Leichen aus dem Keller ziehen.
    Na ja, war ja zumindest eine Schlagzeile in der FT (und abgeschrieben dann auch in anderen Zeitungen) wert. Und die Deutsche Bank mit Dreck zu bewerfen gehört heutzutage ja zum guten Ton in der Regenbogen-"Wirtschafts"-Presse.

  • Hallo, man muss whistleblowern ja gar nicht Bonuszahlungen einräumen, wenn sie sich gegen ihre Firma stellen. Wenn es die Möglichkeit gäbe, anonym auf Mißstände hinzuweisen, ohne dafür auf Entlohnung zu schielen, sondern einfach, weil es einem in der Seele weh tut, dann wäre das schon was, womit Aufseher etwas anfangen könnten, ohne sich gleich moralisch angreifbar zu machen. Zur Zeit wird vieles tot geschwiegen und Risiken auf dem Rücken der Angestellten abgeladen, damit die Entscheidungsträger ihren Kopf und ihr Gehalt behalten. Was macht also die deutsche Aufsicht?

  • @mondahu:

    So wie ich den Artikel lese geht es nicht um Rückstellungen, sondern um die Bewertungen der Aktiva. Und offensichtlich gab es für diese Aktiva ziemlich genaue Richtlinien, zu welchen Werten diese zu Bilanzieren sind. Und gegen diese Richtlinien hat die Deutsche Bank angeblich verstoßen.

    Rechtlich könnten potenziell Bilanzfälschung, Anlagebetrug (beim Verkauf von Anleihen oder Kapitalerhöhung), Betrug der Angestellten gegen die Bank (bei der Erlangung der Bonuszahlungen) vorliegen, evtl. auch Insolvenzverschleppung. Wir sind uns aber sicher einig in dem Punkt, dass es strafrechtliche Konsequenzen für Banken auch in diesem Fall nicht geben wird, egal ob an den Vorwürfen etwas dran ist.

  • Das riecht nach Sturm im Wasserglas. Rückstellungen, und um solche handelt es sich hier, sind ein ewiger Zankapfel, da sie unmittelbar das Jahresergebnis beeinflussen. Zankapfel firmenintern, mit dem WP und mit der Steuerprüfung.
    Offensichtlich handelt sich im vorliegenden Falle um Rückstellungen, die man aus der pessimistischen Sicht der seinerzeitigen Lage wohl vertreten konnte, aber auch ebensogut unterlassen konnte (sonst hätte der WP nicht mitgespielt). Wäre der pessimistische Fall tatsächlich eingetreten, so gäbe es wahrscheinlich die DB heute nicht mehr in derselben Form, was wohl im nachhinein der Geschäftsleitung recht gibt. Nicht alle geschäftlichen Entscheidungen sind justiziabel, eher die allerwenigsten.

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