Finanzsystem Bankenpräsident fordert Hilfe der EZB

Der Verbandspräsident glaubt, dass Minuszinsen in Zeiten der Coronakrise kontraproduktiv sind.
Frankfurt In Zeiten der Coronakrise fordert der Präsident des Bundesverbandes der deutschen Banken (BdB) Hilfen von der Europäischen Zentralbank (EZB). Die Belastungen der Banken durch die Minuszinsen müssten sofort beendet werden, mahnt Hans-Walter Peters im Gespräch mit dem Handelsblatt. Die Banken sollten mit den so frei werdenden Mitteln ihr Eigenkapital stärken, um die Kreditvergabe zu erleichtern.
Die EZB hat seit Einführung der Negativzinsen vor sechs Jahren rund 26,5 Milliarden Euro von den europäischen Banken eingezogen. „Das ist Geld, das den Banken heute fehlt, um ihre Kunden mit Krediten zu versorgen“, argumentiert Peters, der seit 2016 den Verband der privaten deutschen Banken führt. Im laufenden Jahr kämen weitere 4,2 Milliarden Euro hinzu.
„Es ist dringend geboten, angesichts der wirtschaftlichen Lage in Europa die Minuszinsen sofort auszusetzen.“ Peters hält es für vorstellbar, dass an den Stopp der Minuszinsen Bedingungen geknüpft werden. So könnte die EZB die Geldhäuser verpflichten, damit ihr Eigenkapital zu stärken.
Da die Institute im Schnitt bei der Vergabe von Krediten rund zehn Prozent Eigenkapital zurücklegen müssen, könnten die Banken mit 4,2 Milliarden neuem Eigenkapital über 40 Milliarden Euro zusätzliche Darlehen vergeben. „Eine solche Unterstützung der Banken durch die EZB wäre angesichts der enormen wirtschaftlichen Herausforderungen, vor denen Europa steht, politisch nicht nur vertretbar, sondern sogar angebracht“, meint Peters. Lob zollt der Bankenpräsiden der Bundesregierung und den Bankenaufsehern der EZB: „Sie unternehmen alles, um die Wirtschaft zu unterstützen.“
Die EZB fordert derzeit für Geld, das die Banken bei ihr parken, einen Strafzins von 0,5 Prozent. Der negative Einlagensatz ist Teil der EZB-Strategie, die Inflationsrate in der Euro-Zone in Richtung ihres Zielwerts von um die zwei Prozent zu heben. Der BdB fordert bereits seit Jahren ein Ende der ultralockeren Geldpolitik der EZB.
Den Banken kommt in der Coronakrise eine Schlüsselrolle zu. Zum einen sind die deutschen Geldhäuser für die Verteilung der Hilfskredite der staatlichen Förderbank KfW zuständig. Zum anderen drohen Unternehmen in die Pleite zu rutschen, wenn die Banken gegenüber Kunden, die wegen der Coronakrise ihre Darlehen nicht bedienen können, eine harte Linie fahren. Aber auch für die Institute selbst wird die Pandemie zur Belastungsprobe. Die Ratingagenturen warnen vor einer Welle von faulen Krediten, die Kapital und Gewinne der Geldhäuser schrumpfen lässt.
Verhandlungen über Bankenabgabe
Außerdem fordert Peters die Aussetzung der sogenannten Bankenabgabe, die die Institute seit 2011 bezahlen müssen. In Deutschland summierte sich die Abgabe, die nach der Finanzkrise eingeführt wurde, im vergangenen Jahr auf zwei Milliarden Euro. Französische, italienische und spanische Banken zahlten insgesamt rund 3,6 Milliarden Euro. „Die Banken brauchen im Moment ihre ganze finanzielle Kraft, um das gesamte Wirtschaftssystem zu stützen“, argumentiert Peters. Nach Informationen des Handelsblatts laufen zum Thema Bankenabgabe bereits Verhandlungen mit den europäischen Behörden.
Seit Ausbruch der Coronakrise sind die Aufseher den Banken bereits weit entgegengekommen. Beschlossene härtere Kapitalregeln wurden um ein Jahr verschoben. Ziel der unter dem Stichwort „Basel III“ bekannten Reformen ist es, die Branche stabiler zu machen. Nach den neuen Vorschriften müssen die Banken Kredite künftig mit mehr Eigenkapital unterlegen.
Der neue Fahrplan sieht nun vor, dass die Regeln erst 2023 in Kraft treten sollen statt wie bisher geplant 2022. Außerdem dürfen die Banken die seit der Finanzkrise aufgebauten zusätzlichen Kapitalpuffer jetzt nutzen, um Belastungen durch die Pandemie abzufedern.
Mehr: Furcht vor Kreditausfällen – So geht es den Banken in Griechenland, Italien und Spanien
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.
Die Negativzinsen sind Folge der staatlichen Manipulation durch die EZB und ihr QE. Wenn ein "finanzstarker" Teilnehmer Anleihen zu jedem Preis aufkauft, kann sich kein Marktpreis bilden.
In einem funktionierenden Markt setzt sich der Preis u.a. zusammen aus:
1. Inflationsausgleich
2. Risikoausgleich
3. Handlinggebühr
4. Gewinn
Dieses Preis setzt die EZB durch ihr Ankaufprogramm aus (Buch)Geld außer Kraft. Das funktioniert einige zeit bis die "Buchgeldblase" platzt.
Bis dahin entstehen erhebliche volkswirtschaftliche Verluste u.a. durch:
1. Fehlallokation von Geldern durch falsche Bepreisung (falscher ROI),
2. Schäden bei Banken, Lebensversicherungen, Pensionsfonds, die die Eigenabsicherung darstellen
3. Zombie Unternehmen, d.d. Unternehmen die mit Fremdgeld leben, aber in den letzten 3 Jahren nicht in der Lage waren die Zinsen zu zahlen,
4. Den Staat der sich für =% Zinsen verschulden kann und sogar noch alte 3% auf den Markt bringt und damit den Ausgabeaufschlag (Kurswert) zum Rückgabekurs als Einnahme einstreicht.
Diese ordnungspolitischen fehlgriffe summieren sich zu unterschiedlichen Blasenbildungen. Wenn jetzt aus Anlass (!) der Corona Krise "Luft entweicht" ist das nur temporär, wenn man die dahinter liegenden strukturellen Probleme nicht beseitigt.