Fintech-Branche Zahlungsdienstleister Ratepay fährt Millionengewinn ein

Finanztechnologie-Unternehmen haben das Onlineshopping vereinfacht.
Frankfurt Mit Geschäftszahlen zu ihrem Unternehmen, dem Zahlungsdienstleister Ratepay, haben sich Gründerin Miriam Wohlfarth und Geschäftsführer Jesper Wahrendorf bisher zurückgehalten. „Wir haben schon 2016 einen Jahresüberschuss von 80.000 Euro erzielt, aber dafür wären wir wohl von vielen belächelt worden“, erzählt Wohlfarth im Gespräch mit dem Handelsblatt. Bei den Zahlen für 2017 dürfte das anders sein.
„Nach Steuern und allen anderen Abzügen liegt unser Jahresüberschuss bei 2,4 Millionen Euro“, sagt Wahrendorf. Und der wurde nur in zehn Monaten erwirtschaftet. Hintergrund: Im vergangenen Jahr wurde die Firma von der Otto Group an die Investoren Advent und Bain Capital verkauft, deshalb gab es ein sogenanntes Rumpfgeschäftsjahr.
Ratepay wurde 2009 gegründet. Der Zahlungsdienstleister hat sich auf Bezahllösungen wie Rechnungskauf, Lastschrift und Ratenkauf spezialisiert. Diese sind bei deutschen Kunden beliebt. Laut Daten des Handelsinstituts EHI entfallen in den Top-1000-Onlineshops 28 Prozent des Umsatzes auf Rechnungskauf, gefolgt von der Lastschrift und dem Bezahldienst Paypal mit je rund 20 Prozent. Ratenkauf und Finanzierungen machen vier Prozent aus.
Für Online-Händler ist Ratepay ein interessanter Partner, da es ihnen das Risiko des Zahlungsausfalls abnimmt. „Wir arbeiten aktuell für 450 Online-Händler“, sagt Wohlfarth. Inzwischen sei das Geschäftsmodell von Ratepay vollständig automatisiert und skalierbar: Neue Kunden bringen zusätzliche Erlöse, erhöhen aber kaum die Kosten – der Überschuss steigt.
Zuletzt kamen Flixbus, Brands4Friends und Flyeralarm dazu. Auch Händler der Otto Group sind weiter Kunden. Zudem wächst der Online-Handel seit Jahren. Für 2017 meldete der E-Commerce-Verband bevh ein Plus von rund elf Prozent auf einen Bruttoumsatz von mehr als 58 Milliarden Euro. Dieser Trend spielt Ratepay in die Karten. Ebenfalls beim Rechnungskauf aktiv ist etwa der Zahlungsdienst Klarna.
Für die Verbraucher bleibt Ratepay meist unsichtbar. „Wir treten gegenüber dem Endkunden erst in Erscheinung, wenn er seine Rechnung nicht zahlt“, erklärt Wohlfarth. Dann bekommt er eine Mahnung von Ratepay und je nach Zielgruppe auch eine Erinnerung per Kurznachricht. Wenn nichts hilft, wird ein Inkassounternehmen eingeschaltet.
Damit es soweit gar nicht erst kommt, haben die Berliner ein Scoring-System entwickelt, bei dem sie Machine Learning einsetzen. In weniger als einer Sekunde entscheide ein Algorithmus, ob der Online-Käufer kreditwürdig oder ein potenzieller Betrüger ist.
Je mehr Transaktionen abgewickelt werden, desto zuverlässiger werde das System. 2017 seien es mehr als acht Millionen Transaktionen gewesen. Pläne, die Bonitätsdaten zu verkaufen, gebe es nicht, sagt Wohlfarth. „Das wäre nicht mit den Datenschutzbestimmungen vereinbar. Außerdem ist das unser Alleinstellungsmerkmal, das geben wir nicht ab.“
Im laufenden Jahr wolle das Unternehmen seinen Überschuss verdoppeln, sagt Wahrendorf. Dafür werde auch an neuen Produktvarianten gearbeitet. „Aktuell schauen wir uns an, wie man Ratenzahlung in den stationären Handel bringen kann.“ Partner könne Wirecard sein oder die Schwesterfirma Concardis.
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