Benachrichtigung aktivieren Dürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafft Erlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviert Wir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke

Fintech Kurz nach einer Mega-Finanzierungsrunde zieht sich N26 aus den USA zurück

Anfang 2022 stellt die Neobank ihre US-Dienste ein, sie schließt 500.000 Konten. Das wertvollste deutsche Finanz-Start-up will in Europa groß werden.
18.11.2021 Update: 18.11.2021 - 15:48 Uhr Kommentieren
Zuletzt hatte N26 mehr als sieben Millionen Kunden. Quelle: Reuters
N26

Zuletzt hatte N26 mehr als sieben Millionen Kunden.

(Foto: Reuters)

Frankfurt Rückschlag für die Berliner Smartphonebank N26: Deutschlands bekanntestes Finanz-Start-up, das kürzlich mit fast acht Milliarden Euro bewertet wurde, zieht sich Anfang kommenden Jahres aus den USA zurück. Das Angebot werde für Kunden ab dem 11. Januar 2022 nicht mehr verfügbar sein, teilte N26 am Donnerstag mit. Betroffen sind 500.000 Konten.

N26 war vor gut zwei Jahren in den USA gestartet, gemeinsam mit der Partnerbank Axos. N26 verfügt in den USA über keine eigene Banklizenz.

Durch den Rückzug aus den USA steht nun infrage, ob N26 die einst hochgesteckten Ziele noch erreichen kann – selbst auf lange Sicht. Anfang 2020 hatte Co-Chef Valentin Stalf gesagt, dass N26 langfristig auf 100 Millionen Kunden weltweit kommen wolle.

Die Situation bei N26 wird, auch von Gründern sowie Investoren, besonders beäugt, weil das Unternehmen als Aushängeschild unter den deutschen Fintechs gilt. In den USA war N26 zuletzt nur langsam gewachsen und meldete bereits im Januar 2020 die Zahl von 250.000 Kunden.

Laut Alex Weber, Chief Growth Officer, müsste N26 für einen Erfolg in den USA deutlich mehr investieren. Auf dem US-Bankenmarkt tobt ein harter Konkurrenzkampf. Die Neobank Chime hat während der Coronakrise nach eigenen Angaben monatlich teils Hunderttausende Kunden angezogen.

Nun plant N26, „den Fokus stärker auf das europäische Geschäft zu legen“. Stalf sagte im Oktober, die jüngste Finanzierungsrunde bringe das Unternehmen „in eine ausgezeichnete Position, in den nächsten Jahren eine der größten Retailbanken Europas zu werden“.

Gleichwohl sei N26 nach wie vor von der „globalen Unternehmensversion“ überzeugt, erklärte das Fintech. Derzeit läuft in Brasilien eine Testphase. Dort verfügt N26 auch über eine Banklizenz.

Das Fintech hatte Mitte Oktober fast 800 Millionen Euro frische Mittel von Geldgebern erhalten. Die Bewertung sprang auf 7,8 Milliarden Euro. Damit ist N26 das zweitwertvollste Start-up Deutschlands. Ganz oben steht das Münchener Tech-Unternehmen Celonis, das derzeit mit 9,1 Milliarden Euro bewertet wird.

Rückzug aus Großbritannien schon erfolgt

N26, 2013 gegründet, gehört zu den sogenannten Smartphonebanken, deren Kernangebot eine Banking-App ist. Gegen traditionelle Banken will sich N26 als digitales Unternehmen vor allem mit einer niedrigeren Kostenbasis – und IT aus der Cloud – durchsetzen, das so seine Dienstleistungen auch günstiger vertreiben kann. An dem Unternehmen beteiligt sind unter anderem der deutsche Versicherungskonzern Allianz, der Staatsfonds GIC aus Singapur, der chinesische Internetriese Tencent und der deutsch-amerikanische Investor Peter Thiel.

Bei Weitem übertroffen wird N26 aber vom britischen Konkurrenten Revolut, der mit 33 Milliarden Dollar (derzeit 29,1 Milliarden Euro) bewertet wird. Vom britischen Markt hat N26 sich ebenfalls zurückgezogen, als Begründung führte das Unternehmen 2020 den EU-Austritt Großbritanniens an.

Derzeit ist N26 in 25 Ländern aktiv und gibt die Zahl der Kundinnen und Kunden mit mehr als sieben Millionen an. Die Angabe stammt von Anfang dieses Jahres, mittlerweile dürften es deutlich mehr Nutzer sein.

Allerdings muss das Fintech derzeit mit Einschränkungen zurechtkommen. Die deutsche Finanzaufsicht Bafin hat N26 Wachstumsbeschränkungen auferlegt: Die Bank darf in Europa zunächst um maximal 50.000 Kunden je Monat wachsen – was deutlich unter dem bisherigen Niveau liegt. Stalf erwartet, dass diese Beschränkung für etwa ein halbes Jahr gelten werde.

Aufsicht sieht Mängel im Risikomanagement

Die Bafin hat schon lange Defizite bei der Neobank bemängelt. Die Aufseher begründeten die Wachstumsbremse mit „Mängeln insbesondere im Risikomanagement in den Bereichen Informationstechnologie und Auslagerungsmanagement“. Diese Mängel „liegen im starken Wachstum der Bank begründet.“ Erst im Juni verhängte die Bafin über N26 wegen einer „hohen Zahl“ verspäteter Geldwäscheverdachtsmeldungen ein Bußgeld in Höhe von 4,25 Millionen Euro und stellte der Bank einen Geldwäsche-Sonderaufpasser an die Seite.

2020 hat N26 noch rote Zahlen geschrieben. Stalf zufolge ist es das Ziel, 2021 und 2022 „weiter deutlich in Richtung Gesamtprofitabilität des Unternehmens zu gehen“. Bis Ende dieses Jahres könnte ein Gewinn in Reichweite sein. Angesichts der großen Kapitalrunde hat N26 Stalf zufolge keinen Zeitdruck für einen Börsengang. Er rechnet damit, dass das Fintech in anderthalb bis zwei Jahren bereit dafür sei.

Dass N26 inzwischen mit fast acht Milliarden Euro bewertet wird, finden manche Investoren angesichts der Wachstumsbeschränkungen der Bafin und des Rückzugs aus wichtigen Märkten wie den USA und Großbritannien übertrieben. Sie haben große Zweifel, dass den Anteilseignern bei dieser Bewertung zeitnah ein erfolgreicher Exit gelingen kann – sei es über einen Börsengang oder einen Verkauf.

„Bei der Höhe der Bewertung nimmt die Anzahl potenzieller Käufer für N26 rapide ab“, sagt ein Wagniskapitalgeber, der seit vielen Jahren in Fintechs investiert. Gleichzeitig sei der Druck auf das N26-Management nach der letzten Finanzierungsgrunde groß, die wachstumsgetriebene Bewertung durch steigende Kundenzahlen und Erträge zu rechtfertigen. Mehrere Investoren haben zudem grundsätzliche Zweifel, ob N26 mit dem aktuellen Geschäftsmodell, das vor allem auf Einnahmen im Zahlungsverkehr setzt, profitabel genug werden kann.

Nur wenige deutsche Fintechs wagen Sprung in die USA

In der Szene hat die Marke zuletzt bereits etwas gelitten. So stand zwischenzeitlich im Zuge der jüngsten Finanzierungsrunde sogar eine Bewertung von mehr als neun Milliarden Euro im Raum. Zudem hat von den bestehenden Investoren laut N26 keiner Anteile an andere Anleger verkauft (im Fachjargon „Secondaries“). Das deutet man in Expertenkreisen eher so, dass das Interesse an N26-Beteiligungen bei dieser Kapitalrunde nicht sehr hoch war.

Den Sprung in die USA haben bisher nur wenige deutsche Fintechs gewagt. Die Zinsplattformen Raisin und Deposit Solutions, die sich im Sommer zusammengeschlossen haben, sind beide seit 2019 auf dem US-Markt aktiv. Sie kooperieren bisher mit einigen wenigen Banken dort, meinen aber, sie würden mit ihrem Geschäftsmodell in eine Marktlücke stoßen.

Der Identitätsdienst WebID, seit 2018 in den USA, hat nur eine Handvoll dortiger Kunden gewonnen. Das Fintech, das seit Kurzem mehrheitlich dem britischen Investor Anacap, gehört, will zunächst das Europa-Geschäft weiter ausbauen, ab 2022 und 2023 dann den US-Markt aktiv angehen.

Mehr: Weniger Neukunden, Deckel für Kredite, zusätzlicher Aufpasser: Bafin greift bei N26 härter durch als bekannt

Startseite
Mehr zu: Fintech - Kurz nach einer Mega-Finanzierungsrunde zieht sich N26 aus den USA zurück
0 Kommentare zu "Fintech: Kurz nach einer Mega-Finanzierungsrunde zieht sich N26 aus den USA zurück"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%