Fintech Neue Finanzierungrunde: Der US-Zahlungsabwickler Stripe ist fast 100 Milliarden Dollar wert

Der Stripe-Chef konnte namhafte Investoren für eine neue Finanzierungsrunde gewinne. Das Start-up wird nun mit 95 Milliarden Dollar bewertet.
Frankfurt Die Rekordjagd unter Zahlungsdienstleistern setzt sich fort: Der US-Zahlungsabwickler Stripe hat in einer neuen Finanzierungsrunde 600 Millionen Dollar eingesammelt und wird nun mit 95 Milliarden Dollar bewertet, wie das Unternehmen am Sonntagabend mitteilte. Zu den Hauptinvestoren der aktuellen Finanzierungsrunde gehören die Versicherer Allianz und Axa.
Bereits zuvor galt Stripe als wertvollstes, nicht börsennotiertes Finanz-Start-up (Fintech) der Welt. Mit 95 Milliarden Euro übertrifft die Firma der „Financial Times“ zufolge auch die Bewertungen von Facebook und Uber vor deren jeweiligem Börsengang.
Stripe, gegründet 2010, zählt zu den aufstrebenden Payment-Firmen, die traditionellen Zahlungsabwicklern zusehends Marktanteile streitig machen. Gründer sind der heutige Chef Patrick Collison und sein Bruder John, die heute 32 und 30 Jahre alt sind.
Ging es zunächst noch darum, Onlineshops die Annahme von Kreditkartenzahlungen zu erleichtern, wickelt Stripe heute sämtliche Arten von Zahlungen ab, von Smartphone-Zahlungen bis hin zur klassischen Lastschriften. Einen kleinen Teil des Transaktionsvolumen erhalten Zahlungsabwickler vom Händler als Gebühr. Daneben bieten sie Dienstleistungen wie Betrugsschutz.
Die Firma hat sehr große Kunden, zu den prominenten gehören Zoom, Slack, Maersk, Shopify, Amazon, Booking.com und Deliveroo. Auch andere Fintechs wie die Berliner Smartphone Bank N26 und der schwedische Zahlungsdienstleister Klarna arbeiten mit Stripe zusammen. Zu den frühen Investoren zählten Papyal-Gründer Peter Thiel und Tesla-Chef Elon Musk.
Die enorme Bewertung von Stripe verdeutlicht, wie viel Investoren Zahlungsdienstleistern zutrauen. Die Corona-Pandemie sorgt für einen Boom im Internethandel, der das Volumen der digitalen Zahlungen weltweit in die Höhe treibt. Payment-Firmen gehören daher zu den großen Profiteuren der Coronakrise.
Markt ist schwer umkämpft
Die frischen Mittel steckt Stripe unter anderem in das europäische Geschäft. Stripe-Chef John Collison sagte: „Wir investieren in diesem Jahr sehr viel mehr in Europa, insbesondere an unserem zweiten Hauptsitz in Dublin.“ Stripe sehe „unglaubliches Potenzial für die europäische Wirtschaft“.
Allerdings ist der Markt auch schwer umkämpft, nicht zuletzt weil traditionelle Zahlungsabwickler ihre Position verteidigen wollen, auch indem sie sich zusammentun. Es gab zuletzt etliche große Fusionen in der Branche. Die jungen Payment-Firmen versuchen, mit Fokus auf Onlinezahlungen und besserer Technik zu punkten – bei Kunden wie Geldgebern.
Erst vor zwei Wochen sammelte Klarna, das teils in Konkurrenz zu Stripe steht, eine Milliarde Dollar ein und kommt nun auf eine Bewertung von 31 Milliarden Dollar – womit es das teuerste, nicht börsennotierte Start-up Europas ist. Der Wettbewerber Checkout.com aus Großbritannien wiederum hatte Mitte Januar 450 Millionen Dollar von Investoren erhalten, was die Bewertung Firmenangaben zufolge auf 15 Milliarden Dollar steigerte.
Adyen aus den Niederlanden ist bereits börsennotiert und erreichte zuletzt eine Bewertung von umgerechnet rund 70 Milliarden Dollar. Bei Adyen schossen Transaktionsvolumen und Umsatz im vergangenen Jahr je um fast 30 Prozent nach oben. Der US-Onlinebezahldienst Paypal wuchs 2020 ebenfalls kräftig. Auch Stripe wird immer wieder als ein möglicher Kandidat für einen baldigen Börsengang genannt.
Mehr: Stripe heuert früheren britischen Notenbankchef Mark Carney an.
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