Fintech Smartphone-Bank N26 verliert ihren Deutschlandchef

Vom großen zum kleinen Fintech: Der Deutschlandchef von N26, Georg Hauer, heuert bei Hawk AI an, einem Spezialisten für Geldwäscheprävention. Er gehört dort der Geschäftsleitung an.
Frankfurt Georg Hauer, der Deutschlandchef von N26, verlässt das Unternehmen. Der 34-Jährige wechselt zum Münchener Finanz-Start-up (Fintech) Hawk AI. Er wird dort zum 1. November einer von drei Geschäftsführern. Hawk AI bietet Finanzdienstleistern Software zur Geldwäscheprävention und nutzt unter anderem Künstliche Intelligenz (Artificial Intelligence, kurz AI).
Tobias Schweiger, Chef und Co-Gründer von Hawk AI, sagte dem Handelsblatt: „Georg Hauer soll die Bekanntheit unserer Firma auch international erhöhen und die Marke etablieren.“ Hauer übernimmt bei dem Münchener Fintech den Posten des Chief Operating Officers und zugleich des Finanzchefs. In dieser Rolle solle Hauer „Strukturen und Prozesse“ für das Wachstum aufstellen und „beizeiten weitere Kapitalrunden vorbereiten“, so Schweiger.
Hauer steigt bei Hawk AI zwar in die erste Führungsriege auf, arbeitet künftig aber für eine sehr viel kleinere Firma. Hawk AI hatte zuletzt Ende Juni frische Mittel eingesammelt und wird laut dem Branchendienst „Finance Forward“ seitdem mit 30 Millionen Euro bewertet – die Smartphonebank N26 ist etwa 100-mal so teuer. Die Bewertung liegt bei 3,6 Milliarden Dollar (3,1 Milliarden Euro).
N26 strebt eine neue Finanzierungsrunde an, wie es Mitte Juli hieß. Aus Finanzkreisen verlautete, das Unternehmen wolle mehrere Hundert Millionen Dollar einsammeln. Die Bewertung würde damit auf acht bis elf Milliarden Dollar steigen. Wann die Gespräche abgeschlossen würden und N26 frische Mittel erhalte, sei jedoch offen, so ein Insider damals.
N26 gehört zu den sogenannten Smartphonebanken, deren Kernangebot eine Banking-App für das Smartphone ist. Sie werden auch als „Neobanken“ bezeichnet. N26 zählt inzwischen mehr als sieben Millionen Kunden, einen großen Teil davon in Deutschland. 2019 und 2020 fuhr das 2013 gegründete Fintech hohe Verluste ein.
Fortgeschrittene Nachfolgesuche
Mitte August war bekannt geworden, dass die Bank offenbar große Probleme mit Konten hat, die möglicherweise für betrügerische Zwecke genutzt wurden, beispielsweise für Online-Fake-Shops oder betrügerische Ebay-Accounts. Zudem erwägt die Finanzaufsicht Bafin eine Beschränkung des Neugeschäfts von N26, wie das Handelsblatt kurz danach berichtet hatte. Die Behörde sei verstimmt darüber, dass N26 gravierende Mängel in der Organisation sowie bei der Bekämpfung von Geldwäsche und anderen illegalen Geschäften nach wie vor nicht behoben habe.
N26 erklärte, die Suche nach einem Nachfolger Hauers sei „bereits fortgeschritten“. „Wir danken Georg Hauer für seine außerordentlichen Leistungen nach fast vier sehr erfolgreichen Jahren bei N26 und wünschen ihm viel Erfolg für den Start in seinen neuen beruflichen Abschnitt.“
Hawk AI zählt zu den hochspezialisierten Fintechs, die sich nicht an Privatkunden, sondern an Banken und andere Finanzinstitute wenden. Die Firma entwickelt und vertreibt eine Software, die Transaktionen überwacht und Verdachtsfälle von Finanzkriminalität sowie Geldwäsche früh aufspürt. Hawk AI zählt 40 Beschäftigte, zehn davon sind allerdings extern und nicht angestellt.
Wie viele Kunden Hawk AI hat, gibt das Unternehmen nicht preis. Es hat einen Standort in New York, daneben arbeiten Entwickler aus Vietnam für Hawk AI.
Mehr: N26-Co-Chef Valentin Stalf: „Noch mehr tun im Kampf gegen Kriminelle.“
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