Fintechs Die Crowd-Plattformen Finnest und Invesdor fusionieren
Berlin Gerade hat der digitale Mittelstandsfinanzierer Finnest eine Crowdinvesting-Kampagne für das Hotelunternehmen Lindner Hotels erfolgreich abgeschlossen. Anleger konnten sich über Nachrangdarlehen ab 1000 Euro für einen Zeitraum von fünf Jahren engagieren. Künftig werden sich die Anlagemöglichkeiten der Finnest-Investoren erweitern.
Nach Informationen des Handelsblatts werden die österreichische Finnest und die finnische Invesdor Oy ihre Finanzierungsplattformen fusionieren. „Gemeinsam bilden wir die erste gesamteuropäische digitale Investitions- und Finanzierungsplattform für Unternehmen aller Lebensphasen“, sagt Lasse Mäkelä, Chef von Invesdor.
Mäkela wird auch künftig das fusionierte Unternehmen namens Invesdor Group führen. Zu den größten Investoren zählen Mäkelä selbst und der Risikokapitalfonds Speedinvest.
In der Finanztechnologie-Branche setzt sich damit ein Trend fort. Vor zwei Wochen verkündeten erst Figo und Finreach, deren Kunden Banken und andere Finanzdienstleister sind, dass sie künftig gemeinsam eine internationale Plattform aufbauen wollen. Nils Beier, Geschäftsführer Finanzdienstleistungen bei Accenture Strategy, vermutete schon damals: „Der Konsolidierungsdruck in der Fintech-Branche wird sich noch verstärken.“ Schneller als erwartet hat sich Beiers Prognose bestätigt
Bislang war Finnest auf die Finanzierung von mittelständischen Unternehmen im deutschsprachigen Raum und in der Slowakei und Kroatien konzentriert. In dieser Ausprägung war Finnest in Deutschland am ehesten mit den Crowd-Plattformen Funding Circle und Lendico vergleichbar.
Durch die Fusion mit Invesdor, die bislang in Deutschland nicht präsent waren, können Investoren künftig auch in Eigenkapital, Anleihen, Schuldscheindarlehen und Mezzanine-Kapital investieren. Invesdor ist derzeit vor allem in Skandinavien aktiv und verfügt über eine Mifid II-Lizenz für 28 Länder.
Damit erhöhen sich natürlich auch die Risiken für Anleger. Schon jetzt fehlt bei keiner Plattform der gesetzliche Hinweis, dass das Engagement zu einem vollständigen Verlust des eingesetzten Vermögens führen kann.
„Wir hoffen, dass wir unseren Kunden mit dem Zusammenschluss einen Mehrwert bieten können“, sagte Günther Lindenlaub, Chef und Mitgründer von Finnest und künftig COO der neuen Plattform, dem Handelsblatt. Lindenlaub rechnet bei der Anleihen-Emissionen mit Interesse bei kleinen und mittleren Unternehmen. Banken würden aus Kostengründen keine Anleihen für Unternehmen begleiten, die auf einen Umsatz von weniger als 150 Millionen Euro kommen. Für digitale Plattformen sei das hingegen möglich.
Mit dem bisherigen Erfolg zeigt sich Lindenlaub, zufrieden. „Zwei Drittel unserer bislang geplanten Crowdinvesting-Kampagnen werden sich auf deutsche Unternehmen beziehen. Unsere Pipeline ist gut gefüllt.“ Seit 2016 konnte Finnest 45 Millionen Euro bei privaten Anlegern und professionellen Anlegern mobilisieren, knapp die Hälfte entfiel dabei auf Deutschland. Das fusionierte Unternehmen kommt auf ein Volumen von mehr als 130 Millionen Euro. „Wir wollen die führende Plattform in Europa werden“, gibt Lindenlaub als Ziel aus.
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