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Firmenkredite Mit harten Bandagen

Das Geschäft mit Firmenkrediten ist so stark umkämpft wie nie zuvor. Die Banken versuchen, Mittelständler und Konzerne zu gewinnen. Doch immer mehr Wettbewerber drängen in den Markt, teilweise mit aggressiven Methoden.
07.07.2015 - 13:40 Uhr Kommentieren
Er sorgt sich wegen sinkender Margen im Firmenkreditgeschäft. Quelle: dpa
LBBW-Chef Hans-Jörg Vetter

Er sorgt sich wegen sinkender Margen im Firmenkreditgeschäft.

(Foto: dpa)

Frankfurt, Berlin, München Es sind ernüchternde Zahlen. Die Erträge, die Banken mit dem Firmenkundengeschäft in Deutschland erzielen können, gehen immer weiter zurück. Obwohl sich das Kreditvolumen leicht erhöht hat, bleibt bei den Banken fast so wenig hängen wie zu den Boomzeiten vor der Finanzkrise. „Das deutsche Firmenkundengeschäft ist in den letzten zwei Jahren so umkämpft wie noch nie“, sagt Walter Sinn, Deutschland-Chef der Unternehmensberatung Bain & Co. „Normalerweise könnte man erwarten, dass die Erträge im Firmenkundengeschäft entsprechend dem Wirtschaftswachstum steigen. Doch derzeit machen das Niedrigzinsumfeld und der harte Wettbewerb diesen Effekt zunichte“, ergänzt Bain-Partner Jan-Alexander Huber.

Der Index von Bain für die Profitabilität im Geschäft mit Unternehmenskunden, der dem Handelsblatt vorab vorliegt, ist im zweiten Halbjahr 2014 nach einer kurzen Zwischenerholung im ersten Halbjahr nun wieder um zehn Prozent gesunken. Er folgt damit dem über zweijährigen Abwärtstrend. Die Marge beträgt 1,5 Prozent, was nur noch 0,1 Prozentpunkte über dem Niveau von 2007 liegt.

Alle größeren Banken, öffentliche, private oder ausländische, suchen ihr Heil derzeit im Geschäft mit Mittelständlern und Konzernen. Und es kommen neue Wettbewerber dazu: „Neuerdings drängen auch große Förderbanken und Versicherer in das Kreditgeschäft. Das bremst die Volumina und setzt die Konditionen für die klassischen Geldinstitute weiter unter Druck“, beobachtet Norbert Reis, Vorstand für Global Banking bei HSBC Trinkaus.

Plötzliche Liebe zum Mittelstand

„Einzelne Wettbewerber sind mit recht aggressiven Konditionen unterwegs, um sich kurzfristig Marktanteile zu erkaufen“, meint auch Michael Bücker, Firmenkundenvorstand der BayernLB. Noch deutlicher wird der Vorstandschef der Landesbank Baden-Württemberg. „In Deutschland gibt es zu viele Banken, die plötzlich ihre Liebe zum Mittelstandsgeschäft entdeckt haben. Die Preise sind bedenklich niedrig und berücksichtigen kaum noch kalkulatorische Risikokosten“, kritisiert Hans-Jörg Vetter. Er ist nicht der Einzige: „Wir sind nicht bereit, unsere Kreditvergabekriterien aufgrund des Marktdrucks aufzuweichen. Wer das tut, generiert Risikokosten von morgen“, warnt Lutz Diederichs, Vorstand Unternehmerbank der Hypo-Vereinsbank. Insgesamt – das zeigt die Auswertung von Bain – liegt die Risikovorsorge derzeit allerdings im langjährigen Durchschnitt. Noch liegt die Eigenkapitalrendite nach Steuern im Firmenkundengeschäft im Schnitt über den Kapitalkosten. „Das erklärt, warum das Geschäft für die Geldinstitute immer noch attraktiv ist und bisher niemand den Rückzug antritt“, sagt Bain-Chef Sinn.

Der Ausblick ist unterdessen eher trüb: „Das Firmenkundengeschäft wird auch 2015 unter Druck bleiben, so dass die Profitabilität noch weiter sinken dürfte“, schätzt Sinn. Wesentlichen Rückenwind werde es erst geben, wenn sich die Zinssituation dreht“, so der Berater. In den letzten Monaten sind die langfristigen Kapitalmarktzinsen bereits leicht gestiegen, was auch die Kreditzinsen für Firmenkunden steigen ließ – auf zuletzt 2,1 Prozent. Das zeigen die wöchentlich erhobenen Daten von Barkow Consulting. „Die Tiefstände aus dem Frühjahr, wo der Zins für fünfjährige Kredite deutlich unter zwei Prozent lag, werden wir vorerst nicht mehr sehen“, erläutert Peter Barkow. Doch auch er beobachtet einen weiteren Abwärtstrend. Die gestiegenen Kapitalmarktzinsen würden lediglich als Entlastung auf der Einlagenseite der Banken wirken. „Die Kreditmargen sind im ersten Quartal dagegen so stark gesunken wie noch nie“, so Barkow.

Banken stellen sich neu auf

Die Banken reagieren darauf, indem sie das Firmenkundengeschäft auf mehr Füße stellen. „Bei den niedrigen Margen können Banken nicht mehr allein auf Kredite setzen und hoffen, später weitere Produkte verkaufen zu können“, sagt HSBC-Vorstand Reis. Sein Haus setzt daher auf integrierte Lösungen mit mehreren Produkten auf internationaler Ebene.

Sein Kollege Diederichs von der Hypo-Vereinsbank sieht Wachstumsmöglichkeiten speziell im Außenhandel, bei komplexen Finanzierungsthemen, bei alternativen Kapitalanlagen oder bei Absicherungs-Finanzprodukten. Er zeigt sich gelassen: Man habe in Deutschland schon öfters „prozyklische Anstrengungen aus dem Ausland“ gesehen. Es bleibe abzuwarten, „wie sich die Auslandsbanken unter den aktuellen Wettbewerbsbedingungen, dem vorherrschenden Regulierungsdruck oder im Falle eines konjunkturellen Abschwungs langfristig am deutschen Markt verhalten werden“. Bei der BayernLB versucht man, Kunden mit neuen Vertriebsstandorten in Hamburg, Stuttgart, Frankfurt und Berlin zu locken, und geht neue Kooperationen ein.

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