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Führungswechsel Carola Gräfin von Schmettow tritt als Chefin von HSBC Deutschland zurück

Nach 17 Jahren im Vorstand plant von Schmettow eine Auszeit. Ihr Nachfolger wird Firmenkundenchef Nicolo Salsano. Dass sich die Gräfin dauerhaft ins Privatleben zurückzieht, ist unwahrscheinlich.
11.03.2021 Update: 11.03.2021 - 15:11 Uhr Kommentieren
Die scheidende HSBC-Chefin gilt als eine der einflussreichsten deutschen Bankerinnen. Quelle: HSBC
Carola von Schmettow

Die scheidende HSBC-Chefin gilt als eine der einflussreichsten deutschen Bankerinnen.

(Foto: HSBC)

Frankfurt Es war vermutlich die letzte Townhall mit der Gräfin. Am 30. April gibt Carola Gräfin von Schmettow ihren Posten als Vorstandschefin von HSBC Deutschland auf, wie die rund 3000 Angestellten am Donnerstag per Videokonferenz erfahren haben. Mit von Schmettow tritt eine der profiliertesten deutschen Bankerinnen ab.

„Ich habe bereits vor vielen Monaten den Entschluss gefasst, eine Auszeit zu nehmen, um danach ein neues Kapitel zu beginnen“, sagt von Schmettow. Die Entscheidung sei allein aus privaten Gründen gefallen. Von Schmettow ist ein HSBC-Urgestein. Seit 29 Jahren ist sie für die Bank tätig, seit 17 Jahren im Vorstand, seit sechs Jahren als Chefin.

In ihrer Zeit hat sich die Bank grundlegend gewandelt. Von Schmettow war noch persönlich haftende Gesellschafterin von Trinkaus & Burkhardt, einer traditionsreichen, etwas verschlafenen Düsseldorfer Privatbank, die sich auf die Vermögensverwaltung für reiche Kunden konzentrierte. Dann stieg HSBC ein, übernahm 2020 die letzten Minderheitsaktien. Nun ist HSBC Deutschland nur noch ein Ableger der britischen Großbank – dafür ein wichtiger.

„Carola von Schmettow übergibt eine auf die Bedürfnisse unserer Kunden sehr gut ausgerichtete Bank, die unter ihrer Führung eindrucksvoll gewachsen ist“, lobt HSBC-Aufsichtsratschef Paul Hagen zum Abschied. „Das von ihr auf- und ausgebaute Markets-Geschäft sowie das Securities-Services-Business haben stetig Marktanteile gewonnen und erheblich zur Profitabilität der Bank beigetragen.“

Was Hagen meint: Die HSBC hat sich unter von Schmettows Führung neu aufgestellt. Das Private Banking spielt nur noch eine kleine Rolle, in Niedrigzinszeiten lässt sich damit immer weniger Geld verdienen.

Firmenkunden mit Geschäft in Asien

Dafür hat die 57-Jährige die Bank erfolgreich als deutschen Marktführer für die Abwicklung des Wertpapierhandels positioniert. Diesen leistet HSBC für viele andere Banken und große Broker wie Lang & Schwarz. Das Geschäft ist nicht glamourös oder margenstark, aber mit einer großen Plattform verspricht es dauerhaft fließende Erträge – ein Pfund, mit dem HSBC Deutschland wuchern kann.

Auf diesen Erfolg ist von Schmettow bei ihrem Ausscheiden, über das zuerst das Portal „Finanz-Szene.de“ berichtet hatte, denn auch besonders stolz. 228 Millionen Wertpapiertransaktionen hat HSBC 2020 abgewickelt. Die heimische Nummer zwei, die DWP-Bank aus dem Volksbanken- und Sparkassen-Lager, kommt nur auf 45 Millionen Transaktionen.

Zudem setzt die HSBC auf Firmenkunden mit Geschäft in Asien. Von Schmettow fasste die Betreuung von Dax-Konzernen und großen Mittelständlern erstmals in einer Einheit zusammen; die internationale HSBC macht das deutsche Vorbild inzwischen nach.

„Ich bin froh, dass ich die Entwicklung der vergangenen drei Jahrzehnte unternehmerisch mitgestalten konnte und die Bank bei zahlreichen Kunden zu einer Kernbank geworden ist“, sagt von Schmettow. „Wir können stolz darauf sein, was wir in den vergangenen Jahren gemeinsam erreicht haben.“

Starke Zahlen für 2020

Für 2020 verkündete die HSBC starke Zahlen. Das Wertpapiergeschäft folgte dem Trend in der Corona-Pandemie und legte zu. Die Erträge stiegen auf einen Spitzenwert von 888 Millionen Euro. Auch der Vorsteuergewinn stieg, lag mit 187 Millionen Euro jedoch weiter unter dem früherer Jahre (2017: 251 Millionen Euro). Grund waren eine höhere Risikovorsorge und die Umbaukosten.

Von Schmettows Nachfolger Nicolo Salsano wird nun versuchen, auf den Erfolgen aufzubauen. Der 50-Jährige ist seit zweieinhalb Jahren bei HSBC und leitet das Firmenkundengeschäft.

Salsano ist ausgewiesener Investmentbanker und kennt HSBCs wichtigsten Markt China gut: Für die Schweizer Großbank Credit Suisse arbeitete er in Hongkong, für den chinesischen Versicherer Angbang sollte er von Brüssel aus das Europageschäft aufbauen. Nach einem Strategieschwenk bei Angbang kam er zu HSBC.

Er freue sich auf die neue Aufgabe, sagt Salsano: „Die guten Zahlen im schwierigen Jahr 2020 zeigen, dass die Bank in ihrer Breite gut aufgestellt ist. Wir werden auch in Zukunft profitabel wachsen und für unsere Kunden noch deutlicher auf die Stärken der HSBC-Gruppe setzen.“

Spagat zwischen London, Düsseldorf und Peking

Der in Rom geborene Sohn einer deutschen Mutter und eines italienischen Vaters steht vor dem Spagat, die eigenständige Düsseldorfer Bank noch enger in die weltweite Gruppe integrieren zu müssen. HSBC steckt mitten im Umbruch: Zwar sind die Erträge in Europa und Amerika weiterhin hoch, der Profit wird aber zu großen Teilen in Asien gemacht, wo die Bank bisher nur 40 Prozent ihres Kapitals einsetzt. Letzteres soll sich nach dem Willen Londons ändern.

Gleichzeitig entwickelt sich der traditionelle Heimatmarkt China für HSBC – gegründet als „Hongkong and Shanghai Banking Corporation“ – zum politisch zunehmend schwierigen Pflaster. Noch agiert die Bank „so apolitisch wie möglich“, wie ein führender Banker sagt. Ob sich das allerdings angesichts der Niederschlagung der Demokratiebewegung in Hongkong, der Unterdrückung der Uiguren-Minderheit und des zunehmenden Drucks auf Taiwan durch Peking durchhalten lässt, ist ungewiss.

2023 wird HSBC Deutschland zudem unter der Pariser Europa-Einheit der Gruppe geführt. Wie viel genau Düsseldorf dann noch zu sagen hat, wird Salsano aushandeln müssen.

Für viele Posten im Gespräch

In Deutschland jedenfalls ist HSBC gut vernetzt. Bei wichtigen Deals, unter anderem für Osram, Lufthansa und Drägerwerk, war die Bank beteiligt. Von reputationsschädlichen Geschäften, etwa mit dem untergegangenen Zahlungsdienstleister Wirecard, haben die Düsseldorfer bewusst die Finger gelassen.

Die erfolgreiche Neuausrichtung der deutschen Tochter hat HSBC vor allem von Schmettow zu verdanken. Dem Vernehmen nach hätte man sie gern gehalten, unter anderem soll von Schmettow die Leitung des Europageschäfts angetragen worden sein. Schmettow lehnte jedoch ab.

Nach 17 Jahren im Vorstand sei es Zeit für etwas Abstand, erklärte von Schmettow ihren Kollegen. Die Liebhaberin klassischer Musik will wieder mehr Klavier spielen, sich ihrer Familie widmen - sie ist Mutter von fünf Kindern - und anderen Leidenschaften, zum Beispiel modernen Programmiersprachen.

Künftige Karrierepläne?

Nach dem Mathematikstudium hatte von Schmettow mit ihrem Mann und einem Freund ein Softwareunternehmen gegründet und Programme für den Anlagenbau geschrieben, unter anderem für die Berechnung von Temperaturkoeffizienten bei neuen Pipelines. Seitdem hat sie die Leidenschaft für Computersprachen nicht mehr losgelassen.

Zu den weiteren Plänen nach ihrer Auszeit äußert sich von Schmettow nicht. Ein Kollege, der sie gut kennt, glaubt nicht, dass sie sich dauerhaft ins Privatleben zurückzieht. Einen Vorstandsposten bei einer großen deutschen Bank strebt sie demnach nicht mehr an. Aber ein Aufsichtsratsmandat in hervorgehobener Position, kein Frühstücksdirektoren-Posten, das könnte der Gräfin gefallen.

Mehr: HSBC profitiert von starkem Asiengeschäft und zahlt wieder Dividende

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