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Funke-Prozess Wie ein zu Unrecht geblitzter Autofahrer

Der Prozess gegen den Ex-Chef der Pleitebank Hypo Real Estate geht weiter: Die Staatsanwaltschaft kontert die Vorwürfe von Georg Funke. Der verweist auf die Fehler von Beratern, Wirtschaftsprüfern und Ratingagenturen.
03.04.2017 - 19:41 Uhr Kommentieren
Der ehemalige HRE-Bankchef Georg Funke sitzt auf der Anklagebank des Landgerichts München. Quelle: dpa
Prozess gegen früheren Chef der Krisenbank HRE

Der ehemalige HRE-Bankchef Georg Funke sitzt auf der Anklagebank des Landgerichts München.

(Foto: dpa)

München Einen ganzen Vormittag hatte Georg Funke, der Ex-Chef der Hypo Real Estate am vorherigen Prozesstag vor zwei Wochen gesprochen. Einseitig zu seinen Lasten habe die Staatsanwaltschaft die Anklage aufgebaut, sagte er dabei. Ohnehin sei die Bank von außen zerstört worden. Alles Vorwürfe, die die Staatsanwaltschaft nicht auf sich sitzen lassen wollte und am Sitzungstag drei am Montag gleich zu Beginn eine Stellungnahme dazu verlas. „Die Mängel ergeben sich aus zahlreichen Prüfberichten“ so der Vertreter der Anklage. Und bemühte dabei das Bild eines geblitzten Autofahrers, der den Fehler nicht bei sich, sondern im technischen Messverfahren sucht.

Noch bis September wird am Münchener Landgericht der Fall aufgerollt, der als die deutsche Variante von Lehman Brothers gilt. In der schlimmsten Phase der Finanzkrise im Herbst 2008 musste dabei die Immobilienbank Hypo Real Estate (HRE) vom Staat gerettet werden. Knapp zehn Milliarden Euro kostete das am Ende den Steuerzahler.

Im Prozess gegen den ehemaligen Vorstandschef Georg Funke und seinen Finanzvorstand Markus Fell geht es am Ende jedoch gar nicht um die Endphase der Bank, sondern um die Zeit davor. Von den vielen Vorwürfen blieben in den achteinhalb Jahren bis zur Prozesseröffnung vor zwei Wochen lediglich die der unrichtigen Darstellung der Risiken in den Geschäftsberichten für 2007 und das erste Halbjahr 2008.

Die Tiefen der beiden Bilanzen und deren Erstellung ließ sich Richterin Petra Wittmann denn auch am Montag ausführlich erklären. Und auch die Rolle von Wirtschaftsprüfern, Beratern und Ratingagenturen. „Die HRE war personell nicht gigantisch groß aufgestellt“, sagte Funke am Montag. Deswegen wurden in vielen Fällen entsprechende auswärtige Kanzleien und Fachbereiche hinzugenommen. So war die Beratungsgesellschaft Oliver Wyman am Geschäftsbericht beteiligt. Dessen Prüfung lag jahrelang bei KPMG. Fünf bis sechs Millionen Euro habe man allein damals pro Jahr dorthin überwiesen, erinnerte sich Ex-Finanzvorstand Fell. Faktisch waren die Prüfer das ganze Jahr im Haus.

Besondere Bedeutung dürfte im weiteren Verlauf speziell dem Halbjahresbericht 2008 zukommen. Funke war bei der Vorstandssitzung am 12. August in Urlaub und nach eigenen Aussagen auch nicht per Telefon zugeschaltet. Lediglich per Mail sei er erreichbar gewesen und habe den Geschäftsbericht gelesen. Anzeichen der aufziehenden Finanzkrise habe es von außen gegeben. Auch war der Kurs der HRE-Aktie zu dieser Zeit schon gewaltig unter Druck. „Die Depfa hatte aber eine funktionierende Liquidität und Finanzierung“, so Georg Funke. Noch am 28. August 2008 zeigte der tägliche Finanzbericht der angeschlagenen Tochter Depfa, dass die Liquiditätsreserven noch 44 Geschäftstage ausreichen, auch wenn der Zugang zum Markt komplett versperrt sein würde. Warum es am Ende völlig anders kam, werden die weiteren Prozesstage bis September zeigen.

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