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Gebühren fürs Geldabheben Gratis war gestern

Sparkassen und Volksbanken brechen ein Tabu: Sie verlangen Geld für Barabhebungen am Automaten. Das ruft Verbraucherschützer auf den Plan. Doch der Trend zu teureren Bankdienstleistungen ist ungebrochen.
04.04.2017 - 06:11 Uhr Kommentieren
Bei manchen Kontomodellen muss für Barabhebungen gezahlt werden. Quelle: dpa
Sparkassen-Geldautomaten

Bei manchen Kontomodellen muss für Barabhebungen gezahlt werden.

(Foto: dpa)

Frankfurt/Berlin Anfang September gab Sparkassenpräsident Georg Fahrenschon ein vollmundiges Versprechen an alle Kunden aus: „Abhebungen an unseren Geldautomaten sind für Sparkassenkunden kostenlos – und das wird auch so bleiben.“

Doch kaum ein halbes Jahr später sind Fahrenschons Worte schon wieder Makulatur: Immerhin gut 40 der bundesweit knapp 400 Sparkassen verlangen bei zumindest einem ihrer Kontomodelle eine Gebühr für Barabhebungen, wie das Verbraucherportal Biallo berichtet. Ähnliches gilt für die Volks- und Raiffeisenbanken mit einem Kontomodell, bei dem Barabhebungen unter Umständen kosten. Biallo stellte das bisher für mehr als 150 der Genossenschaftsbanken fest.

Falls noch jemand das Aus der Gratiskultur bei den Banken bezweifelte, mit der neuesten kreativen Gebührenidee ist es endgültig besiegelt. Jahrelang hatten die Banken mit günstigen Girokonten geworben. Doch diese Zeiten sind vorbei. Die Verbraucher müssen nun immer genauer hinschauen, wenn sie die Kosten ihres Girokontos überblicken wollen – und das wird bei vielen Banken teurer. Fast alle der zehn größten Sparkassen haben 2016 Gebührenerhöhungen angekündigt und umgesetzt. Auch die Preise etwa für Schließfächer sind im vergangenen Jahr bei zahlreichen Kreditinstituten gestiegen. Viele Banken verlangen neuerdings auch für einzelne Buchungen – wie Überweisungen per Papierbeleg, Onlinetransaktionen oder eben das Geldabheben am Automaten – eine Gebühr.

Im Falle der Bargeldabhebungen sind bei manchen Sparkassen die ersten drei bis fünf Transaktionen im Monat noch gratis. Doch bei etlichen Instituten kostet schon das erste Abheben an einem der 25.000 Automaten der Bankengruppe. Meist ist die monatliche Grundgebühr mit etwa drei oder vier Euro niedriger als beim Standard-Girokonto der jeweiligen Sparkasse.

Nach scharfer Kritik verteidigt der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) inzwischen die neue Preisstrategie: Die Sparkassen böten ihren Kunden unterschiedliche Kontomodelle an, argumentiert der Verband. Einige Institute hätten neben Modellen mit Pauschalpreisen auch Angebote mit niedrigerem Grundpreis, bei denen einzelne Buchungen bepreist werden. Davon könnte eben auch das Geldabheben betroffen sein.

Der Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken BVR teilt mit, jede der knapp 1.000 selbstständigen Banken habe ihre eigene Preispolitik. „Für Kunden, die sich bewusst für ein preiswertes Kontomodell entschieden haben, das zum Beispiel ein monatliches Limit an Freiabhebungen am Geldautomaten vorsieht, kann diese Entscheidung durchaus lohnend sein.“ Knapp 19.000 Automaten gibt es in der Gruppe.

Nur die Spitze des Eisbergs

Die Gebühren für Barabhebungen sind pikant, bezahlen doch deutsche Verbraucher am liebsten mit Scheinen und Münzen. Das ist für Frank-Christian Pauli, Finanzreferent bei der Verbraucherzentrale Bundesverband, aber nur die Spitze des Eisbergs. „Wir sehen momentan massive Entgeltanpassungen bei sehr vielen Kreditinstituten.“ Dabei hänge es von den jeweiligen Kontoführungsmodellen ab, welche Zusatzentgelte beispielsweise für Buchungen oder für das Geldabheben genommen werden. „Da wird derzeit ein Verwirrspiel zulasten des Kunden betrieben“, kritisiert er.

Andrea Heyer, Referatsleiterin für Finanzdienstleistungen der Verbraucherzentrale Sachsen, moniert fehlende Transparenz: „Die Preisaushänge auf den Internetseiten sind für den Laien nicht einfach zu finden und manchmal auch gar nicht eingestellt.“ An der „Entgeltschraube wird weitergedreht“ erwartet sie und verweist auf Gebühren für die Münzgeldannahme, höhere Entgelte für Bankschließfächer oder teure Basiskonten.

Zu Überraschungen kommt es auch. „Teilweise haben wir Gebühren festgestellt, die gewöhnungsbedürftig sind. So verlangt die Sparkasse Rhön-Rennsteig bei ihrem Girosmart-Modell, das im Monat 3,90 Euro kostet, selbst bei Geldeingang Gebühren. Für eine Gutschrift wird der Kunde mit 0,20 Euro belastet“, erklärt Pauli.

Was für die Kunden ein Ärgernis ist, sehen die Banken als schlichte Notwendigkeit. Die Dauerniedrigzinsen haben dazu geführt, dass sie alles tun, um zusätzliche Einnahmen zu generieren. Für sie sind Girokonten längst kein gutes Geschäft mehr. Angesichts des Strafzinses, den die Europäische Zentralbank für kurzfristig geparkte Gelder verlangt, schwinden die Erträge im klassischen Bankgeschäft.

Auch die deutsche Finanzaufsicht Bafin heißt höhere Gebühren gut. Bafin-Präsident Felix Hufeld redet den Geldhäusern ins Gewissen: „Über Girokonten, Depots oder Kreditkarten zum Nulltarif mögen sich Kunden freuen. Mangels alternativer Ertragsquellen lässt sich dieses Angebot aber nicht auf Dauer aufrechterhalten.“ Die Banken mögen doch angesichts der Niedrigzinsen von diesen Gratisangeboten lassen.

Die Postbank hat genau das bereits getan – was zeigt, dass auch private Banken die Gebühren erhöhen. Die Deutsche-Bank-Tochter, die 1998 ein Gratiskonto eingeführte und damit als Vorreiter galt, hat die Kostenlos-Variante vor fünf Monaten weitgehend abgeschafft. Umsonst bleibt das Konto nur ab einem Geldeingang von 3.000 Euro, zuvor lag die Grenze bei 1.000 Euro pro Monat.

Bei den privaten Banken können die Kunden indes weiterhin kostenlos Geld am Automaten ziehen. Den Klienten der „Cash-Group“, zu der die Deutsche Bank, die Commerzbank, die Hypo-Vereinsbank und die Postbank sowie deren Töchter gehören, stehen dafür 9.000 Geldautomaten zur Verfügung. Wenn es um Kontogebühren insgesamt geht, verfolgen private Häuser allerdings unterschiedliche Modelle. Während die Commerzbank und ihre Tochter Comdirect den Kunden weiter ein kostenloses Girokonto anbieten, gibt es das bei der Hypo-Vereinsbank nur für Kunden, die nicht älter als 26 Jahre sind. Die Gebühren reichen je nach Servicelevel von 2,90 Euro bis 14,90 Euro pro Monat.

In einem Punkt könnte Fahrenschon jedenfalls recht behalten: Er rechnet damit, dass es in einigen Jahren fast keine Gratiskonten mehr geben wird.

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