Geldhaus Streik im Callcenter: Verdi und Deutsche Bank suchen weiter nach einer Lösung

Die Gewerkschaft fordert sechs Prozent mehr Gehalt rückwirkend ab dem 1. April 2020, mindestens aber 150 Euro.
Frankfurt Nach erneuten Warnstreiks in den Call-Centern der Deutschen Bank sehen sich die Gewerkschaften gut gerüstet für weitere Tarifverhandlungen. „Der Streik war aus unserer Sicht ein Erfolg“, sagte der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft DBV, Stephan Szukalski, am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. „In den relevanten Bereichen Telefonie und E-Mail haben sich rund 70 Prozent der Mitarbeiter beteiligt.“ Konkret geht es bei den Tarifverhandlungen um 650 Mitarbeiter.
Roman Eberle, Vertreter der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, die gemeinsam mit der DBV zu den Arbeitsniederlegungen aufgerufen hatte, sprach von Wartezeiten von rund 45 Minuten in Hotlines der Bank. Callcenter seien wegen der Corona-Pandemie „wichtiger denn je“.
Die DBV hatte die Mitarbeiter nicht wie sonst zu Kundgebungen aufgerufen sondern aufgefordert, sich vom Homeoffice aus nicht in die Systeme einzuloggen und nicht erreichbar zu sein. Bereits im September und Dezember hatte es Warnstreiks in den Call-Centern der Deutschen Bank gegeben.
Die Verhandlungen sind zuletzt ins Stocken geraten. Die Gewerkschaft fordert für die Beschäftigten sechs Prozent mehr Gehalt rückwirkend ab dem 1. April 2020, mindestens aber 150 Euro. Zudem will die Gewerkschaft eine Wahloption zwischen Geld und Freizeit sowie die Einführung eines 13. Monatsgehaltes durchsetzen.
Die Arbeitgeberseite hat nach Verdi-Angaben bislang 1,5 Prozent mehr Geld ab November 2020 und ein weiteres Plus von 1,5 Prozent ab dem 1. Januar 2022 angeboten.
Neuerung im Aufsichtsrat
Derweil gibt es auch eine Änderung im Aufsichtsrat der Deutschen Bank. Arbeitnehmervertreter Szukalski übergab das Amt an Stefan Viertel, Manager in der Unternehmensbank des Instituts und ebenfalls DBV-Vertreter, wie auf der Internetseite der Deutschen Bank ersichtlich war. Szukalski habe seine Prioritäten verstärkt auf Genossenschaftsbanken verlegt und deshalb den Posten im Aufsichtsrat abgegeben, fügte eine Banksprecherin am Mittwoch hinzu. Szukalski sagte zu Reuters, der Wechsel sei bereits seit längerem geplant gewesen.
Viertel war von 2010 bis 2013 schon einmal Mitglied im Kontrollgremium des größten deutschen Geldhauses. Die Amtszeit des gelernten Zahntechnikers läuft noch bis 2023.
Szukalski gehörte dem Aufsichtsrat seit 2018 an, es war bereits seine zweite Amtszeit. Die Arbeitnehmer wählen in der Regel zum selben Zeitpunkt ihre Aufsichtsratsmitglieder und deren jeweilige Vertreter, so dass es im Falle eines notwendigen Wechsels nicht erneut zu langwierigen Abstimmungen kommen muss.
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