Geldwäsche-Bekämpfung Schweizer Aufsicht rügt früheren Julius-Bär-Chef Collardi

In dem untersuchten Fall ging es der Finma zufolge insbesondere um mutmaßlich Korruptionsfälle in Venezuela.
Zürich Die Schweizer Finanzmarktaufsicht (Finma) geht wegen des laschen Umgangs mit den Regeln zur Verhinderung von Geldwäsche gegen Mitarbeiter der Privatbank Julius Bär vor. Unter anderem wurde der frühere Bär-Chef Boris Collardi deswegen gerügt. Die Bank Pictet, bei der der Manager nach seinem Ausscheiden bei Bär Partner wurde, bestätigte die Rüge der Finma und stellte sich hinter Collardi. „Wir haben volles Vertrauen in seine Arbeit bei Pictet“, erklärte das Genfer Institut am Donnerstag.
Die Finanzmarktaufsicht untersuchte nach eigenen Angaben die Verantwortung von Personen wegen schwerer Verstöße der Bank Julius Bär gegen Geldwäsche-Bestimmungen im Zusammenhang mit mutmaßlichen Korruptionsfällen in Venezuela. „Diese Abklärungen betrafen insbesondere vier hochrangige Manager“, erklärte die Behörde ohne Nennung von Namen.
Zwei Personen wurden der Finma zufolge schriftlich gerügt und gegen eine Person wurde ein sogenanntes Enforcement-Verfahren eingeleitet. Dieses dient der Durchsetzung von Aufsichtsrecht, der Behörde stehen dazu verschiedene Instrumente zur Verfügung, darunter auch Berufsverbote. Bei einer vierten Person wurde auf ein Verfahren verzichtet, weil diese künftig keine Führungspositionen in der Branche übernehmen will.
Von Julius Bär war vorerst keine Stellungnahme zu erhalten. Fehlverhalten im Zusammenhang mit den mutmaßlichen Korruptionsfällen beim venezolanischen Ölkonzern PDVSA und dem Weltfußballverband Fifa hatte dem Vermögensverwalter im Februar 2020 eine harsche Rüge der Aufsicht eingetragen. Die Finma ermittelt im Falle Venezuelas insgesamt gegen fünf Banken. Die Credit Suisse und die Banca Credinvest fingen sich deshalb 2018 beziehungsweise vergangenes Jahr Rügen ein und mussten bessere Kontrollen implementieren. Zwei Verfahren laufen noch.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.