Giropay vs. Paydirekt Wettlauf der Systeme

Beträge bis 30 Euro können mit Giropay ab April ohne Eingabe einer Transaktionsnummer bezahlt werden.
Frankfurt Es war ein Kraftakt. Viele Jahre dauerte es, bis die deutschen Banken endlich ein gemeinsames einheitliches Online-Bezahlsystem auf den Weg brachten, das helfen soll, die Attacken von übermächtigen Technologiefirmen wie Paypal abzuwehren. Seit November 2015 ist Paydirekt als Gemeinschaftsprojekt von Volksbanken, Großbanken und Sparkassen endlich am Start.
Doch die Geldhäuser machen sich in Sachen Onlinebezahlen selbst Konkurrenz. Denn trotz der groß angelegten Paydirekt-Initiative investieren Sparkassen, Volksbanken und auch einige Privatbanken noch immer in das über zehn Jahre alte System Giropay. Wie das Handelsblatt erfuhr, entfällt ab April für kleine Beträge die Bestätigung per Transaktionsnummer (Tan). So soll die Nutzung von Giropay übers Mobiltelefon noch bequemer werden.
Mit dem Schritt wird der Dienst dem mit großem Aufwand völlig neu entwickelten Paydirekt noch ähnlicher. Aber während Paydirekt gerade erst versucht, am Markt Fuß zu fassen, hat der Vorgänger bereits etliche Händler und Nutzer überzeugt – und wächst weiter.
Giropay wurde 2006 von den Rechenzentren der Sparkassen und der Genossenschaftsbanken sowie der Postbank gegründet. Damals war auch Paypal noch frisch am Markt. Doch Giropay hatte einen schweren Start. Niemand fühlte sich für die Vermarktung zuständig, und weil die Großbanken nicht mitzogen, ist das Verfahren bis heute für ein Drittel der Deutschen nicht nutzbar, was wiederum Händler abschreckt.
Dabei war die Idee nicht schlecht: Der Kunde zahlt direkt mit seinem Girokonto, benötigt also keine Kreditkarte. Aus dem Internetshop wird er auf die Onlinebanking-Seite seiner Bank geleitet. Dort loggt er sich ein, sieht anschließend eine bereits komplett ausgefüllte Online-Überweisung an den Shop und gibt diese nur noch mit einer Tan-Nummer frei. Diese Praxis war den Initiatoren von Paydirekt – vor allem den Großbanken – aber zu umständlich. Sie wollten eine Zahlung vom Girokonto, die aber so aussieht wie bei Paypal, wo der Kunde nur mit Benutzername und Passwort zahlt, statt sich in sein Onlinebanking einzuloggen. Daher fingen die Geldhäuser vor gut zwei Jahren noch einmal ganz von vorne an und stampften Paydirekt aus dem Boden. Nun aber entfällt auch bei Giropay die Tan – für Beträge unter 30 Euro.
Das ist bedeutender, als es auf den ersten Blick klingt. „Über die Hälfte aller Giropay-Zahlungen liegt unterhalb 30 Euro. Potenziell entfällt damit zukünftig bei jedem zweiten Einkauf die Tan-Eingabe“, erklärt Jörg Schwitalla, Geschäftsführer von Giropay. Die neue Funktion wird mit anderen Neuerungen ab April zunächst von ersten Sparkassen eingeführt. Kurzfristig werden weitere teilnehmende Kreditinstitute folgen, erklärt Giropay. Sie alle investieren damit parallel zu Paydirekt weiter in die Veredelung des Vorgängers. Gleichzeitig nimmt die Branche Insidern zufolge rund 100 Millionen Euro in die Hand, um Paydirekt zum Durchbruch zu verhelfen.
Dass einige Häuser parallel an der alten Lösung festhalten, hat einen guten Grund: Der Paydirekt-Vorgänger hat eigenen Angaben zufolge bereits mehrere Tausend Händler angeschlossen. Dazu zählen zum Beispiel Air Berlin, Karstadt, Mediamarkt Saturn, der Ticketanbieter Eventim und der Essen-Bestellservice Lieferdienst.de.
Pro Jahr wickelt Giropay mit Sitz in Frankfurt Transaktionen im Volumen von mehreren Millionen Euro ab. „Seit September steigen die Transaktionen pro Monat um 25 bis 30 Prozent über Vorjahr“, sagt Schwitalla. „Das ist ein enormes Wachstum, das wir in der Form nicht kannten.“ Mittlerweile können Giropay-Kunden den Daten des Handelsforschungsinstituts ECC Köln zufolge immerhin in 16 Prozent der Onlineshops bezahlen. Paydirekt konnte dagegen erst 33 Shops überzeugen, abgesehen vom Elektronikversand Alternate, alles Nischenanbieter. Der große Konkurrent Paypal ist dagegen schon in fast 90 Prozent der Shops vertreten.