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GLS Bank Aus Überzeugung teuer

Die GLS Bank fürchtet die Folgen der Minizinsen. Nun will sie neben den Kontoführungsgebühren eine weitere Vergütung verlangen: Die Kunden sollen einen Solidarbeitrag zahlen. Der soll bis zu 15 Euro kosten.
02.02.2016 - 16:31 Uhr
Diese Bank ist anders. Quelle: dpa
GLS Bank in Bochum

Diese Bank ist anders.

(Foto: dpa)

Bochum/Frankfurt Schon vor dem Eingang der Bochumer GLS Bank ist klar: Diese Bank ist anders. Wer ein Elektroauto hat, kann die E-Ladestation vor dem Gebäude nutzen. Und Fotos lächelnder Angestellter hängen an der Wand. Auch die Rituale sind ungewöhnlich für die Finanzbranche. Jeden Donnerstag treffen sich Mitarbeiter, um im Chor zu singen. Und jeden Montag, um ein Thema zu besprechen, das ihnen besonders am Herzen liegt.

Und auch bei den Gebühren wählt das Geldhaus einen etwas anderen Weg. Das Institut will künftig neben den Kontoführungsgebühren eine weitere Vergütung von seinen Kunden verlangen. Man arbeite an einem „Grundsolidarbeitrag“ für die Leistungen der Bank, sagte GLS-Chef Thomas Jorberg am Mittwoch am Firmensitz. Man wolle die Grundvergütung 2016 erst testen und dann sehen, sie im kommenden Jahr einzuführen. „Wir bohren ein dickes Brett“, gestand Jorberg.

Dabei sollen sich eigentlich nicht nur die Mitarbeiter, sondern auch die Kunden der GLS Bank wohlfühlen. Geldanlage, die schlechtes Gewissen macht – etwa Investitionen in Rüstungs- oder Gentechnikunternehmen – ist tabu. Stattdessen: Investitionen in erneuerbare Energien, nachhaltiges Wohnen, soziale Projekte.

Spätestens seit der Finanzkrise sind Öko- und Ethikbanken als Alternative gefragt. Bei der „Gemeinschaftsbank für Leihen und Schenken“ geht es mit Kunden, Krediten und Ergebnis beständig aufwärts – auch 2015. Fast 200.000 Kunden hat sie heute, 42.000 davon sind Mitglieder der Genossenschaftsbank. Eine Erfolgsgeschichte also.

Die erweiterte Geschäftsleitung der GLS Bank (v.l.): Dirk Kannacher, Thomas Jorberg, Andreas Neukirch und Aysel Osmanoglu. Quelle: obs
GLS-Geschäftsleitung

Die erweiterte Geschäftsleitung der GLS Bank (v.l.): Dirk Kannacher, Thomas Jorberg, Andreas Neukirch und Aysel Osmanoglu.

(Foto: obs)

Die Idee des geplanten Solidarbeitrags ist ein Novum in der deutschen Bankenlandschaft – und nicht massentauglich, meint Martin Hellmich, Wirtschaftsprofessor an der Frankfurt School: „Ich glaube nicht, dass die Finanzierung einer Bank durch laufende Mitgliederbeiträge mehr als ein Nischenmodell sein kann.“

Der Wettbewerb auf dem deutschen Bankenmarkt gilt als hart. Die Commerzbank sowie Direktbanken verlangen meist keine Kontoführungsgebühren. „Am Ende neigen Kunden eher dazu, sich dort zu positionieren, wo es am kostengünstigsten ist“, sagt Hellmich.

Die GLS Bank will indes mit Hilfe der Grundvergütung ihr Geschäftsmodell verteidigen. „Wir wollen uns frei machen von dem Druck, bestimmte Geschäfte zu machen, die wir nicht wollen“, erklärte Jorberg. Das Geldhaus fürchtet wie die ganze Branche angesichts der Minizinsen künftig schrumpfende Erträge, es muss sich zudem auf die stärkere Regulierung sowie die Digitalisierung des Geschäfts einstellen. Das Geschäftsmodell müsse sich angesichts der Herausforderungen ändern, so der Bankchef.

Zur genauen Ausgestaltung der monatlichen Grundvergütung, die noch nicht endgültig beschlossen sei, äußerte sich der GLS-Chef nicht. Möglich sei eine Größenordnung von fünf bis 15 Euro. Zudem könnte die Höhe gestaffelt werden – je nachdem, welche Leistungen ein Kunde in Anspruch nimmt.

Während die GLS Bank den Solidarbeitrag startet, haben etliche andere Kreditinstitute zuletzt anderweitig an der Gebührenschraube gedreht. „Wir stellen fest, dass Banken und Sparkassen vermehrt zusätzliche Kosten für ihre Kunden einführen“, sagt Christian Urban von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Einige Geldhäuser erhöhen die Kontoführungsgebühren, andere bepreisen neuerdings das Geldabheben am Schalter oder verteuern die Kreditkarte.

Die Banken hätten die Pflicht, ihre Kunden über die neuen Gebühren zu informieren, so Urban. Insofern ist die GLS Bank mit ihrer Ankündigung früh dran. Die Kunden sind ohnehin an einiges gewöhnt: Für kurzfristige Einlagen erhalten sie gar keine Zinsen mehr. Und die Mitglieder sollen für 2015 wohl nur noch zwei statt bisher drei Prozent Dividende erhalten.

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