Großbank HSBC schließt Trinkaus & Burkhardt nach 236 Jahren

Der Kern der Bank wurde 1785 gegründet.
Frankfurt, London Es ist das Ende einer Ära im Bankgeschäft. Bis 2023 schließt die britische Großbank HSBC ihre deutsche Tochter HSBC Trinkaus & Burkhardt, wie das Institut am Mittwoch bekannt gab. Das sei das Ergebnis einer im März 2021 beauftragten Machbarkeitsstudie, hieß es in einer Erklärung. „Ziel dieser Studie war es, die beste Struktur für das Geschäft in Deutschland zu finden, Europas größter und exportstärkster Volkswirtschaft.“
Künftig wird HSBC Deutschland eine Niederlassung der Pariser Tochter HSBC Continental Europe SA. Rechtlich gesehen wird diese eine Niederlassung gründen und der Londoner HSBC Europe Plc, die auch das britische Geschäft umfasst, die Anteile an der Düsseldorfer Tochter abkaufen. Das Deutschlandgeschäft soll dann auf die neue Niederlassung übertragen werden.
HSBC hatte 2020 bereits die Aktien der verbliebenen Minderheitsaktionäre der im Kern 1785 gegründeten HSBC Trinkaus & Burkhardt übernommen. In Bankkreisen war ein Ende der deutschen Tochter daher über kurz oder lang erwartet worden.
Befürchtungen, der Schritt könnte einen Bedeutungsverlust Düsseldorfs gegenüber Paris untermauern, trat HSBC-Deutschlandchef Nicolo Salsano am Mittwoch entgegen. „Die HSBC-Gruppe bekennt sich eindeutig zu einer starken Präsenz in Deutschland“, erklärte er dem Handelsblatt. „Wir sind integraler Bestandteil des HSBC-Konzerns und werden für unsere Kunden weiterhin ein verlässlicher und breit aufgestellter Partner sein.“
„Mit der Überführung unseres Geschäfts in die Niederlassung gehen keine Veränderungen unseres Produktspektrums und der Betreuung der Kunden einher – ganz im Gegenteil. Das neue Set-up erlaubt es uns, zum Vorteil unserer Kunden in ganz Kontinentaleuropa mit einer Bilanz sowie standardisierten Prozessen, Services und Produkten zu arbeiten“, so Salsano weiter. Salsano hatte den Chefposten im Frühjahr von der langjährigen Deutschlandchefin Carola Gräfin von Schmettow übernommen.
Gute Zahlen – interne Querelen
Im ersten Halbjahr erzielte HSBC Deutschland nach eigenen Angaben eine Rendite von zehn Prozent auf das materielle Eigenkapital. Bereinigt um Sondereffekte und die Kosten des gerade laufenden Effizienzprogramms ist der Vorsteuergewinn von Januar bis Juni demnach um 65 Prozent auf 178 Millionen Euro gestiegen.
Dennoch herrscht Unruhe in der Bank. 633 Stellen von ursprünglich 3083 Ende 2019 sollen abgebaut werden, um die Effizienz zu steigern – das Abbauprogramm läuft und sorgt für Unzufriedenheit. Hinzu kommt die Transformation des traditionsreichen Instituts. Zuerst stand der Entschluss, das Stammhaus an der Düsseldorfer Königsallee zu verlassen und nach Niederkassel zu ziehen. Nun kommt das absehbare Ende der deutschen Aktiengesellschaft dazu, was viele Mitarbeiter um ihre künftige Rolle in der größten europäischen Bank fürchten lässt.
Derzeit streitet sich die Bankspitze mit den Arbeitnehmervertretern über die Modalitäten des Umbaus und Vergütungsthemen. Während der Betriebsrat der Operations-Tochter, der rund 1000 Mitarbeiter vertritt, der neuen Linie zugestimmt hatte, stellte sich der Bankbetriebsrat, der rund 1300 Mitarbeiter vertritt, quer. Der Streit liegt aktuell vor der Einigungsstelle, eine Entscheidung steht aus.
Auch in Paris laufen Konsultationen mit den Arbeitnehmervertretern über die Umsetzung der Umhängung des Deutschlandgeschäfts. Parallel laufen Gespräche mit der Aufsicht an, die das Aus von Trinkaus & Burkhardt absegnen muss. Eine Zustimmung wird erwartet.
Schon bei der Wahl des kontinentaleuropäischen Hauptquartiers hatte sich HSBC nach dem Brexit für Paris und damit gegen die Deutschlandzentrale in Düsseldorf entschieden. Dafür sei schlicht die Größe der Bilanz verantwortlich gewesen, hatte HSBC-Europachef Colin Bell auf dem Handelsblatt-Bankengipfel erklärt. In Paris summierten sich die Aktiva auf 200 Milliarden Dollar, in Deutschland seien es lediglich 30 Milliarden. Deutschland bleibe ein wichtiger Markt, so Bell Anfang September. „Einige Schlüsselpositionen“ im Europageschäft würden daher in Düsseldorf angesiedelt.
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Die Arroganz der Banker bei Trinkaus&Burkhardt war schon immer auf höchstem Niveau. Man glaubte sich gegen die Muttergesellschaft und auch den anderen Standorten wie Paris in allen Fragen auflehnen zu können und lieferte dann selbst immer nur mäßige Ergebnisse ab.
Insofern ist es nicht verwunderlich und auch absolut verständlich, dass Düsseldorf jetzt zu einer einfachen Niederlassung von Paris degradiert wird.