Großbank UBS wirbt angeblich um Ex-Unicredit-Chef Mustier als neuen Präsidenten

Der 60-Jährige wird immer wieder als möglicher Anwärter auf Spitzenpositionen bei europäischen Großbanken genannt.
London, Zürich Die Schweizer Großbank UBS treibt Insidern zufolge die Auswahl eines Nachfolgers für Axel Weber im Amt des Verwaltungsrats-Präsidenten voran. Zu den Kandidaten gehöre der frühere Unicredit-Chef Jean Pierre Mustier, sagten drei mit der Sache vertraute Personen zur Nachrichtenagentur Reuters. Bis Ende Jahr wolle sich das Gremium auf einen Namen verständigen.
Eine Mustier nahestehende Person sagte allerdings, der Franzose habe vorerst keine Pläne, sein Blankoscheck-Unternehmen Pegasus Europe zu verlassen, das er nach seinem Ausscheiden bei Unicredit gegründet hatte.
Ein UBS-Sprecher lehnte eine Stellungnahme ab. Weber hatte seinen Rücktritt auf April 2022 in Aussicht gestellt. Sein Nachfolger muss von den UBS-Aktionären auf der Generalversammlung vom 6. April gewählt werden.
Der 60-jährige Mustier wurde immer wieder als möglicher Anwärter auf Spitzenpositionen bei europäischen Großbanken genannt, darunter bei Credit Suisse oder der britischen HSBC. Im April tat sich Mustier mit dem Luxusgüter-Magnaten Bernard Arnault und dem ehemaligen Bank-of-America-Banker Diego De Giorgi zusammen, um Pegasus zu gründen. Die „Special Purpose Acquisition Company“ (Spac), das sich auf Finanzdienstleistungsgeschäfte konzentriert, ging im Mai in Amsterdam an die Börse und hat weniger als 24 Monate Zeit, um einen Zusammenschluss mit einem Zielunternehmen zu vollziehen.
Mustier, der seine Karriere bei der französischen Societe Generale im Bereich Corporate und Investment Banking startete, könnte sich den Insidern zufolge Kritik der Investoren ausgesetzt sehen, wenn er bei Pegasus aussteige, bevor eine Transaktion zustande komme. Die Aufgabe bei Pegasus lässt sich nicht mit dem UBS-Amt vereinbaren.
Ergänzung zu Hamers
Die UBS sei daran interessiert, einen Präsidenten mit Investmentbanking-Expertise zu holen, der dann eng mit dem technologieaffinen Konzernchef Ralph Hamers zusammenarbeiten würde, sagte einer der Insider. Der ehemalige Chef der vor allem auf Kleinkunden ausgerichteten ING hatte vor einem Jahr das Steuer bei der UBS übernommen.
„Die beiden haben unterschiedliche, aber sich ergänzende Hintergründe“, sagte eine der Personen. „Mustier hat Erfahrung im Firmenkundengeschäft, während Hamers das gesamte digitale Know-how mitbringt.“
Die UBS habe Mühe, qualifizierte Schweizer für das Präsidium zu finden, und sei offen, den Job einem Nicht-Schweizer anzubieten, so die Insider. Der frühere Schweizer Notenbank-Chef und gegenwärtige Blackrock-Manager Philipp Hildebrand sei nicht auf der Auswahlliste, wie zwei Insider erklärten.
Jens Weidmann, der im Oktober überraschend seinen Rücktritt als Bundesbankchef zum Jahresende angekündigt und dafür persönliche Gründe ins Feld geführt hatte, wurde ursprünglich ebenfalls als möglicher Kandidat genannt. Doch Weidmann muss nach seinem Abgang eine einjährige sogenannte Cooling-off-Frist einhalten, sodass er für eine Stabübergabe im kommenden Jahr kaum in Frage kommt. Sprecher Weidmanns und Hildebrands konnten vorerst nicht erreicht werden.
Einigung in Steuerverfahren mit belgischer Justiz
Derweil kann die UBS einen weiteren Rechtsstreit abhaken. Sie einigte sich in einem Verfahren wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung mit der belgischen Staatsanwaltschaft auf einen Vergleich, wie ein Brüsseler Gericht am Donnerstag mitteilte.
Demnach zahlt die UBS 49 Millionen Euro, erkennt aber keine Schuld in Zusammenhang mit den Vorfällen in den Jahren 2005 bis 2013 an. Der Vorwurf der Geldwäsche und des Betreibens einer kriminellen Organisation wurde fallengelassen. „Wir bestätigen die Einigung und sind erfreut, dass diese Angelegenheit beigelegt werden konnte“, sagte ein Banksprecher. Die Bank habe das Geld bereits in der Vergangenheit zurückgestellt.
Als die Vorwürfe gegen die Bank 2016 bekanntwurden, schlug der Fall hohe Wellen. Experten schlossen damals nicht aus, dass auf die Bank eine Strafzahlung von mehreren hundert Millionen Euro zukommen könnte. Doch nun ging das Verfahren für die UBS glimpflicher aus. Der belgischen Justiz zufolge konnte mit dem Vergleich ein jahrelanger Prozess mit dem Risiko der Verjährung vermieden werden.
Ein großes Steuerverfahren in Frankreich ist dagegen immer noch hängig. Ein Berufungsgericht in Paris wird voraussichtlich am 13. Dezember entscheiden, ob die UBS der rechtswidrigen Kundenanwerbung und der Beihilfe zur Geldwäsche der Erträge aus Steuerbetrug schuldig ist.
Ein anderes Gericht hatte in dem Fall zuvor eine Rekordstrafe von insgesamt 4,5 Milliarden Euro gegen das Institut verhängt. Experten gehen allerdings davon aus, dass eine der Parteien auch gegen das jüngste Urteil Berufung einlegen wird.
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