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Hauptversammlung Umstrittene Empfehlung: Stimmrechtsberater ISS stärkt Mutterkonzern Deutsche Börse den Rücken

Anders als anfangs kommuniziert gibt der Stimmrechtsberater Ratschläge für den Mutterkonzern Deutsche Börse ab. Einige Investoren sind verwundert.
05.05.2021 - 18:11 Uhr Kommentieren
Der Verkauf von Wirecard-Anteilen ist ab dem 15. November deutlich erschwert. Quelle: dpa
Hauptsitz der Deutschen Börse in Eschborn

Der Verkauf von Wirecard-Anteilen ist ab dem 15. November deutlich erschwert.

(Foto: dpa)

Frankfurt Für die Deutsche Börse ist die mehrheitliche Übernahme des US-Stimmrechtsberaters ISS aus mehreren Gründen bemerkenswert. Zum einen ist der rund 1,5 Milliarden Euro schwere Deal der größte Zukauf seit der Finanzkrise. Zum anderen müssen die Hessen nun höllisch aufpassen, um Interessenkonflikte zu vermeiden.

Viele Börsenmanager gingen deshalb davon aus, dass ISS Investoren keine Empfehlungen mehr zum Abstimmungsverhalten auf der Hauptversammlung von Deutschlands größtem Börsenbetreiber geben wird. ISS werde künftig „weder Research noch Analysen zur Deutschen Börse“ erstellen, teilte der Dax-Konzern Ende Februar mit.

Doch diese Einschätzung war falsch. Für die anstehende Hauptversammlung am 19. Mai hat ISS nämlich sehr wohl Empfehlungen abgegeben – und rät Investoren, bei allen Punkten den Vorschlägen des Managements zuzustimmen. Gerade angelsächsische Aktionäre folgen häufig den Empfehlungen von Stimmrechtsberatern wie ISS und Glass Lewis.

ISS betont, bereits im April entschieden zu haben, auch künftig Einschätzungen zur Deutschen Börse und allen mit ihr verbundenen Unternehmen anzubieten. Die US-Firma werde dabei die Beziehungen zur Börse offenlegen und sicherstellen, dass Kunden über potenzielle Konflikte informiert seien, erklärte ISS-Chefsyndikus Steven Friedman. Zudem betonen beide Unternehmen, die redaktionelle Unabhängigkeit des Daten- und Researchgeschäfts von ISS bleibe erhalten.

Einige Investoren überzeugt das Vorgehen dennoch nicht. „ISS sollte keine Stimmempfehlung für die Deutsche Börse abgeben“, sagt Vanda Rothacker von der Fondsgesellschaft Union Investment. Bei ISS gebe es grundsätzlich einen Interessenkonflikt, weil der Konzern Stimmempfehlungen für Investoren abgebe und gleichzeitig Beratungsdienstleistungen für Unternehmen anbiete. „Mit dem neuen Eigentümer Deutsche Börse kommt ein weiterer Interessenkonflikt hinzu.“

Deka: „Interessenskonflikte sind ein sensibles Thema“

Aus Sicht von Daniel Bauer, Vorstandsvorsitzender der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger, sind die Ratschläge von ISS rechtlich nicht zu beanstanden, aber wenig glaubwürdig.

Es bestehe die Gefahr, dass eine Abstimmungsempfehlung von ISS in Bezug auf die Deutsche Börse nicht mehr als unabhängig wahrgenommen werde, sondern als beeinflusst „von den Interessen der Mehrheitsgesellschafterin, mit der man es sich nicht verscherzen möchte“, sagt Bauer. „Ich wage es zu bezweifeln, dass ein reiner Hinweis auf den Interessenkonflikt ausreicht, weil damit ja noch nicht die Lösung dieser Situation erfolgt ist.“

Weniger kritisch beurteilt Ingo Speich von Deka Investment die Situation. „Wir erwarten, dass ISS weiter Empfehlungen zum Abstimmungsverhalten auf der Hauptversammlung der Deutschen Börse abgibt“, sagt er. Wichtig sei, dass die Börse auf Entscheidungen von ISS keinerlei Einfluss nehme. „Sollte dies auch nur einmal passieren, wäre die Glaubwürdigkeit von ISS zerstört“, betont Speich. „Sehr viele Investoren würden dann vermutlich zu den Wettbewerbern wechseln.“

Darüber hinaus fordert Speich, dass sich die Börse selbst bei Governance-Themen nicht von ISS beraten lässt. „Potenzielle Interessenskonflikte sind ein sensibles Thema, mit dem die Deutsche Börse verantwortungsvoll umgehen muss.“

Speich glaubt, dass dies gelingen kann, weil ISS zunächst ein unabhängiges Unternehmen bleibe, von den USA aus geführt werde und auch selbst getätigte Zukäufe noch integrieren müsse. „Die Unabhängigkeit von ISS schränkt allerdings die Möglichkeiten der Deutschen Börse ein, Synergien zu erzielen und gemeinsame Projekte voranzutreiben“, betont der Deka-Manager.

Mehr: Deutsche Börse setzt mit Milliardenzukauf auf Nachhaltigkeit – und geht ins Risiko.

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