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Hilmar Kopper Deutsche Bank: Ex-Vorstandschef Hilmar Kopper ist gestorben

Der langjährige Vorstandschef der Deutschen Bank hat den Ausbau des Geldhauses zur globalen Investmentbank maßgeblich vorangetrieben. Kopper führte die Bank von 1989 bis 1997.
12.11.2021 - 15:03 Uhr Kommentieren
Der ehemalige Deutsche-Bank-Chef ist am Donnerstag  nach kurzer schwerer Krankheit im Kreise seiner Familie verstorben.
Hilmar Kopper

Der ehemalige Deutsche-Bank-Chef ist am Donnerstag nach kurzer schwerer Krankheit im Kreise seiner Familie verstorben.

Frankfurt Eigentlich wollte der Sohn eines westpreußischen Landwirts Architekt werden. Doch als Vertriebener konnte der Vater nur einem seiner Kinder ein Studium finanzieren, für Hilmar Kopper blieb die Banklehre. In der Filiale Köln-Mülheim startete er seine Laufbahn bei der Deutschen Bank, die dann 48 Jahre lang sein Arbeitgeber sein sollte. Am vergangenen Donnerstag ist Hilmar Kopper nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 86 Jahren im Kreis seiner Familie verstorben. Das teilte die Deutsche Bank am Freitagnachmittag mit.

Kopper verbrachte nicht nur sein gesamtes Berufsleben im Dienst der Bank, sondern war auch maßgeblich für die wahrscheinlich wichtigste, aber auch umstrittenste Transformation in der Geschichte des Geldhauses verantwortlich: den Wandel von einer Universalbank aus der deutschen Provinz zur globalen Investmentbank.

Als Banker stieg Kopper rasch auf. Nach Stationen in New York und in der Auslandsabteilung leitete er ab 1969 die Filiale in Leverkusen. 1977 rückte er in den Vorstand der Deutschen Bank. Damit war seine Karriereplanung eigentlich abgeschlossen. Doch die Ermordung des damaligen Vorstandssprechers Alfred Herrhausen 1989 änderte das schlagartig: Kopper wurde zum Nachfolger gewählt. Auf den ersten Blick schien ein größerer Gegensatz kaum denkbar. Auf der einen Seite der feinnervige Herrhausen, der Stratege der Deutschland AG und geschmeidige Diplomat. Auf der anderen Seite der wuchtige Kopper, der keinen Konflikt scheute.

Ehemalige Weggefährten zeichnen ein sehr viel differenzierteres Bild von einem Menschen mit Humor, Warmherzigkeit und viel Gemüt. Nach innen, in die Deutsche Bank hinein, habe Kopper vielleicht sogar mehr bewegt als der Charismatiker Herrhausen.

Kopper prägte das äußere Bild der Bank. Unter seine Ägide fiel der Bau der Zwillingstürme an der Frankfurter Taunusanlage. Sehr viel folgenreicher war aber der strategische Richtungswechsel. Kopper forcierte den bereites unter Herrhausen eingeleiteten Umbau zur globalen Investmentbank. Die Bank stieg in großem Stil ins internationale Kapitalmarktgeschäft ein. Dazu gehörten unter anderem der Erwerb der britischen Merchant Bank Morgan Grenfell 1989 sowie die Vorbereitung der Übernahme des Wall-Street-Hauses Bankers Trust.

Finanzkrise und die Folgen

Tatsächlich gelang der Bank in den darauf folgenden Jahren der Aufstieg in die erste Liga der Investmentbanken. Allerdings wurde damals nach Meinung vieler Kritiker auch die Saat für die Exzesse gelegt, die am Ende zur Finanzkrise führten.

Die Bank schien die Verwerfungen zunächst gut zu überstehen und kam ohne Staatshilfen durch die Krise, wurde aber später von milliardenschweren Strafzahlungen eingeholt, die vor allem in den USA und Großbritannien für das Fehlverhalten der hauseigenen Investmentbanker fällig wurden. Hohe Verluste für die Bank waren die Folge, der Umbau des Geldhauses dauert bis heute an.

1997 wechselte Kopper als Chefaufseher in den Aufsichtsrat der Deutschen Bank. 2002 verabschiedete er sich offiziell vom mächtigsten Geldhaus. Sein Lieblingsmandat hat er allerdings behalten, den Aufsichtsratsvorsitz bei Daimler-Chrysler. 17 Jahre lang lenkte der Banker das Kontrollgremium des Autobauers. Mit Daimler-Chef Jürgen Schrempp verband ihn eine echte Freundschaft.

Die Idee einer Fusion von Daimler-Benz und Chrysler unterbreitete dieser ihm 1998 persönlich bei einem Hausbesuch. Kopper stimmte zu und entkorkte zur Feier des Tages eine Flasche 1975er Château Lafite. Auf Kopper konnte sich Schrempp immer verlassen, auch als die Pläne einer „Welt AG“ platzten, verteidigte der Banker den Manager gegen Kritik.

Das Scheitern der Autofusion war nicht die einzige Panne in Koppers Zeit als prägende Figur der deutschen Wirtschaft. Da war die Pleite von Sachsenmilch oder der Skandal um die Ölgeschäfte der Metallgesellschaft. Und natürlich der berühmte Satz, in dem Kopper 1994 25 Millionen Euro unbezahlter Handwerkerrechnungen nach der Pleite des Baulöwen Jürgen Schneider mit „Peanuts“ verglich.

Nicht nur bei Handwerkern, die wegen solcher „Kleinigkeiten“ ihren Betrieb dichtmachen mussten, erntete der Banker Unverständnis. „Peanuts“ wurde zum „Unwort des Jahres“ 1994, die Jury rügte: „Eine derartige abschätzige Bewertung von Geldsummen, von denen Durchschnittsbürger und -bürgerinnen nur träumen können, ist in Finanzkreisen leider gar nicht so selten.“

Kopper bewies, dass er durchaus einen Sinn für Selbstironie besaß: Für die Werbekampagne der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ „Dahinter steckt immer ein kluger Kopf“ ließ er sich auf einem Berg Erdnüsse fotografieren. 

Aufarbeitung der Vergangenheit

Es war aber auch Kopper, der die Aufarbeitung der Vergangenheit der Deutschen Bank im Nationalsozialismus vorantrieb, was 1995 zur Veröffentlichung der viel beachteten Studie des Historikers Harold James im Buch „Die Deutsche Bank 1870–1995“ führte.

Deutsche-Bank-Aufsichtsratschef Paul Achleitner würdigte den Verstorbenen: „Mit Hilmar Kopper verliert die Deutsche Bank eine ihrer prägendsten Persönlichkeiten. Er hat das Haus zu seiner Zeit mit Führungsstärke und Weitsicht gelenkt – und mit einem klaren Verständnis dafür, wie sehr die Globalisierung das Bankgeschäft verändern würde.“

Für Vorstandschef Christian Sewing ist Kopper „ein Vorbild für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Als Vorstandssprecher hat er in einer schwierigen Zeit für unsere Bank nach dem Tod Alfred Herrhausens Verantwortung übernommen“.

Kopper hinterlässt aus erster Ehe eine Tochter und zwei Söhne, in zweiter Ehe war er seit 2003 mit Brigitte Seebacher-Brandt verheiratet, der Witwe des früheren Bundeskanzlers Willy Brandt (SPD).

Mehr: Deutsche Bank erwartet Normalisierung im Investmentbanking-Geschäft

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