Hottinger & Cie. Bitteres Ende einer Traditionsbank

Was geschah mit den Kundengeldern der schweizerischen Bank?
Zürich Es kommt Bewegung in den Fall der Pleitebank Hottinger & Cie. Die Genfer Banque Heritage will nach Informationen des Portals „Finews“ den Großteil der verbliebenen Kundengelder nebst einigen Beratern übernehmen. Es gehe um ein Volumen von 1,2 Milliarden Franken, zuletzt verwaltete Hottinger & Cie 1,5 Milliarden. Weder ein Sprecher von Heritage noch der Konkursverwalter von Hottinger & Cie wollten die Information kommentieren.
Ende Oktober hatte die Finanzaufsicht Finma den Konkurs der Bank angeordnet. Wegen stetiger Verluste drohte das Institut das Mindestkapital zu unterschreiten.
Über die Ursachen für die Pleite kursieren Spekulationen. Danach sind Schadensersatzforderungen von Kunden der Hauptgrund für die Pleite; diese Forderungen rühren aus einem Betrugsskandal aus dem Jahr 2013 bei der Genfer Gesellschaft Hottinger et Partners SA. Allerdings ist aus dem Umfeld der Bank sowie von Anwälten von Geschädigten zu hören: „Der Fall aus dem Jahr 2013 hat mit der Pleite der Bank nichts zu tun.“
Fakt ist: Der Genfer Banker Fabien Gaglio wird beschuldigt, 2013 im großen Stil bei Hottinger et Partners in Genf Kundengelder unterschlagen zu haben. Dafür habe er die Unterschriften der Kunden gefälscht. Aus Quellen mit Zugang zu Details heißt es, dass Gaglio auf diese Weise insgesamt 30 Millionen Franken bei Hottinger et Partners entwendet habe. Die Staatsanwaltschaft ermittelt in dem Fall.
Hottinger et Partners wurde von Frédéric und Rodolphe Hottinger gegründet, sie sind Söhne des früheren Bankchefs Baron Henri Hottinger. Hottinger & Cie diente dem Genfer Vermögensverwalter zum Teil auch als Depotbank.
Dennoch sagt ein Anwalt der Betrugsopfer: „Der Bank Hottinger & Cie kann keine Verletzung ihrer Sorgfaltspflichten als Depotbank vorgeworfen werden. Denn die Unterschriften waren gut gefälscht, wir gehen daher nicht gegen die Bank vor.“ Nach dem Skandal wurden alle Verbindungen gekappt, aus Hottinger et Partners wurde HPSA.
Der Grund für die Pleite der Bank sei banaler, vermutlich Missmanagement, berichten Kreise. Nachdem die Schweiz auf die Weißgeld-Strategie umgeschwenkt war, hätten viele Kunden den Großteil ihrer Gelder abgezogen. Am Ende zog die Aufsicht Finma den Stecker.