Hypothekengeschäft Raiffeisen muss seiner Ungarn-Tochter helfen

Raiffeisen-Filiale in Budapest.
Wien Die österreichische Raiffeisen Bank International (RBI) muss aller Voraussicht nach ihre ungarische Tochter mit zusätzlichem Kapital ausstatten. „Mit einer hohen Wahrscheinlichkeit wird es eine Kapitalerhöhung geben“, sagte Finanzchef Martin Grüll dem „Börse Express“ vom Freitag. „Wir müssen sicher einen substanziellen Betrag nach Ungarn schicken.“
Der Wiener RBI drohen Verluste, nachdem Kunden in Ungarn durch ein neues Gesetz Fremdwährungskredite unter Wert zurückzahlen dürfen. Grüll sagte, RBI rechne damit, dass nicht mehr als 30 Prozent der Kunden die Möglichkeit wahrnähmen. RBI-Chef Herbert Stepic hatte die Kosten vergangene Woche auf rund 120 Millionen Euro taxiert. Die RBI hat in Ungarn Hypothenkredite im Volumen von 1,4 Milliarden Euro in Schweizer Franken vergeben.
Solche Fremdwährungskredite galten in Osteuropa lange als attraktiv, der Verfall des Euro gegenüber dem Franken brachte die Kunden aber in die Bredouille. Sie müssen den Antrag auf Rückzahlung in Ungarn bis Ende des Jahres stellen und haben dann 60 Tage Zeit, das Geld aufzubringen. Spätestens im ersten Quartal muss RBI also die daraus resultierenden Verluste buchen. „Es kann auch sein, dass wir bereits jetzt im dritten Quartal einen gewissen Verlust aus dieser Position ausweisen werden“, sagte Grüll.
Die RBI und andere Banken klagen gegen das ungarische Gesetz. Die Bank werde sich aber in keinem Fall aus Ungarn zurückziehen, betonte der Finanzchef. Eine Kapitalerhöhung bei der RBI selbst sei derzeit kein Thema. Die Bank habe angesichts eines „inakzeptablen“ Aktienkurses keine Eile. „Wenn der Markt nicht wächst, werden wir auch nicht großartig viel Kapital brauchen“, sagte Grüll. Die Bank habe Liquiditätsreserven von rund 20 Milliarden Euro und erlebe deshalb auch am Interbanken-Markt keine Panik. Grüll sagte, die Analysten der RBI rechneten damit, dass die griechischen Staatsanleihen umgeschuldet werden müssten und dass der Wertverlust dabei höher ausfallen werde als die bisher angenommenen 21 Prozent.
„Aber es ist ein hochpolitisches Thema, weil damit eng die Frage verknüpft ist, wie viele Banken das aushalten“, sagte er der Zeitung. 20 Prozent, 25 Prozent sind verdaubar, 50 Prozent sind vielleicht für viele nicht mehr so gut verkraftbar, und dann müssten staatliche Unterstützungsmaßnahmen greifen.“
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Die Kreditvergabe östereichischer Banken Richtung Südosteuropa ist ein "Fall" für sich. Er wird uns noch viel Freude bereiten......