Immobilienbank Poker um die Aareal Bank: Eine Übernahmeofferte rückt näher

Eine Zerschlagung wird es aller Voraussicht nach nicht geben.
Wiesbaden Noch ist der Deal nicht sicher, aber eine Übernahme des Wiesbadener Immobilienfinanzierers Aareal Bank ist wahrscheinlicher geworden. In Finanzkreisen heißt es, dass sich die Gespräche zwischen der Bank und den Finanzinvestoren Centerbridge und Advent konkretisiert hätten.
Das Erwerberkonsortium um Centerbridge und Advent würde im Falle einer Übernahme jeweils einen Anteil von 40 Prozent halten wollen. Die restlichen 20 Prozent sollen auf eine Gruppe von passiven Investoren entfallen, wie mehrere mit dem Sachverhalt vertraute Personen sagten. Die Finanzinvestoren und die Aareal Bank kommentierten das nicht.
Hintergrund für diese Konstruktion: Private Beteiligungsfirmen scheuen es, eine Mehrheit, also Anteile von mehr als 50 Prozent, an deutschen Banken zu nehmen, da sie sonst selbst eine Banklizenz benötigen und gegenüber der Einlagensicherung haften.
Die finale Zusammensetzung der Investoren für den 20-Prozent-Anteil stehe noch nicht fest, hieß es weiter. Der Investment-Arm der US-Bank Goldman Sachs gelte als interessiert, ebenso wie kanadische Pensionsfonds. Goldman Sachs kommentierte die Informationen nicht.
Die Private-Equity-Firmen haben die Due-Diligence-Prüfung weitgehend abgeschlossen. Heißt: Die Finanzinvestoren haben in Vorbereitung auf einen möglichen Deal die Bücher des potenziellen Übernahmekandidaten geprüft.
Eine Aufspaltung der Aareal Bank ist unwahrscheinlich
Eine Zerschlagung der Aareal Bank, über die spekuliert worden war, ist unterdessen unwahrscheinlicher geworden. Bei diesem Szenario geht es um die Zukunft der IT-Tochter Aareon, die als Kronjuwel des Geldhauses gilt. In der Vergangenheit hatte sich die Bank immer wieder gegen Vorstöße gesperrt, die eine Abtrennung der Softwaretochter vorsahen.
An dieser grundsätzlichen Haltung hat sich auch nichts geändert. „Die Aareon ist ein fester Bestandteil unserer Gruppe und ein fester Bestandteil unserer Strategie“, sagte der neue Vorstandschef Jochen Klösges am Donnerstag in einer Telefonkonferenz. „Das Thema Abspaltung der Aareon ist kein Bestandteil unserer Strategie. Das wurde von uns immer schon ausgeschlossen“. Eine Abspaltung sei auch in keiner Weise mit Advent vereinbart. Die Bank habe zusammen mit dem Finanzinvestor einen mittel- bis langfristigen Wachstumsplan erarbeitet, ergänzte der Aareal-Bank-Chef.
Feindliche Übernahmen sind in der Finanzbranche extrem selten, vor einem formalen Angebot müssten sich die möglichen Käufer und das Aareal-Management deshalb auf ein sogenanntes „Investment Agreement“ einigen, in dem die Grundzüge eines Deals festgeschrieben werden würden.
„Gehen Sie davon aus, dass in so einem Papier gut beschrieben wäre, wie die Strategie für die Bank und die ganze Gruppe in Zukunft aussehen würde“, erläuterte Klösges. Die Aussage des Vorstandschefs legt nahe, dass das Management der Bank einer Investorenvereinbarung, die auf eine Aufspaltung des Instituts hinausliefe, nach wie vor kaum zustimmen würde.
Bei der Vorstellung ihrer Zahlen für das dritte Quartal bestätigte die Bank, dass die Übernahmegespräche andauern. Wann es zu einem formalen Angebot kommen könnte, ließ der Immobilienfinanzierer dabei offen. Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte darüber berichtet, dass sich das Konsortium um Centerbridge und Advent darauf vorbereite, bereits in der kommenden Woche ein formelles Übernahmeangebot für die Aareal Bank in Höhe von mehr als 1,7 Milliarden Euro abzugeben.
Für das Timing eines Übernahmeangebots gibt es mit dem Sachverhalt vertrauten Personen zufolge mehrere Möglichkeiten. Einer zufolge könnte die Offerte schon nächste Woche vorgelegt werden. Möglich ist aber auch, dass sich der Schritt noch verzögert. Voraussichtlich komme er aber vor der Hauptversammlung der Aareal am 9. Dezember. Es seien noch keine endgültigen Entscheidungen getroffen worden, und die Details des potenziellen Angebots könnten sich noch ändern. Vertreter der Aareal Bank und des Private-Equity-Konsortiums lehnten eine Stellungnahme ab. Aareal hatte im vergangenen Monat erklärt, sie befinde sich in Gesprächen mit der Investorengruppe und prüfe ein Übernahmeangebot in Höhe von 29 Euro je Aktie.
Seit Bekanntwerden der ersten Annäherung haben mehrere neue Investoren, darunter der tschechische Milliardär Daniel Kretinsky und Talomon Capital, Anteile von mehr als drei Prozent an dem Immobilienfinanzierer aufgebaut, in der Hoffnung auf ein höheres Angebot. Es gilt allerdings als wahrscheinlich, dass die Offerte auf dem Niveau bleiben wird, das die Aarea‧l Bank am 7. Oktober in einer Pflichtmitteilung angekündigt hatte. Andernfalls hätte erneut eine Ad-hoc-Mitteilung verschickt werden müssen.
Die Gespräche könnten auch Einfluss auf die zweite Tranche der Dividende haben, über die die Aktionäre der Bank am 9. Dezember auf einer außerordentlichen Hauptversammlung abstimmen sollen. „Für den Fall eines Angebots und je nach Angebotsinhalt könnte der Dividendenvorschlag für die außerordentliche Hauptversammlung auf dem Prüfstand stehen“, kündigte Vorstandschef Klösges an. Zum jetzigen Zeitpunkt sei dies aber „reine Spekulation“.
Die Aareal Bank steht seit Längerem unter dem Druck der aktivistischen Investoren Teleios Capital und Petrus Advisers. Erst am vergangenen Mittwoch wies die Bank die Forderung von Petrus zurück, den Aufsichtsrat bei der anstehenden Hauptversammlung teilweise neu besetzen zu lassen. In seiner Stellungnahme empfiehlt der Aufsichtsrat den Aktionären, gegen die Vorschläge zu stimmen.
Höherer Gewinn im dritten Quartal
Im dritten Quartal hat der Immobilienfinanzierer dank des Ausbaus des Geschäfts und einer günstigen Refinanzierung seinen Gewinn gesteigert. Das Konzernbetriebsergebnis legte zu auf 50 (Vorjahr: elf) Millionen Euro. Die Aareal Bank musste weniger Geld für faule Kredite zurücklegen. Zudem sei der Zinsüberschuss dank der günstigen Geldspritzen der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Refinanzierung der Banken (TLTRO) und guter Margen im Neugeschäft der vergangenen Quartale um ein Fünftel gewachsen.
Beim Neugeschäft werde das Institut in diesem Jahr nun voraussichtlich das obere Ende der geplanten Spanne von sieben bis acht Milliarden Euro erreichen, nach neun Monaten beläuft es sich bereits auf 6,1 Milliarden Euro.
Das Portfoliovolumen soll damit bereits am Ende des Jahres 2021 auf das ursprünglich für nächstes Jahr geplante Niveau von rund 30 Milliarden Euro steigen. Die Prognose eines Betriebsergebnisses von 100 bis 175 Millionen Euro in diesem Jahr bestätigte die Bank.
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