Immobilienentwickler Lokalregierungen sollen Konten für Evergrande-Projekte eingerichtet haben

Der chinesische Immobilienentwickler steckt in der Krise.
Peking Die Anzeichen mehren sich, dass sich chinesische Lokalregierungen auf eine drohende Zahlungsunfähigkeit des überschuldeten Immobilienkonzerns Evergrande vorbereiten. Laut einem Bericht des Wirtschaftsmagazins „Caixin“ haben mehrere chinesische Lokalregierungen Depotkonten für noch nicht vollendete Projekte von Evergrande eingerichtet.
So solle sichergestellt werden, heißt es in dem Bericht, dass die Gelder von Immobilienkäufern für die Fertigstellung von Bauvorhaben verwendet werden und nicht für andere Zwecke, etwa für Zahlungen an Gläubiger. In mindestens acht Provinzen, in denen
Evergrande die meisten noch nicht beendeten Projekte habe, seien diese Konten seit Ende August eingerichtet worden, zitierte das Magazin eine Person aus dem Umfeld des Unternehmens.
Vergangene Woche hatte bereits das „Wall Street Journal“ berichtet, dass die chinesischen Behörden die Lokalregierungen angewiesen hatten, sich auf einen möglichen Zusammenbruch von Evergrande vorzubereiten. Experten glauben, dass die chinesische Regierung bei der Bedienung der hohen Schulden als oberste Priorität hat, die Projekte, die bereits im Bau sind, weiterlaufen zu lassen. Denn viele dieser Vorhaben sind bereits von chinesischen Bürgern bezahlt. Zudem hängen an ihrer Weiterführung Jobs im Baugewerbe. Rund 800 Projekte sollen sich derzeit im Bau befinden.
Evergrande hat mehr als 300 Milliarden Dollar Schulden in seiner Bilanz angehäuft. Zudem gibt es Spekulationen über weitere außerbilanzielle Schulden. Am Donnerstag war eine erste Frist für fällige Zinszahlungen für sogenannte Offshore-Anleihen verstrichen, ohne dass eine Zahlung geleistet wurde. Die nächsten Wochen werden diesbezüglich entscheidend, denn die Anleihe gilt erst nach einer 30-tägigen Nachfrist als ausgefallen.
Die Krise um Evergrande hält seit Wochen die Börsen in Atem. Sie gilt als Resultat der Politik der chinesischen Staatsführung, die mit den hochverschuldeten chinesischen Konzernen aufräumen will. Inmitten der Krise um Evergrande waren am Freitag zwei Topmanager des insolventen chinesischen Luftfahrt- und Tourismus-Konglomerats HNA wegen des Verdachts auf kriminelle Handlungen festgenommen worden. Zuvor war der ehemalige Vorsitzende des Spirituosenriesen Kweichow Moutai, Yuan Renguo, wegen Bestechung zu lebenslanger Haft verurteilt worden.
Mehr: Lagarde hält Evergrande-Auswirkungen auf Europa für gering
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.