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Immobilienfinanzierer Hedgefonds Petrus Advisers attackiert Aareal Bank

Hohe Kosten, teure Pensionen, keine zündende Strategie – lange hielt sich der Hedgefonds Petrus Advisers mit Kritik am Immobilienfinanzierer Aareal Bank zurück. Das ändert sich jetzt.
24.11.2020 Update: 25.11.2020 - 15:39 Uhr Kommentieren
Ein „regelrechter Palast“, wie der aktivistische Investor Petrus Advisers schreibt, ist der Hauptsitz der Aareal Bank vielleicht nicht. Aber das Gebäude liegt in sehr zentraler Wiesbadener Lage. Quelle: dpa
Hauptsitz der Aareal Bank

Ein „regelrechter Palast“, wie der aktivistische Investor Petrus Advisers schreibt, ist der Hauptsitz der Aareal Bank vielleicht nicht. Aber das Gebäude liegt in sehr zentraler Wiesbadener Lage.

(Foto: dpa)

Frankfurt Es ist ein ungewöhnlich rauer Wind, der dem Wiesbadener Immobilienfinanzierer Aareal Bank seit einiger Zeit entgegenschlägt. Erst drängten aktivistische Investoren das Institut erfolgreich dazu, Teile ihrer Software-Tochter Aareon zu verkaufen, nun bahnt sich schon wieder Ärger an. Der Hedgefonds Petrus Advisers, einer der Top-10-Aktionäre des Instituts, übt scharfe Kritik am Kurs des Managements und veröffentlichte das am 6. November verschickte Schreiben am Dienstag auf seiner Internetseite.

Petrus-Gründer Klaus Umek sowie sein Partner Till Hufnagel halten die Aareal Bank für zu unprofitabel. Rechne man die Zahlen der Software-Tochter Aareon heraus, dann habe das Institut 2019 nur eine Eigenkapitalrendite von 5,1 Prozent erwirtschaftet, heißt es in dem Brief, der auf den 6. November datiert. Eine Bank müsse aber mindestens acht Prozent erwirtschaften. 

Umek und Hufnagel sind überzeugt, „dass Management und Aufsichtsrat von Aareal durch konsequentes und zügiges Handeln JETZT die Weichen für nachhaltige Wertschaffung stellen müssen“. Was folgt, sind sechs Verbesserungsvorschläge - ein Mix aus Sparmaßnahmen und Ideen, wie sich die Erträge steigern ließen.

Die Aareal Bank bestätigte den Erhalt des Briefs von Petrus. „Wir schätzen grundsätzlich die Meinungen und Impulse unserer Investoren, und wir nehmen diese selbstverständlich ernst und beziehen sie in unsere Überlegungen mit ein“, sagte ein Sprecher der Bank. Das gelte für Petrus ebenso wie für andere Aktionäre.

Nicht grundsätzlich auf Krawall gebürstet

Es ist nicht so, dass die Aareal Bank gänzlich untätig wäre. Das Institut überarbeitet bereits mit der Unternehmensberatung McKinsey, die erst zu Jahresbeginn vorgestellte Mittelfriststrategie. Aber das alles geht Petrus Advisers nicht schnell genug. Auch der Aareal-Sprecher betont, die Bank habe „wesentliche von Petrus in dem Brief aufgeworfene Fragestellungen“ bereits im Rahmen der gestarteten Strategieüberprüfung „längst adressiert“ und im Rahmen der Präsentation der Zahlen zum dritten Quartal auch erläutert.

Petrus Advisors ist kein Hedgefonds, der nicht grundsätzlich auf Konfrontationskurs mit dem Management geht. Beim Teilverkauf der Software-Tochter Aareon etwa vertrat der Investor eine weniger radikale Haltung als der Hedgefonds Teleios, der ursprünglich einen Komplettverkauf der Aareon gefordert hatte. 

Briefe an das Aareal-Management hatte Petrus Advisers bislang gar nicht veröffentlicht - anders als im Fall der Commerzbank-Tochter Comdirect. Bei dem Online-Broker Comdirect prangerte Petrus Advisers unter anderem hohe Kosten an und handelte für sich bei der Komplettübernahme der Comdirect durch die Commerzbank eine bessere Abfindung aus.

Nun ist dem Londoner Investor, der zwischen acht und zehn Prozent der Anteile hält, auch bei der Aareal Bank der Geduldsfaden gerissen - und die Breitseite trifft das Institut zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Am 8. November, zwei Tage nach dem Petrus-Schreiben, musste sich Vorstandschef Hermann J. Merkens für drei bis vier Monate krankmelden, nach außen vertritt ihn seither Finanzvorstand Marc Heß. Wenige Tage später kassierte Heß dann die Gewinnprognose für das Jahr 2020, bedingt durch die Coronakrise und schrieb im dritten Quartal unter dem Strich einen kleinen Verlust. Die Forderungen von Petrus Advisers nach mehr Profitabilität hat dadurch eher noch an Aktualität gewonnen.

Weniger kosteneffizient als Pfandbriefbank

So habe die Aareal Bank „im Vergleich zu nationalen wie internationalen Kreditinstituten sehr hohe Kosten, vor allem auf der Personalseite“, heißt es in dem Schreiben. „Bisher fehlt die Einsicht, dass kompromisslos an Kosten gearbeitet werden muss.“ 

Rechnet man die Software-Tochter Aareon aus dem Aareal-Bank-Konzern heraus, dass lag die Kosten-Ertrags-Relation der Aareal Bank deutlich über der Cost-Income-Ratio der Deutschen Pfandbriefbank (pbb), die ein ähnliches Geschäftsmodell verfolgt. Würde die Aareal Bank in ihrem Bankgeschäft ähnlich effizient wirtschaften, ließen sich nach Kalkulation von Petrus Advisers etwa 30 bis 50 Millionen Euro einsparen.

Auch die komfortabel hohe Eigenkapitaldecke weckt bei dem Investor Begehrlichkeiten. Würde man sie - immer ohne die Softwaretochter Aareal gerechnet - auf das gleiche Niveau wie bei der Pfandbriefbank senken, ließen sich 418 Millionen Euro an die Aktionäre ausschütten.

Aufsichtsratschefin Marija Korsch hat den Investoren zufolge immerhin bereits gesagt, dass man über 350 Millionen Euro als Ausschüttungssumme reden könne, „sobald die EZB dies erlaubt“. Wann das geschehen könnte, ist allerdings völlig unklar. Derzeit pochen die Bankenaufseher eher darauf, dass Banken auf jede Form der Ausschüttung an Aktionäre verzichten sollten.

Schwammiger sind die Vorschläge zur Verbesserung des Geschäftsmodells. Grundsätzlich stört sich Petrus Advisers daran, dass die Aareal Bank ihr Geld ganz überwiegend im Kreditgeschäft verdient, was viel Eigenkapital bindet. Daneben spielt der Zahlungsverkehr eine wichtige Rolle, durch den sich der Immobilienfinanzierer Einlagen aus der Wohnungswirtschaft sichert - für die stabile Refinanzierung des Instituts ein wichtiges Standbein, das in Zeiten der Negativzinsen allerdings auch teuer ist.

Umzug in „deutlich bescheidenere“ Immobilie

Im Wesentlichen fordert der Hedgefonds, dass die Aareal Bank Geldquellen erschließt, die weniger von ihrem Eigenkapital binden. Der Hedgefonds schlägt vor, dass die Aareal Bank mehr Kredite syndiziert, also Co-Kreditgeber bei einer Finanzierung ins Boot holt. Die Bank, die so einen syndizierten Kredit initiiert und organisiert, verdient immer etwas mehr als die trittbrettfahrenden Banken. Die Aareal Bank ist in der Kreditsyndizierung aktiv, was nicht heißt, dass sich das nicht noch ausbauen ließe.

Ein Dorn im Auge sind Petrus Advisers auch die „extrem hohen Pensionsverbindlichkeiten von Aareal“, die der Investor gerne auslagern würde. Er fordert, das „zügig“ zu prüfen. Auch vor dem Hauptsitz macht der Spareifer des Investors nicht hat. Petrus Advisers spricht von einem „regelrechten Palast“. Barocke Pracht verströmt die Immobilie zwar nicht, doch sie ist recht zentral in der Wiesbadener Innenstadt gelegen - und in den Augen des Investors „dramatisch überdimensioniert“. „Wir fordern daher die kompromisslose Prüfung eines Verkaufs der Immobilie und des Umzuges in eine für Aareal angemessenere, deutlich bescheidenere Immobilie im weiteren Rhein-Main-Gebiet.“

Mehr: Comdirect-Investor Petrus nimmt Aareal Bank ins Visier

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