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Immobilienfinanzierer Übernahme-Pläne bei der Aareal Bank: Ein Deal mit vielen Hindernissen

Der Immobilienfinanzierer verhandelt mit Finanzinvestoren über einen Verkauf. Der Preis gilt als attraktiv. Entscheidend für den Deal dürfte die Haltung der Aufseher werden.
10.10.2021 - 15:26 Uhr Kommentieren
Wiesbaden, Aareal Bank AG, 07.04.2021, Aareal Bank AG, Bild: Die Aareal Bank AG ist ein im SDAX gelistetes internationales Unternehmen mit Hauptsitz in der Paulinenstraße 15, 65189 Wiesbaden Wiesbaden Aareal Bank AG Hessen Deutschland *** Wiesbaden, Aareal Bank AG, 07 04 2021, Aareal Bank AG, Bild Aareal Bank AG is an international company listed on the SDAX with its headquarters at Paulinenstrasse 15, 65189 Wiesbaden Wiesbaden Aareal Bank AG Hesse Germany Quelle: imago images/Jörg Halisch
Aareal Bank

Wiesbaden, Aareal Bank AG, 07.04.2021, Aareal Bank AG, Bild: Die Aareal Bank AG ist ein im SDAX gelistetes internationales Unternehmen mit Hauptsitz in der Paulinenstraße 15, 65189 Wiesbaden Wiesbaden Aareal Bank AG Hessen Deutschland *** Wiesbaden, Aareal Bank AG, 07 04 2021, Aareal Bank AG, Bild Aareal Bank AG is an international company listed on the SDAX with its headquarters at Paulinenstrasse 15, 65189 Wiesbaden Wiesbaden Aareal Bank AG Hesse Germany

(Foto: imago images/Jörg Halisch)

Frankfurt Es könnte eine der größten Bankenübernahmen in Deutschland seit Jahren werden. Immerhin hat eine Gruppe von Finanzinvestoren einen Preis von 29 Euro je Aktie für die Übernahme des Wiesbadener Immobilienfinanzierers Aareal ins Spiel gebracht, das entspräche einer Bewertung von rund 1,74 Milliarden Euro. Doch der Weg zu einem Deal ist noch weit, und er steckt voller Hindernisse.

Im Prinzip halten Analysten und Großinvestoren ein mögliches Übernahmeangebot im Rahmen der derzeit diskutierten Bewertung für durchaus interessant. Allerdings sind sich die Experten auch einig, dass zumindest zwei Risiken einen Abschluss des Verkaufs infrage stellen: zum einen die Risiken in den Büchern der Bank, zum anderen die nötige Zustimmung der Aufseher.

Am vergangenen Donnerstag hatte Aareal per Pflichtmitteilung bestätigt, dass die Beteiligungsfirmen Centerbridge, Towerbrook und Advent Interesse an einer Übernahme des Spezialinstituts haben. Die von den Investoren ins Spiel gebrachte Bewertung von 29 Euro je Aktie würde einen Aufschlag von 23 Prozent auf den Schlusskurs vom vergangenen Mittwoch bedeuten.

Nach Bekanntwerden der Übernahmeverhandlungen war der Kurs von Aareal nach oben geschossen, und am Freitag schloss die Aktie bei rund 28 Euro.

„Wir können uns vorstellen, dass ein Angebot in der jetzt diskutierten Höhe für viele Investoren interessant ist“, heißt es bei einem Großaktionär des Immobilienfinanzierers. Auch Philipp Hässler, Analyst bei Pareto Securities, hält einen möglichen Preis von 29 Euro pro Aktie im Prinzip für „durchaus attraktiv“.

Besonders von der Coronakrise betroffen

Allerdings sieht Hässler auch erhebliche Hindernisse für den geplanten Deal. Sein eigenes Kursziel für die Aktie liegt derzeit bei 21 Euro. Im Schnitt trauen die vom Informationsdienst Bloomberg erfassten Experten Aareal auf Sicht von zwölf Monaten einen Kurs von 23,50 Euro zu.

Nach Hässlers Einschätzung ist der vergleichsweise hohe Anteil notleidender Kredite ein Grund für diese verhaltenen Prognosen. Durch ihre Ausrichtung auf Kredite für Gewerbeimmobilien wie Einkaufszentren und Hotels sei die Bank besonders von der Coronakrise getroffen worden. Vor allem das „vergleichsweise große Hotelportfolio“ sieht Hässler als Risiko.

Auch Jochen Schmitt vom Bankhaus Metzler sieht die Qualität des Kreditbuchs als einen möglichen Grund für ein Scheitern eines Deals. Aareal plant für dieses Jahr mit einer Risikovorsorge von 125 bis 200 Millionen Euro, und in Finanzkreisen heißt es, die Bank fühle sich mit dieser Schätzung nach wie vor sehr wohl.

Druck auf das Management

Aareal hat mit dem ehemaligen Commerzbank-Vorstand Jochen Klösges erst seit Kurzem einen neuen Chef. Zuletzt hatte der Großaktionär Petrus Advisers kräftig Druck auf das Management gemacht. Er hatte von der Bank eine neue und nachhaltige Strategie gefordert. Nach einem Verlust von 75 Millionen Euro 2020 hat die Bank für dieses Jahr die Prognose eines positiven Ergebnisses von 100 bis 175 Millionen Euro im August bestätigt. 

Die Bank betonte, ob es zu einer Transaktion oder einem Angebot an die Aktionäre kommen werde, „ist derzeit ungewiss“. Doch während Aareal vor Jahren eine Avance des US-Finanzinvestors Apollo zurückgewiesen hatte und sich damals weigerte, überhaupt einen Datenraum einzurichten, geht das Geldhaus diesmal offener an die Sache heran.

In Finanzkreisen heißt es, die potenziellen Bieter würden derzeit die Bücher prüfen, die Verhandlungen befänden sich noch in einer sehr frühen Phase. Weder Aareal noch die Finanzinvestoren wollten einen Kommentar abgeben.

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Als nächsten Schritt müssten sich die möglichen Käufer und das Aareal-Management auf ein sogenanntes „Investment Agreement“ einigen, in dem die Grundzüge eines Deals festgeschrieben würden. Dabei könnte die Zukunft der IT-Tochter Aareon eine Schlüsselrolle spielen.

Finanzkreisen zufolge liebäugelt zumindest ein Teil der Private-Equity-Firmen mit der Abspaltung der Softwaretochter Aareon. Eine Abtrennung von Aareon sei das mittelfristige Ziel, sagte eine mit dem Sachverhalt vertraute Person. Mit einer Abspaltung könnten Investoren den Wert ihres Engagements heben, denn Technologiefirmen werden derzeit deutlich höher bewertet als Finanztitel. In der Vergangenheit hatte sich die Aareal Bank gegen Vorstöße, die eine Abtrennung der Softwaretochter vorsahen, allerdings immer wieder gesperrt.

Im vergangenen August verkaufte sie dennoch eine Minderheitsbeteiligung von 30 Prozent an Advent. Zwischen der Aareal Bank und Advent gibt es langfristige Absprachen bezüglich der Aareon. Es ist allerdings ein offenes Geheimnis in der Finanzbranche, dass Advent damals gern einen größeren Anteil erworben hätte. In Finanzkreisen heißt es, dass das Management der Bank einem Investment Agreement, das auf eine Aufspaltung des Instituts hinauslaufen würde, kaum zustimmen würde.

Wichtigster Treiber des Deals

Geführt wird das Konsortium der Finanzinvestoren von Centrebridge, und in Finanzkreisen heißt es, dass der US-Fonds daran interessiert sei, der Aareal Bank mithilfe von Geld und Expertise zur Expansion zu verhelfen. Centerbridge habe ein dichtes Netz an Immobilienspezialisten vor allem in Großbritannien und den USA, sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person. In Zusammenarbeit mit diesen Experten könnte Aareal international wachsen.

Analyst Hässler vermutet die Abspaltung des IT-Ablegers Aareon als wichtigsten Treiber hinter dem Deal. „Man könnte die Tochter meistbietend verkaufen, den Rest der Bank dann weiterführen, zurück an die Börse bringen oder ebenfalls veräußern“, meint der Experte.

Als entscheidend für die Erfolgsaussichten des Übernahmeversuchs sieht Hässler die Haltung der Finanzaufsicht: „Ein Veto der Aufseher dürfte das größte Risiko für die potenziellen Bieter sein.“ Zwar habe die Aufsicht bereits Verkäufe von deutschen Banken an Finanzinvestoren genehmigt, aber solche Deals würden besonders gründlich geprüft, zumal ein möglicher Verkauf von Aareon die Bank wirtschaftlich empfindlich schwächen würde. Das sieht Analyst Schmitt vom Bankhaus Metzler ähnlich. Die Zustimmung der Aufsicht sei kein Selbstläufer, warnt er.

Mehr: Neuer Bafin-Chef: „Das größte ökonomische Risiko ist das Zinsumfeld“

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