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International Sustainability Standards Board Aufbau, Zeitplan, Personal: Die ersten Schritte der neuen Organisation für Nachhaltigkeit

Zum Jahreswechsel soll die Führungsmannschaft der neuen Organisation in Frankfurt stehen. Wenig später will das ISSB schon komplett arbeitsfähig sein.
01.12.2021 - 17:49 Uhr Kommentieren
Der Zeitplan für die neue Organisation für Nachhaltigkeit ISSB steht Quelle: Bloomberg
Errki Liikanen, der Leiter der IFRS-Stiftung

Der ehemalige finnische Notenbanker treibt den Aufbau einer neuen Organisation voran, die verlässliche Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung der Unternehmen setzen soll.

(Foto: Bloomberg)

Frankfurt Die Freude am Finanzplatz Frankfurt war groß, als die Stadt Anfang November den Zuschlag für den Sitz einer neuen Organisation erhielt. Diese soll eine Schlüsselrolle beim Umbau der globalen Wirtschaft in Richtung mehr Nachhaltigkeit spielen. Jetzt geht es darum, das International Sustainability Standards Board (ISSB) so schnell wie möglich arbeitsfähig zu machen.

Der Zeitplan für das Projekt steht bereits: „Im ersten Quartal des kommenden Jahres wird das ISSB betriebsbereit sein“, kündigt der ehemalige finnische Finanzminister und Ex-Notenbanker Erkki Liikanen im Gespräch mit dem Handelsblatt an.

Der nächste Schritt werde die Ernennung des ISSB-Vorsitzenden und seines Stellvertreters sein. Liikanen erwartet die Entscheidung über die Spitzenpositionen etwa zum Jahreswechsel. Sobald die beiden Top-Personalien feststehen, soll der bis zu 14 Personen starke Verwaltungsrat besetzt werden. Der Großteil der Mitglieder wird dem Plan zufolge Vollzeit für die neue Organisation arbeiten.

Liikanen leitet die IFRS-Stiftung, unter deren Dach das ISSB angesiedelt ist. Die Organisation soll international anerkannte Standards dafür entwickeln, wie Unternehmen über Nachhaltigkeit berichten. Dabei geht es nicht um traditionelle Finanzkennzahlen wie Umsatz und Gewinn, sondern um ethische Kriterien wie Umwelt, Gesellschaft und transparente Führung, international mit ESG abgekürzt.

Die IFRS-Stiftung ist vor allem für die Festlegung von international verbindlichen Rechnungslegungsstandards bekannt und wird von Großunternehmen, dem Finanzsektor und der Wirtschaftsprüferbranche finanziert.

Nachhaltigkeit gilt für Banken als Wachstumschance

Nachhaltige Investments gelten als globales Wachstumsgeschäft. Aufseher und Politik haben die Finanzmärkte als zentrales Steuerungselement zur Bekämpfung des Klimawandels entdeckt, gleichzeitig haben Banken und Vermögensverwalter den ESG-Trend als lukratives Geschäftsfeld ausgemacht.

Diese Vermischung von geschäftlichen Interessen und gesellschaftlichem Engagement hat zuletzt aber Kritiker auf den Plan gerufen, die der Branche vorwerfen, sie würde Nachhaltigkeit nur als Deckmantel nutzen, um ihre Gewinne zu maximieren. Ein Grund für die Kritik: Was genau „nachhaltig“ ist, ist nicht einheitlich definiert. An weltweit gültigen Kriterien zum Beispiel für sogenannte grüne Geldanlagen mangelt es. Der ISSB soll helfen, diese Lücke zu schließen.

Nach Liikanens Überzeugung können die Kapitalmärkte einen wesentlichen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel leisten. Allerdings nur, wenn die Investoren Zugriff auf Nachhaltigkeitsdaten mit derselben Genauigkeit, Qualität und globalen Vergleichbarkeit haben, wie sie es bei Finanzkennziffern heute schon gewohnt sind.

Noch mangelt es an einer einheitlichen Definition, was genau nachhaltig ist. Quelle: Reuters
Windpark in der Nordsee

Noch mangelt es an einer einheitlichen Definition, was genau nachhaltig ist.

(Foto: Reuters)

Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg. Heute würden die Anforderungen einer „Buchstabensuppe“ gleichen, mit der „selektiven und inkonsistenten Anwendung freiwilliger Standards“, heißt es in einer IFRS-Präsentation, die dem Handelsblatt vorliegt. Die Folge sei ein Mangel an Vertrauen in die von den Unternehmen veröffentlichten Informationen zum Thema Nachhaltigkeit.

„Es ist extrem wichtig, dass wir wirklich global geltende Vorgaben entwickeln“, betont Liikanen. Ziel des ISSB müsse es sein, ein „umfassendes Basisset an Standards zu entwickeln, die für die großen Volkswirtschaften funktionieren, aber auch für die Schwellenländer“. Einzelne Länder oder Ländergemeinschaften würden dann „vielleicht über diese Regeln hinausgehen“, erläutert der Finne.

Die ersten Schritte hat das ISSB bereits hinter sich. Mit dem Climate Dis‧closure Standards Board und der Value Reporting Organisation werden zwei Gremien, die sich ebenfalls mit der Nachhaltigkeitsberichterstattung befassen, unter dem Dach der IFRS-Stiftung konsolidiert. Außerdem hat das ISSB bereits erste Prototypen für die Ansprüche an die Berichterstattung über Nachhaltigkeit entwickelt, die der neue Standardsetzer schon bald zur Diskussion stellen will.

Noch im Dezember wird das ISFR-Leitungsgremium zu einer virtuellen Sitzung zusammenkommen, bei der auch über die weiteren Schritte beim Aufbau des ISSB entschieden werden soll. Für Anfang März ist eine physische Sitzung geplant, dann zum ersten Mal in Frankfurt. Die Mainmetropole hatte sich im Wettbewerb um den Hauptsitz des internationalen Nachhaltigkeitsgremiums durchgesetzt.

Frankfurt soll der Sitz des Verwaltungsrats des ISSB werden und das Büro des Vorsitzenden beherbergen. Aber auch im kanadischen Montreal will der neue Standardsetzer Schlüsselfunktionen ansiedeln. Darüber hinaus sind Büros in San Francisco und London geplant. In Asien sind außerdem Peking und Tokio als Standorte im Gespräch.

Scholz engagierte sich für die Bewerbung Frankfurts

Um den Hauptsitz des ISSB hatten sich auch die Schweiz, Kanada und Japan bemüht. Nachdem Deutschland bei der Entscheidung um den Sitz der European Banking Authority (Eba) vor einigen Jahren das Nachsehen gehabt hatte, machten sich mehr als 180 Verbände, Unternehmen und Institutionen für Frankfurt stark. Auch der damalige Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) und sein Staatssekretär Jörg Kukies engagierten sich für die Bewerbung. Zusätzliche Unterstützung kam aus Brüssel von der EU-Kommission.

„Die breite Unterstützung aller Regierungsebenen, der Finanzbranche, aber auch der Unternehmen waren einer der wesentlichen Gründe, das Führungsgremium des ISSB in Frankfurt anzusiedeln“, sagt Liikanen. Rund um den Globus wollen quasi alle großen Finanzmetropolen vom Wachstumstrend „nachhaltige Finanzen“ profitieren.

In einer Umfrage der britischen Beratung Z Yen unter Kapitalmarkt- und Bankenprofis zur Qualität der Finanzzentren in Sachen Nachhaltigkeit dominieren europäische Städte. In der jüngsten Rangliste liegt weltweit London an der Spitze, gefolgt von Amsterdam. Insgesamt erreichen westeuropäische Finanzzentren acht Plätze unter den Top Ten. Frankfurt ist bislang unter den wichtigsten 20 Städten für nachhaltiges Banking und grüne Investments nicht vertreten.

Mehr: Finanzbranche verspricht, bis zu 130 Billionen Dollar klimaneutral einzusetzen

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