Internationale Konkurrenz Deutsche-Bank-Aktionär fordert Fusionen unter europäischen Banken

Der UBS-Chef kritisiert die national unterschiedlichen Regulierungen der Finanzbranche – und fordert stattdessen einen EU-weiten Rechtsrahmen.
Frankfurt, Dubai Die europäischen Großbanken müssen sich nach Einschätzung eines Schlüsselaktionärs der Deutschen Bank zusammenschließen, um konkurrenzfähig zu bleiben. „Wenn man die europäischen Banken mit den amerikanischen oder chinesischen Banken vergleicht, wird man feststellen, dass sie zu klein sind, um alleine zu überleben“, sagte Scheich Hamad bin Jassim al-Thani am Dienstag auf einer von dem Informationsanbieter Bloomberg organisierten Konferenz.
Thani, der ehemaliger Premierminister von Katar, hält Angaben von Refinitiv zufolge 3,05 Prozent an der Deutschen Bank. Auf die Frage, ob auch die Deutsche Bank eine Fusion mit einem anderen Institut anpeilen sollte, sagte er: „Ich bin nicht im Aufsichtsrat, also müssen sie entscheiden. Aber ich glaube, dass Fusionen unvermeidlich (sind).“
Zuvor hatte bereits UBS-Präsident Axel Weber gewarnt, dass die europäischen Geldhäuser zu klein seien. Sie könnten nicht genügend in Technologie investieren, um mit ihren US-Konkurrenten Schritt zu halten. Um der Fragmentierung unter den europäischen Banken zu begegnen sei eine Vereinheitlichung der Regulierung und der Aufsicht notwendig.
Er dringt auch auf Fortschritte bei der Vereinheitlichung der Finanzmärkte in Europa. „Paneuropäische Banken müssen anders reguliert werden. Sie brauchen einen EU-weiten Rechtsrahmen, nicht diesen Flickenteppich aus national unterschiedlichen Regulierungen“, betonte Weber am Dienstag bei einer digitalen Bankenkonferenz der „Börsen-Zeitung“. Weder die Bankenunion noch die Kapitalmarktunion funktionierten bisher, sagte Weber.
Trotz großer Fortschritte in der Harmonisierung von Regulierung, Aufsicht und Abwicklung der Banken bestehe immer noch kein einheitlicher Wirtschaftsraum. „Es ist ein Konglomerat von 27 unterschiedlich regulierten und getrennten Märkten“, sagte der bis Ende April 2011 Präsident der Deutschen Bundesbank war.
Forderung nach EU-Recht für übergeordnet tätige Banken
Die Fragmentierung des Bankgeschäfts führe dazu, dass den Konsumenten und Unternehmen Dienstleistungen nur eingeschränkt zur Verfügung stehen würden. Er hoffe nach dem positiven Beitrag der Geldhäuser in der Coronakrise auf mutige Schritte. Es sei durchaus sinnvoll, die unterschiedlichen nationalen Systeme in Europa weiter zu integrieren, sagte Weber.
Darüber könnte es aber nach seiner Vorstellung ein EU-Recht für übergeordnet tätige Banken geben, „ein europäisches Dach, für diejenigen, die schnell dahin wollen“. Es müsse „eine Freizügigkeit für Finanzdienstleistungen“ für alle Bürger Europas geben, sagte der Chefaufseher der Schweizer Großbank.
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