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Interne Mitteilung 15 Standorte betroffen – wo die Commerzbank ihr Auslandsnetz ausdünnen will

Deutschlands zweitgrößte Privatbank schließt unter anderem Standorte in Luxemburg, Barcelona und Hongkong. Die Ungarntochter soll verkauft werden.
28.02.2021 - 12:14 Uhr Kommentieren
Das Institut hat erstmals die 15 Auslandsstandorte genannt, an denen es künftig nicht mehr aktiv sein wird. Quelle: Reuters
Commerzbank

Das Institut hat erstmals die 15 Auslandsstandorte genannt, an denen es künftig nicht mehr aktiv sein wird.

(Foto: Reuters)

Frankfurt Die Sparpläne der Commerzbank in der Firmenkundensparte werden konkreter. Das Institut will sich im Rahmen seines Umbaus unter anderem aus Luxemburg, Ungarn und Hongkong zurückziehen. Das geht aus einer Mitteilung im Intranet der Commerzbank hervor, die dem Handelsblatt vorliegt.

Die Bereichsvorstände Roland Boehm und Nikolaus Giesbert nennen darin erstmals die 15 Standorte, an denen Deutschlands zweitgrößte Privatbank künftig nicht mehr vertreten sein wird. Geschlossen werden demnach auch die Filialen in Barcelona, Bratislava und Brüssel sowie die Repräsentanzen in Aserbaidschan, Georgien, Indonesien, dem Irak, Kasachstan, dem Libanon, Malaysia, Serbien und Venezuela.

Die Anpassungen im Auslandsnetz will das Institut „bis zum Jahr 2024 sukzessive umsetzen“, erklärte Bereichsvorstand Boehm, der für das internationale Firmenkundengeschäft zuständig ist. „Wir gehen hier sehr sorgfältig vor und machen dies im engen Austausch mit den Regulatoren vor Ort.“

Für die Commerzbank sind die Kürzungen eine Gratwanderung. Viele ihrer Firmenkunden sind international aktiv und benötigen deshalb eine Bank mit ausreichend Auslandsexpertise. Kürzt das Institut an der falschen Stelle, könnte es Kunden an Konkurrenten verlieren.

Firmenkundenvorstand Michael Kotzbauer ist aber zuversichtlich, dass dies nicht passiert. Die Bank habe analysiert, welches die entscheidenden Handelskorridore für deutsche Unternehmen seien, sagte er im Handelsblatt-Interview. „Hier werden wir weiter stark vertreten sein – also vor allem in Europa, Asien und den USA.“ Unter dem Strich bleibe das Institut in rund 40 Ländern präsent.

Rolle rückwärts in Brasilien

Der größte Standort, der geschlossen werden soll, ist die Filiale in Luxemburg mit rund 200 Mitarbeitern. Diese kümmern sich vor allem um die Abwicklung des Konsortialkreditgeschäfts, das künftig nach Deutschland verlagert werden soll. In Ungarn hat die Commerzbank eine eigene Tochtergesellschaft, die nun verkauft werden soll.

Der Firmenkundenvorstand will, dass die Bank in Europa, Asien und den USA weiter stark vertreten ist. Quelle: Commerzbank AG
Michael Kotzbauer

Der Firmenkundenvorstand will, dass die Bank in Europa, Asien und den USA weiter stark vertreten ist.

(Foto: Commerzbank AG)

In Asien will die Bank ihre Vertriebsaktivität in Singapur bündeln. Die Niederlassung in Dubai wird zu einer Repräsentanz heruntergestuft. In solchen arbeiten bei der Commerzbank üblicherweise nur drei bis vier Mitarbeiter.

Eine Rolle rückwärts macht das Institut in Brasilien. Dort hatte die Commerzbank erst vor wenigen Jahren eine eigene Banklizenz erworben und eine Tochtergesellschaft aufgebaut. Nun soll die Tochter verkauft und stattdessen eine Repräsentanz eröffnet werden.

Grundsätzlich will das Management im Auslandsgeschäft für schlankere Strukturen sorgen. Die Hauptaufgabe der internationalen Standorte sei es, „mit starken vertriebsorientierten Teams Geschäft mit Deutschlandbezug für die Bank zu akquirieren und unsere Kunden bei ihrem Auslandsgeschäft zu begleiten“, erklärte Boehm.

Verwaltungsfunktionen will das Institut dagegen „perspektivisch in regionalen Zentren bündeln“ – gemeint sind damit Einheiten in Niedriglohnländern in Asien und Osteuropa. In der Folge dürfte es auch bei den größten ausländischen Vertriebsstandorten in London, Singapur und New York Einschnitte geben. In der britischen Hauptstadt arbeiten aktuell knapp 1000 Mitarbeiter und externe Dienstleister für die Commerzbank, in Singapur sind es mehr als 400 Beschäftigte, in New York rund 350.

Auch das Korrespondenzbankennetz wird reduziert. Hier wollen die Frankfurter künftig nur noch mit 1300 statt 1600 Instituten zusammenarbeiten. „Die größten Anpassungen haben wir hier allerdings bereits in den Jahren 2016 und danach vorgenommen“, betonte Bereichsvorstand Giesbert, der für institutionelle Kunden und die Transaktionsbank zuständig ist.

Ende der Expansionsfantasien

Die Commerzbank will sich künftig noch stärker auf den deutschen Mittelstand konzentrieren. Internationale Kunden ohne Deutschlandbezug sollen nur noch betreut werden, wenn sie in Zukunftsbranchen wie Mobilität, Nachhaltigkeit, Kommunikation, Life Sciences und Investitionsgüter aktiv sind.

Durch die Ausdünnung des Auslandsnetzes erwartet das Institut in den kommenden Jahren einen Ertragsrückgang von bis zu 300 Millionen Euro. Dieser soll durch Wachstum in Europa und den USA sowie durch Kosteneinsparungen weitgehend wettgemacht werden.

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Die Zeiten von großen Expansionsfantasien in der Firmenkundensparte scheinen damit endgültig vorbei zu sein. 2015 hatte die Bank noch ganz Europa zum Kernmarkt erklärt und voller Stolz angekündigt, eine Tochtergesellschaft in Brasilien zu gründen. Ende 2019 sagte der damalige Firmenkundenchef Michael Reuther, das Institut wolle in Frankreich, Italien, Österreich, Belgien, den Niederlanden und Spanien bis 2023 rund 1000 Neukunden gewinnen.

Reuthers Nachfolger Roland Boekhout lieferte sich mit dem Aufsichtsrat 2020 dann hitzige Diskussion über den künftigen Zuschnitt des Auslandsgeschäfts. Der Niederländer lehnte harte Einschnitte ab – und verließ die Commerzbank deshalb bereits nach weniger als einem Jahr im Streit.

Sein Nachfolger Kotzbauer ist ein bodenständiger Kundenmann, der seit über 30 Jahren für die Commerzbank arbeitet. Er will die Kundenzahl in den kommenden Jahren stabil halten und die gesamte Sparte effizienter aufstellen. „Für uns steht Profitabilität künftig eindeutig vor Wachstum.“

Mehr: Commerzbank-Firmenkundenchef: „Wir müssen jetzt anpacken“

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