Die französischen Großbanken haben ähnliche Probleme - allen voran ihr starkes Engagement in Griechenland. Aber sie in einen Top zu werfen wäre nicht korrekt - zu unterschiedlich sind die drei Institute. Hier ein Überblick.
Die Skepsis ist groß angesichts der verfahrenen Lage in der Euro-Krise und BNPs starker Stellung im finanziell angeschlagenen Italien. Die Bank hat nach Angaben der Europäischen Bankenaufsicht Rom-Anleihen für rund 24 Milliarden Euro in ihren Büchern, hinzu kommen hohe Kredite an Unternehmen und Privatkunden.
Es gibt bereits Pläne für einen Umbau der größten Bank Frankreichs. Diese bestehen im Wesentlichen aus einer rigiden Schrumpfkur: Risikogewichtete Aktiva im Volumen von 70 Milliarden Euro sollen abgebaut werden. Die Konzernbilanz würde dadurch bis Ende 2012 um etwa zehn Prozent verkleinert. Ziel von BNP-Chef Baudouin Prot ist, auf diese Weise so viel Kapital freizusetzen, um Anfang 2013 auf eine harte Kernkapitalquote von neun Prozent zu kommen.
Damit würde die Bank die internationalen Mindestanforderungen für die Kapitalausstattung übererfüllen. Prot versucht auf diesem Weg, die Bank ohne die Ausgabe neuer Aktien krisenfest zu machen. Eine Kapitalerhöhung wird von vielen Beobachtern als notwendig erachtet, doch der Zeitpunkt ist wegen der starken Kursverluste äußerst ungünstig: Seit Jahresbeginn hat BNP Paribas rund 40 Prozent ihres Börsenwerts verloren.
Prot bemühte sich zudem erneut, Spekulationen über Liquiditätsengpässe bei der Bank zu beenden. Zwar hätten amerikanische Geldmarktfonds zuletzt weniger kurzfristige Mittel bereitgestellt. BNP Paribas habe dies aber problemlos kompensieren können. Die Anleger blieben skeptisch: Der Aktienkurs gab gestern rund drei Prozent nach.
Seit Wochen sorgt die finanzielle Lage der Bank für Skepsis auf den internationalen Aktienmärkten. Daran änderten auch Sparpläne und angekündigte Verkäufe von Aktiva nichts. Die Moody’s-Herabstufung verstärkte die Zweifel nur. Die Bank wurde damit für ihr großes Engagement in Griechenland bestraft. Weitere Herabstufungen seien möglich, mahnte die Ratingagentur – der Ausblick sei negativ.
Es hätte für die SocGen schlimmer kommen können. Die Ratingagentur erklärte die Herabsetzung um „nur“ eine Stufe damit, dass das Institut über eine ausreichende Profitabilität und Kapitalisierung verfüge. Die Bank sei damit in der Lage, weiterhin potenzielle Verluste auszugleichen – auch die ihrer griechischen Filiale Geneki. Allerdings würden die Neufinanzierungssituation sowie die Liquidität der Bank beobachtet.
Moody’s erklärte auch, bei der SocGen seien mögliche öffentliche Finanzhilfen berücksichtigt worden. Damit kommt die Hoffnung zum Ausdruck, dass die Bank im Ernstfall vom französischen Staat aufgefangen werde, um ein systemisches Risiko zu verhindern. Die SocGen wies in einer Pressemitteilung darauf hin, dass das Griechenland-Risiko von Moody’s als zu bewältigen angesehen werde.
Die Bank hat das Volumen griechischer Staatsanleihen zwar schon stark reduziert, sie hält aber noch immer mehr als eine Milliarde Euro. Das private und öffentliche Engagement in Griechenland wird zusammen auf 6,6 Milliarden Euro geschätzt. SocGen hatte im zweiten Quartal durch hohe Abschreibungen auf griechische Staatsanleihen einen derben Gewinneinbruch erlebt. Den Wert der von ihr gehaltenen Athen-Anleihen hat die Bank um 395 Millionen Euro nach unten korrigiert. An der Börse wird SocGen nur noch mit rund 13 Milliarden Euro bewertet.
Die Bank laufe jetzt Gefahr, Ziel einer Übernahme zu werden, sagte Jean-Pierre Balligand, Abgeordneter der sozialistischen Partei, in einem Interview gegenüber Bloomberg News.
Die drittgrößte Bank Frankreichs besitze zwar ausreichend Reserven, um mögliche Verluste in Griechenland in Griff zu bekommen, schrieb die Agentur Moody’s. Das Institut sei aber über sein Tochterunternehmen Emporiki-Bank sehr stark in Griechenland engagiert.
Die Möglichkeiten zur Neufinanzierung sowie die Liquidität der Bank würden deshalb weiter beobachtet. Bei der aktuell nervösen Lage der Aktien- und Finanzmärkte sei nicht auszuschließen, dass sich die Neufinanzierungssituation verschlechtere, schrieb Moody’s. Sowohl bei Société Générale als auch bei Crédit Agricole gibt es Zweifel an einer Refinanzierung über die US-Kapitalmärkte. CA hält die Zweifel für unbegründet.
Die französische Nummer drei hat mit der griechischen Emporiki-Bank 26,4 Milliarden Euro im Feuer – vor allem im Privatkundengeschäft. Darüber hinaus ist das Finanzinstitut auch in Italien sehr präsent und hält italienische Staatspapiere im Volumen von zehn Milliarden Euro. CA beziffert die Belastungen aus den Abschreibungen auf die von ihr gehaltenen Griechenland-Anleihen sowie auf die Tochter Emporiki im zweiten Quartal auf 640 Millionen Euro netto. Der Gewinn sank im abgelaufenen Quartal um elf Prozent auf 339 Millionen Euro.
Seit Anfang des Jahres ist der Aktienkurs des Konzerns um fast 50 Prozent gefallen. CA erklärte als Reaktion auf die Moody’s-Bewertung, man werde bis Jahresende einen Unterstützungsmechanismus für seinen Investment-Arm einführen. Das werde entweder eine Garantieerklärung oder eine vollständige Eingliederung des Investment-Bankings sein.
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Glückwunsch für Ihr Engagement, die Sprachlosigkeit der Geldelite so abzubilden
Vielen Dank und Grüsse von Belgien ! :-) Hier haben wir kein Vertrauen in die französische Banken, wir leiden von die Leuten (siehe Fortis und die hochspekulante (und französische) Teil von Dexia, wofür die belgische Steuerzählern wieder tief in die Tasche greifen müssen !
kann hier leider nur die Fragen lesen - die Antworten sind nicht sichtbar!
Tolles Interview ;-( ist das schon wieder der Zensur zum Opfer gefallen?
Eventuell ist die Sprachlosigkeit ehrlicher als das übrige ewige Gequatsche der sogenannten gesamten "Elite",das ist doch nur Augenwischerei, was soll man auch zu diesem Chaos noch sagen? Wo landen die Gelder? Keiner kann es nachvollziehen, keiner hat es verursacht.Aber wenn ein "normaler" Mensch Geld von der Bank braucht ist schon fast ein Offenbarungseid zu leisten!
Alle machen so weiter, der Steuerzahler muss es richten.
MfG
L.Hofmann
Liebe Handelsblatt-Redaktion, via Twitter verbreitet die betroffene Bank nun angeblich das komplette Interview. Sind das die Worte, die tatsächlich beim Interview gefallen sind oder gibt es Abweichungen? Und wenn ja wo genau? media-cms.bnpparibas . com/file/12/2/hb_v4.18122.pdf via twitter . com/BNPParibas_com/status/124122927129042944
@ Neutral,
sie müssen die Fragen ja nicht lesen, falls Ihnen Ihre Zeit zu wertvoll dafür ist. Evtl. haben ja auch so einige Banker später mehr Zeit dazu ;-)?
Aber, das mit dem Verantwortungs-Hin-und-Hergeschiebe zwischen Bankern und Politik könnten Sie sich auch einsparen.
Sieht doch Jede/r inzwischen, alles eine Brühe - versippt, verbandelt, voneinander abhängig. Um nicht zu sagen: total verfilzt. Globale Einheit beim Abzocken von Steuerzahlern und Verbrauchern.
Etwas nicht (mehr) zu sagen, Fragen nicht mehr beantworten zu wollen / zu dürfen / zu können - das kann dann doch sehr verräterisch sein, nicht wahr?
Danke Handelsblatt!
@Neutralus: Die mediale Kloppe für die Bänker ist genauso berechtigt wie die, welche einige Politiker erhalten. Ich finde es prima, dass man mal zeigt, was unsere Eliten so verzapfen. Jeder Selbständige muss für seine Handlungen haften, haben jedoch großen Hebel für Veränderungen. Das ist doch verrückt, dass Menschen mit Risikobereitschaft die größten Lasten tragen, also darf auch einmal geulkt werden. Für diesen Spaß bezahle ich gerne Geld... :)
Und da war noch: Es ist schon ein Graus, dass man über Real- und Finanzwirtschaft spricht. Gibt es denn eine andere Realität als diese eine, in der wir leben?
Danke für den Mut, ist sehr selten geworden in unserer Propagandawelt
Bravo ! Weniger ist eben mehr !
Frank