Investmentbanking bei der Deutschen Bank Zu groß, zu unprofitabel

„Es ist schwer für mich, Ihnen genau zu sagen, was die Gründe sind.“
Frankfurt Der Stolz in Anshu Jains Stimme war deutlich hörbar, als der amtierende Co-Chef der Deutschen Bank und frühere Leiter des Investmentbankings in der vergangenen Woche die jüngsten Geschäftszahlen vortrug. Auf die Frage eines Analysten, wie es sein könne, dass die Bankenbranche insgesamt 2014 im Geschäft mit Anleihen, Rohstoffen und Devisen (FICC) sinkende Erträge beklagte, die Deutsche Bank dagegen sogar leicht zulegte, gab sich der Banker mit dem britischen Pass in Understatement, aber mit einem hörbaren Lächeln in der Stimme: „Es ist schwer für mich, Ihnen genau zu sagen, was die Gründe sind.“
Es scheint einfach, dass seine Wette auf die Zukunft eben aufgegangen ist. Die Volumen im Anleihegeschäft insbesondere in Europa sind wieder deutlich angezogen, und die Deutsche Bank profitierte vom Rückzug des britischen Konkurrenten Barclays.
Dies ist für Jain deshalb eine Erleichterung, weil das Fixed-Income-Geschäft mit Abstand den größten Teil des Investmentbankings ausmacht und fast die Hälfte der Erträge generiert. Seit fünf Jahren verteidigt die Deutsche Bank in diesem Geschäft die Weltspitze. Doch 2013 gab es einen deutlichen Ertragseinbruch. Nun konnte sich das Institut in den vergangenen drei Quartalen gegenüber dem Vorjahr wieder kontinuierlich steigern.
Hauseigene Bad Bank beeinflusst Bilanz
Auch im Aktienhandel legte Deutschlands größtes Geldhaus zu, so dass es nach eigenen Angaben den Abstand zu den Top drei verkleinern konnte. Bei der Finanzierung und Beratung von Unternehmen gewann die Bank insbesondere in den USA sowie in Europa und dem Nahen Osten Marktanteile und steht nun auf Platz fünf.
Unterm Strich stieg damit der Vorsteuergewinn im Investmentbanking im Gesamtjahr von 3,2 auf 3,3 Milliarden Euro. Viel besser steht jedoch die Konkurrenz aus den USA da. Die Investmentbanker von JP Morgan erzielten ein Ergebnis von 6,5 Milliarden Dollar, Goldman Sachs verdiente 6,4 Milliarden Dollar. Dazu kommt, dass die Deutsche Bank milliardenschwere hochriskante Wertpapiere aus der Finanzkrise sowie einen Großteil der Rechtskosten, die ihren Ursprung im Investmentbanking haben, in der 2012 geschaffenen internen Bad Bank (NCOU) geparkt hat. Dort sorgen die Altlasten für Milliardenverluste.
Setzt man vereinfacht den Anteil, den die Papiere aus dem Investmentbanking in der NCOU ausmachen, mit ihrem Anteil am Verlust gleich, zeigt sich ein dramatisches Bild. Wären die Papiere noch in der Investmentbank, würde der Vorsteuergewinn für 2014 nur bei 1,5 Milliarden Euro, 2013 sogar nur 1,3 Milliarden Euro betragen.
Nachholbedarf hat die Deutsche Bank auch in Sachen Kosten. Während Goldman Sachs 61 Cent im vergangenen Jahr aufwenden musste, um einen Euro zu verdienen, waren es bei der Deutschen Bank 75 Cent. Das ursprünglich im Rahmen der Strategie 2015+ ausgegebene Ziel von einem Wert unter 65 Cent liegt damit noch in weiter Ferne.
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