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Investmentbanking JP Morgan vor Rekordeinnahme für Beratung eines Botox-Herstellers

Für die Beratung des Botox-Anbieters Allergan könnte JP Morgan 123 Millionen US-Dollar kassieren. Das wäre die höchste Summe, die je ein Fusionsberater eingenommen hat.
14.08.2019 - 13:11 Uhr Kommentieren
Die Pharmabranche steuert mit der geplanten Übernahme auf einen Rekord bei Fusionen zu. Quelle: AP
Botox

Die Pharmabranche steuert mit der geplanten Übernahme auf einen Rekord bei Fusionen zu.

(Foto: AP)

Frankfurt Das hat es noch nicht gegeben: Wenn alles glatt läuft, kassiert JP Morgan die höchste Prämie, die je ein Fusionsberater eigenommen hat. Insgesamt 123 Millionen Dollar erhält die US-Bank voraussichtlich für die Begleitung des Botox-Produzenten Allergan bei der Übernahme durch den amerikanischen Arzneimittel-Konzern Abbvie. Die „Financial Times“ (FT) hatte zuerst darüber berichtet. Der ganze Deal hat einen Wert von 63 Milliarden Dollar.

Klappt die Übernahme, würde damit die Prämie übertroffen, die der Konkurrent Morgan Stanley für die Beratung des Agrochemie-Produzenten Monsanto beim 66 Milliarden Dollar schweren Verkauf an den deutschen Pharma- und Chemiekonzern Bayer erhielt.

Nach den Berechnungen des Finanzdatenanbieters Dealogic waren es 120 Millionen Dollar. Diese Summe wurde mit dem offiziellen Abschluss nach jahrelangen Verhandlungen mit den Kartellbehörden im Jahr 2018 für Monsanto fällig.

Zum Vergleich: Im ersten Halbjahr wurden in Deutschland laut Datenservicefirma Refinitiv vom bestverdienenden Institut, der Deutschen Bank, insgesamt Gebühren im Investmentbanking von über 81,2 Millionen Dollar eingenommen. Das schließt neben Provisionen für Fusionen und Übernahmen (M&A) auch Gebühren für Aktien- und Anleiheemissionen sowie Kredite ein.

Mit Blick nur auf M&A stand Macquarie in den ersten sechs Monaten mit knapp 30 Millionen Dollar als Top-Bank an der Spitze. Das war also gerade einmal ein Viertel dessen, was JP Morgan kassierte und das für alle Transaktionen, die über die Australier liefen.

Großkonzerne kaufen Forschung ein

Mit riesigen Milliardendeals wie im Fall Abbvie wollen die Hersteller aussichtsreiche Produkte als Umsatzbringer gewinnen. Zudem bringen Fusionen zusätzlichen Spielraum für Effizienzgewinne. Teilweise kommen auch Synergieeffekte ins Spiel.

Gerade Großkonzerne wie die Amerikaner bekommen aus der eigenen Forschung nicht genügend Nachschub an guten, ertragreichen Produkten, um große Patentabläufe auszugleichen. Sie investieren daher stark in den Zukauf von Produkten, Forschungsprojekten, aber auch in komplette Unternehmen wie im Fall Allergan.

Die Verhandlungen von Abbvie verliefen nach jetzt veröffentlichten Dokumenten laut Financial Times sehr hastig, bevor sie am 25. Juni dieses Jahres zum Abschluss führten.

Wie immer in derartigen M&A-Transaktionen wird der Großteil der fälligen Gebühr an JP Morgan erst nach Abschluss der Übernahme bezahlt. Eine Basisgebühr von 12,5 Millionen Dollar hat JP Morgan allerdings bereits bekommen.

Das Beispiel zeigt, wie wichtig Banker mit besten Beziehungen zu Unternehmen sind, die dann auch bei Transaktionen gewählt werden und ein Beratungsmandat bekommen. In Deutschland ist das etwa bei Holger Bross von Bank of America Merrill Lynch der Fall, der zeitweise das Geschäft der Amerikaner in Deutschland geleitet hatte. Der ehemalige Banker von Goldman Sachs hatte maßgeblich den Deal von Bayer mit Monsanto eingefädelt.

Der in der Pharmabranche hoch anerkannte Investmentbanker war beispielsweise auch beim Tauschgeschäft von Boehringer Ingelheim mit dem Konkurrenten Sanofi ein wichtiger Berater. Boehringer Ingelheim erwarb im Jahr 2017 den Bereich Tiermedizin von Sanofi.

Banken sind die Profiteure

Neben der Abgabe der Sparte für rezeptfreie Arzneimittel bezahlten die Ingelheimer zusätzlich einen Barausgleich über 4,7 Milliarden Euro. Insgesamt hatte dieser Deal einen Wert von über elf Milliarden Euro.

Ironischerweise muss der Übernehmer etwa im Fall von Bayer auch die Gebühren bezahlen, die bei Monsanto fällig werden. Das Unternehmen ist schließlich Teil des Bayer-Konzerns geworden. Da spielt es keine Rolle, dass der Kurs in den vergangenen zwölf Monaten um 22 Prozent abgeschmiert ist. Gleichzeitig profitieren die Beraterbanken des Übernehmers von vielen Folgetransaktionen, bei denen sie in der Regel auch mit dabei sind.

Das gilt etwa bei Bayer für die Brückenfinanzierung der Transaktion, späterer Kredite, Wandelanleihen, und vor allem der Kapitalerhöhung. Aber auch beim Verkauf von einzelnen Bereichen wie der Tiergesundheit bestehen gute Chancen, als Berater für die Banken erneut ein Mandat zu gewinnen.

Die Banken verdienen besonders bei Mega-Deals, die in diesem Jahr verstärkt auftreten. Während in Deutschland im ersten Halbjahr nur ein zweistelliger Milliarden-Deal durch das Gebot des Chip-Herstellers Infineon für Cypress Semiconductors über 10,4 Milliarden Dollar zustande kam, waren es im Ausland deutlich mehr Transaktionen.

Nach Berechnungen von Refinitiv kam es im ersten Halbjahr weltweit zu 53 Mega-Transaktionen. Das sind Deals, die ein Volumen von über fünf Milliarden Dollar haben. Damit kommen die Riesen-Transaktionen auf einen Anteil von 50 Prozent oder einer Billion Dollar am weltweiten M&A-Volumen. Das ist der höchste Anteil seit dem Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1980.

JP Morgan steht im ersten Halbjahr 2019 nach Goldman Sachs auf Rang zwei der erfolgreichsten M&A-Berater weltweit und kommt auf einen Marktanteil von 35,7 Prozent, wie Refinitiv berichtet. Im zweiten Halbjahr hat die Großbank alle Chancen, Goldman Sachs noch vom ersten Rang zu verdrängen und durch M&A-Gebühren das maue Handelsgeschäft zumindest teilweise auszugleichen.

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