Investmentbanking Verkauften die Investmentbanker ungeeignete Produkte? Deutsche Bank leitet interne Untersuchung ein

Da die interne Prüfung noch läuft, gab die Bank keine weiteren Details bekannt.
Frankfurt Die Deutsche Bank geht nach Handelsblatt-Informationen den Vorwürfen einiger Kunden gegen Mitarbeiter ihrer Investmentbanking-Sparte nach. Es geht um die Frage, ob die Investmentbanker Firmenkunden in eine falsche Risikokategorie eingestuft haben, sodass sie ihnen Produkte verkaufen konnten, die für diese Kunden eigentlich zu komplex sind.
Zwei mit dem Sachverhalt vertraute Personen bestätigten dem Handelsblatt einen entsprechenden Bericht der „Financial Times“. Ein Sprecher der Bank sagte: „Wir haben Untersuchungen angestoßen, die eine begrenzte Zahl von Kundenbeziehungen betreffen. Zu Details können wir uns nicht äußern, solange die Untersuchungen nicht abgeschlossen sind.“
Für die Bank ist die interne Untersuchung, die unter Project Teal firmiert, ein Rückschlag. Das Geldhaus hatte in der Vergangenheit wiederholt an Kunden ungeeignete Produkte vertrieben, die mehr der Bank als den Kunden halfen.
So vertrieb die Bank an viele Kommunen und Mittelständler riskante Zinsderivate und handelte sich im Nachgang damit viele Klagen ein. Und kurz vor Ausbruch der Finanzkrise verkaufte das Institut komplexe Hypotheken-Papiere, obwohl das Institut da schon ahnte, dass diese nicht so werthaltig waren wie den Investoren zugesichert.
Eigentlich sollte damit längst Schluss sein. Vorstandschef Christian Sewing hatte sich wiederholt von solchen Geschäftspraktiken distanziert und versprochen, den Kundennutzen in den Mittelpunkt zu stellen. Umso schmerzlicher ist der aktuelle Verdacht, dem die Bank nachgeht. Denn die möglichen Verfehlungen fallen auch in Sewings Amtszeit: Insidern zufolge hatte die Bank die interne Untersuchung im vergangenen Jahr eingeleitet.
Der Abschlussbericht der Innenrevision liegt noch nicht vor. Doch nach bisherigem Kenntnisstand nahm die Untersuchung in Spanien ihren Ausgang – in einer Abteilung des Investmentbankings. Der „Financial Times“ zufolge geht es um eine Abteilung, die Swaps, Derivate und andere hochkomplexe Finanzprodukte verkauft.
Bislang scheinen davon nur Kundenbeziehungen in Spanien und Portugal betroffen zu sein. Ein Mitarbeiter, der an den Vorfällen maßgeblich beteiligt gewesen zu sein scheint, hat das Geldhaus mittlerweile verlassen. Die Bank prüft allerdings auch in weiteren europäischen Ländern, ob es dort ähnliche Vorfälle gab, wie zu hören ist.
Kunden müssen Einstufung unterzeichnen
Die Wertpapierrichtlinie Mifid zwingt Banken dazu, ihre Kunden je nach ihrer Expertise in unterschiedliche Risikokategorien einzusortieren. Kunden müssen diese Einstufung unterzeichnen. Von dieser Einstufung hängt ab, welche Produkte an diesen Kunden verkauft werden dürfen. Je unerfahrener ein Kunde ist, desto einfacher und verständlicher müssen die Produkte sein.
Die interne Untersuchung geht nun dem Verdacht nach, ob Mitarbeiter dagegen verstoßen haben und ob Kunden dadurch Produkte kauften, deren Risiko sie nicht korrekt einstuften. Offen scheint auch zu sein, ob dies mit oder ohne Wissen der Betroffenen geschah, denn die Bank untersucht der Zeitung zufolge auch, ob die Bankmitarbeiter mit Kunden einen Teil der Erlöse aus solchen Geschäften teilten.
Das wäre dann denkbar, wenn Kunden sich bewusst falsch einstufen ließen, um an Produkte zu gelangen, die zwar riskanter, aber auch potenziell profitabler waren.
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Das ist wieder ein Beleg, dass eine von „Boni“ angetriebene Geschäftskultur dem Unternehmen langfristig schadet.