Italienische Großbank Unicredit übernimmt keine früheren Ansprüche von Investmentbanker Andrea Orcel

Der 57-Jährige leitete bis 2018 das Investmentbanking der Schweizer Großbank UBS.
Mailand Der designierte Chef der italienischen Großbank Unicredit, Andrea Orcel, kann sich schon einmal auf seinen Bonus für dieses Jahr freuen. Die Prämie des früheren Investmentbanking-Chefs der Schweizer UBS sei für dieses Jahr nicht an die Erreichung von Leistungszielen geknüpft und werde in Form von Aktien ausbezahlt, heißt es in einer Mitteilung von Unicredit.
Für 2022 erhält Orcel demnach eine Vergütung aus Fixgehalt und Bonus, der dann auch an Leistungsvorgaben geknüpft ist. Die Bank nannte weder zum Grundgehalt noch zum Bonus konkrete Zahlen. Unicredit bestätigte, dass Orcel keinen Ausgleich für verlorene Ansprüche bei früheren Arbeitgebern erhalten wird.
Orcel befindet sich in einem Rechtsstreit mit der spanischen Santander. Die Großbank wollte Orcel eigentlich vor zwei Jahren zum Vorstandschef machen, der Deal scheiterte allerdings am Geld und am Streit darüber, wer Orcel die ausstehenden Boni zahlt, die er in seinen sieben Jahren bei der UBS angesammelt hat.
Dabei ging es vor allem um Aktienanwartschaften – also das Recht, in Zukunft Anteile der Bank zu erhalten. Kern des Rechtsstreits ist das später zurückgezogene Versprechen von Santander, Orcel bis zu 35 Millionen Euro eines insgesamt 55 Millionen Euro schweren Pakets zu zahlen, das er von der UBS hätte erhalten sollen.
Für Mittwoch war in dem Fall eigentlich eine gerichtliche Anhörung in Madrid angesetzt. Doch das Madrider Gericht teilte am Dienstag mit, dass der zuständige Richter sich in Corona-Quarantäne begeben habe, nachdem er mit einem mit Covid infizierten in Kontakt gekommen sei. Der Termin wird deshalb verschoben. Das Gericht dürfte in den kommenden Tagen einen neuen Termin festsetzen. Es wird erwartet, dass die Anhörung innerhalb eines Tages abgeschlossen sein wird. Bis zu einem Urteil könnten aber noch Wochen oder Monate vergehen.
Im April wird Orcel seinen neuen Posten antreten
Unicredit hatte Orcel im Januar als Nachfolger von Jean Pierre Mustier angeheuert, der seinen Posten nach strategischen Differenzen aufgeben musste. Orcel wird seinen neuen Posten Mitte April offiziell antreten.
Die italienische Großbank hat den Bonuspool für ihre wichtigsten Manager, die sogenannten Material Risk Takers, für das vergangene Jahr um die Hälfte gekürzt. Das Geldhaus wird an die 1063 Banker, die in diese Kategorie fallen, nur noch 65 Millionen Euro ausschütten statt 122 Millionen Euro wie noch ein Jahr zuvor.
Damit kommen die Italiener einer Vorgabe der Europäischen Zentralbank nach, die großen Banken in der Währungsunion aufgefordert hatte, sich mit Boni und Dividenden zurückzuhalten, um sich gegen drohende Bilanzschäden aus der Coronakrise zu wappnen.
Mit Agenturmaterial von Bloomberg und Reuters.
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