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IW-Studie Auch Banken müssen mit Coronaschocks rechnen

Bislang ist die Coronakrise eine Krise der Realwirtschaft. Doch Banken werden von den Auswirkungen nicht verschont bleiben, warnt eine IW-Studie.
21.08.2020 - 12:24 Uhr Kommentieren
Größere Probleme erwartet das IW bei Banken, die Flugzeuge und Schiffe finanzieren. Quelle: dpa
Regenwolken über Frankfurt

Größere Probleme erwartet das IW bei Banken, die Flugzeuge und Schiffe finanzieren.

(Foto: dpa)

Berlin Die letzte große Krise wurde ab 2008 durch Banken ausgelöst. In der Coronakrise sehen sich indes Manager wie der Vorstandschef der Deutschen Bank, Christian Sewing, eher als Teil der Lösung denn als Teil des Problems. Doch auch auf Kreditinstitute werden Belastungen zukommen, sind sich die Verfasser einer Studie des arbeitgebernahen Instituts IW, Michael Hüther und Markus Demary, sicher. Die Studie liegt dem Handelsblatt exklusiv vor.

Mit Sorge sehen die Verfasser mögliche Verwerfungen auf den Märkten für Staatsanleihen. Großbanken sind in vielen Ländern maßgebliche Staatsfinanziers. Derzeit sind viele Staaten dabei, ihre Wirtschaft anzukurbeln und nehmen dabei eine steigende Verschuldung in Kauf.

Die Folge könnte eine Herabstufung der Bonität durch Ratingagenturen sein. Dadurch würden die Kurse von Staatsanleihen sinken, was zu Eigenkapitalverlusten bei Banken führen würde, die die Anleihen halten. Das dürfte vor allem ein Problem großer Banken sein, die traditionell über einen hohen Bestand an Staatsanleihen verfügen. Eigenkapitalverluste würden die Fähigkeit, Kredite an Unternehmen und private Haushalte zu vergeben, beeinträchtigen, was wiederum Druck auf die Erträge ausübt, so das IW.

Der von der Regierung verhängte Lockdown hat zu markanten Umsatzausfällen in vielen Branchen geführt, was Banken auch zu spüren bekommen werden. Nicht alle Liquiditätsprobleme werden durch staatliche Hilfsprogramme zu lösen sein. „Besonders bedeutsam können für das Bankensystem breit angelegte Insolvenzen in Corona-betroffenen Branchen wie Landwirtschaft, Nahrungsmittel, Gastgewerbe, Tourismus, Messebau, Freizeit und Sport sein“, heißt es in der IW-Studie.

Das seien Branchen, in denen der typische Mittelstand dominiere, also die klassische Klientel von Genossenschaftsbanken und Sparkassen. Diese müssten sich auf umfassendere Kreditausfälle einstellen, befürchten die Verfasser. Die ersten Halbjahreszahlen von Sparkassen belegen, dass sich die Institute wappnen. So berichtete der Sparkassenverband Baden-Württemberg, dass sich die Vorsorge für ausfallgefährdete Kredite im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verdreifacht habe.

Deutsche Banken anfälliger

Auch die Ratingagentur S&P ist kritisch gestimmt. Nach ihrer Einschätzung könnten Ausfallraten bei Hochrisikokrediten im kommenden Jahr auf einen höheren Wert steigen als zu Zeiten der Finanzkrise 2008/2009.

Größere Probleme erwartet das IW bei Banken, die Flugzeuge und Schiffe finanzieren. Bei einer zu geringen Eigenkapitalunterlegung für Kredite dieser Assets könnten Bilanzprobleme entstehen. Mit Blick auf Deutschland muss allerdings gesagt werden, dass Kreditinstitute wie die ehemalige HSH Nordbank, NordLB, Commerzbank, Deutsche Bank oder Unicredit sich weitgehend von der Schiffsfinanzierung verabschiedet oder Risiken weitgehend abgeschirmt haben.

Generell sieht das IW deutsche Banken anfälliger für Coronaschocks als beispielsweise die ausländische Konkurrenz. „Deutsche Großbanken und Landesbanken sind vergleichsweise wenig profitabel und weniger gut kapitalisiert als Häuser aus dem angelsächsischen Bereich“, schreibt das IW.

Die geringe Profitabilität würde es den deutschen Banken erschweren, im Fall von Kreditausfällen ihre Eigenkapitalpuffer durch die Einbehaltung von Gewinnen wiederherzustellen. Derzeit ist der Anteil von ausfallgefährdeten Krediten an der Bilanzsumme deutscher Banken im Vergleich zum Ausland allerdings recht gering.

Unterm Strich halten es die IW-Experten allerdings nicht für unbedingt notwendig, in der Coronakrise den Bankensektor zu stärken. Die Politik sollte sich vielmehr darauf konzentrieren, der Realwirtschaft durch steuerliche Maßnahmen unter die Arme zu greifen, was indirekt dann auch den Banken zugutekäme.

Hilfreich wäre es beispielsweise für Unternehmen, Tilgungsraten steuerlich absetzen zu können. Für nicht überzeugend hält es das IW, die Insolvenzantragspflicht von Unternehmen länger als geplant auszusetzen. Um den Strukturwandel zu befördern, sollte vielmehr Venture-Capital für Neugründungen bereitgestellt werden.

Mehr: Ausfallraten bei Risikokrediten könnten sich laut S&P verdreifachen.  

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