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Jahresbilanz Sparkassenverbände halten Kreditausfälle für beherrschbar – Kritik an EZB

Die Sparkassen in Ostdeutschland und Westfalen vergeben so viele Kredite wie selten zuvor. Gefahren für ihr Geschäft sehen sie jedoch kaum.
16.02.2021 Update: 16.02.2021 - 14:27 Uhr Kommentieren
Weil sich die Sparkassenkunden in der Coronakrise mit dem Konsum zurückhielten, legten sie mehr auf die hohe Kante. Quelle: picture alliance/dpa
Sparkassen-Logo

Weil sich die Sparkassenkunden in der Coronakrise mit dem Konsum zurückhielten, legten sie mehr auf die hohe Kante.

(Foto: picture alliance/dpa)

Frankfurt, Berlin Die Sparkassen in Ostdeutschland und in Westfalen haben ihre Kunden im abgelaufenen Geschäftsjahr mit umfangreichen Kreditstundungen während der Pandemie unterstützt. In mehr als 82.000 Fällen wurden bei Privat- und Gewerbekunden Zins- und Tilgungsleistungen ausgesetzt, wie sie am Dienstag mitteilten.

Laut dem Sparkassenverband Westfalen-Lippe wird der Großteil der Kredite aber wieder bedient. Auch der Präsident des Ostdeutschen Sparkassenverbands (OSV), Michael Ermrich, sagte, dass es im vergangenen Jahr pandemiebedingt „keine nennenswerten Verluste“ gegeben habe. Staatliche Stützungen und Sonderregeln wie beispielsweise die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht hätten offenbar Firmen mehrheitlich gerettet.

Ermrich erwartet im Jahr 2021 zwar höhere Insolvenzzahlen, aber „keine große Insolvenzwelle“. „Die Sparkassen bereiten sich darauf vor“, so der OSV-Präsident, der 45 Sparkassen in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Sachsen vertritt. Im vergangenen Jahr stieg die Risikovorsorge für ausfallgefährdete Kredite um 15 Millionen auf 103 Millionen Euro.

Auch die 57 westfälischen Sparkassen gehen davon aus, dass künftig mehr Unternehmen in die Pleite rutschen. Verbandspräsidentin Liane Buchholz verwies aber darauf, dass nur ein Teil der Unternehmen von den Folgen der Corona-Pandemie betroffen ist.

Zudem hätten die Sparkassen teils durch Überbrückungskredite Firmen, die auf Auszahlung von Corona-Hilfen warten, vorfinanziert. „Wir rechnen damit, dass es, wenn überhaupt, in diesem Jahr nur zu kleinen Bewertungserfordernissen kommen wird“, so Buchholz. Im vergangenen Jahr stieg die Risikovorsorge im Kreditgeschäft leicht auf 112 Millionen Euro.

Die Bankenaufseher sind währenddessen längst in Alarmbereitschaft. Die Bundesbank sieht die deutschen Geldhäuser angesichts steigender Kreditausfälle in der Coronakrise vor einem Härtetest. Einige Beobachter erwarten inzwischen, dass die Corona-Pandemie sich erst nach und nach in die Bankbilanzen frisst – womöglich nicht so heftig, dafür aber für eine längere Zeit.

Dagegen zeigen sich gerade viele Sparkassen und Volksbanken vergleichsweise optimistisch. Zudem weisen Lobbyisten der beiden Finanzgruppen darauf hin, dass die Geldhäuser selbst höhere Kreditausfälle wegstecken können, weil sie ihr Eigenkapital in den vergangenen Jahren deutlich aufgestockt haben und damit über einen Sicherheitspuffer verfügen.

Kritik an „surrealen Auswirkungen“ der Zinspolitik

Die Kunden waren im Corona-Jahr extrem aktiv. Die öffentlich-rechtlichen Geldhäuser in Westfalen haben 2020 so viele Kredite wie noch nie vergeben. Das Kreditvolumen stieg auf gut 100 Milliarden Euro. Parallel dazu kletterten die Kundeneinlagen auf den Rekordstand von 113 Milliarden Euro.

Mehr Geschäft bedeutet angesichts der Niedrigzinsen in der Euro-Zone allerdings nicht, dass auch das Ergebnis automatisch anzieht. Das Betriebsergebnis vor Bewertung sank leicht auf 1,17 Milliarden Euro. Unterm Strich betrug der Gewinn 190 Millionen Euro, wegen eines Steuereffekts deutlich mehr als im Vorjahr. Bei den OSV-Sparkassen, die ebenfalls deutlich mehr Darlehen ausreichten, fiel das Betriebsergebnis vor Bewertung um knapp vier Prozent auf 1,15 Milliarden Euro. Eine Prognose für das laufende Jahr gab der OSV nicht ab.

„Die wirtschaftliche Schockstarre in der Coronakrise hat Unsicherheit ausgelöst“, so die Präsidentin des Sparkassenverbands Westfalen-Lippe.
Liane Buchholz

„Die wirtschaftliche Schockstarre in der Coronakrise hat Unsicherheit ausgelöst“, so die Präsidentin des Sparkassenverbands Westfalen-Lippe.

Kritik übten Buchholz und Ermrich an der Europäischen Zentralbank (EZB). Ermrich geißelte die „geradezu surrealen Auswirkungen“ der Zinspolitik. Das eigentliche Ziel der Geldpolitik bestehe darin, den Konsum anzuregen. Doch mit Minuszinsen auf Einlagen würden die Ersparnisse sinken. „Die Kunden reagieren teilweise darauf mit größeren Sparanstrengungen für die gleiche Altersvorsorgehöhe“, so Ermrich. Diese Mittel würden dann aber auch nicht mehr für den Konsum zur Verfügung stehen.

„Unseren Sparkassen fehlen jedoch Möglichkeiten, diese Gelder zu investieren oder zinsbringend anzulegen“, sagte Ermrich. Einlagen der Kunden haben sich angesichts der Zinspolitik mittlerweile zu einer Last entwickelt, da die EZB seit Jahren Negativzinsen verlangt. „Das frühere Argument, Kunden stellten der Sparkasse mit ihren Ersparnissen kostengünstig Liquidität zur Verfügung, gilt nicht mehr“, so Ermrich. Das gilt insbesondere für die ostdeutschen Sparkassen, da sie von jeher stark passivlastig sind. Die Einlagen sind deutlich höher als die ausgereichten Kredite.

Konsolidierung kleiner Sparkassen-Dienstleister gefordert

Buchholz erklärte, dass die Geldpolitik der EZB auch den Banken und Sparkassen „richtig Geld“ koste. Die Notenbank berechnet oberhalb eines bestimmten Freibetrags einen Strafzins von 0,5 Prozent auf Einlagen der Geschäftsbanken.

Die westfälische Verbandschefin sieht große Chancen für die Sparkassen, Kosten durch die Konsolidierung von Verbundunternehmen zu sparen. Man könne sich zunächst Gedanken um die Landesbausparkassen machen, sagte Buchholz. Derzeit gebe es noch acht Landesbausparkassen, die in etwa so groß seien wie der genossenschaftliche Wettbewerber Schwäbisch Hall. Der aber käme mit 200 Millionen Euro weniger Kosten aus.

Zudem gibt es aus ihrer Sicht zahlreiche kleinere Dienstleister in der Sparkassen-Finanzgruppe, die man zusammenlegen könnte. Bereits eine IT-seitige Konsolidierung könne nach Einschätzung des zentralen IT-Dienstleisters Finanz Informatik eine Kostensenkung in Höhe von knapp einer Milliarde Euro bringen. „Geld, das unsere Sparkassen sehr gern sparen würden“, so Buchholz.

Gespräche über eine mögliche Fusion des Sparkassen-Fondsanbieter Deka und der Landesbank Hessen-Thüringen laufen noch nicht wieder. Sparkassenpräsident Helmut Schleweis will auf lange Sicht ein einziges Zentralinstitut schaffen. Der Zusammenschluss von Deka und Helaba soll der Ausgangspunkt dafür sein. Derzeit gibt es noch vier große Landesbanken, an denen die bundesweit gut 370 Sparkassen unterschiedlich stark beteiligt sind. Die Genossenschaftsbanken kommen nicht nur mit einer Bausparkasse aus, sie haben auch nur ein Spitzeninstitut, die DZ Bank.

Mehr: Bafin will Sparkassen zu Nachzahlungen bei Sparverträgen zwingen

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