Jahreszahlen HSBC profitiert von starkem Asiengeschäft und zahlt wieder Dividende

Die Bank will die Restrukturierung in den USA und Europa beschleunigen.
London Europas größte Bank beschleunigt ihre Asienwende. Die HSBC will sechs Milliarden Dollar in die Wachstumsregion investieren und insbesondere das Geschäft mit vermögenden Privatkunden ausbauen. In Europa und den USA hingegen stehen weitere Restrukturierungen an.
„Wir wollen uns auf die Bereiche konzentrieren, in denen wir am stärksten sind“, sagte Bankchef Noel Quinn am Dienstag bei der Vorlage der Jahreszahlen. Rund die Hälfte der Investitionen soll nach China und Hongkong gehen, die andere Hälfte in den Rest Asiens.
Im Corona-Jahr sank der Vorsteuergewinn der Bank um 34 Prozent auf 8,8 Milliarden US-Dollar. Der Umsatz fiel um zehn Prozent auf 50,5 Milliarden Dollar.
Quinn sprach von einer „soliden Performance angesichts der Pandemie, besonders in Asien“. Die Risikovorsorge für erwartete Kreditausfälle blieb am unteren Ende der Erwartungen. Die Bank hatte eine Spanne von 8 bis 13 Milliarden Dollar prognostiziert, am Ende beliefen sich die Rückstellungen auf 8,8 Milliarden Dollar.
Die Bank leidet auch weiter unter den Niedrigzinsen. Die Nettozinseinnahmen gingen um zehn Prozent auf 27,6 Milliarden Dollar zurück. Immerhin sanken auch die operativen Kosten deutlich um 19 Prozent, weil das Sparprogramm greift. Im vergangenen Jahr wurden die ersten 11.000 von 35.000 Stellen abgebaut.
Verlust in Europa drückt Unternehmensgewinn
Wie stark das Ungleichgewicht innerhalb der Bank ist, zeigt ein Blick auf die regionalen Ergebnisse. In Asien erwirtschaftete die HSBC einen Vorsteuergewinn von 12,9 Milliarden Dollar. Das Gesamtergebnis der Gruppe aber wurde durch den Verlust in Europa von 4,2 Milliarden Dollar erheblich gedrückt. Die Region Nordamerika machte einen leichten Gewinn von 168 Millionen Dollar.
Die Restrukturierung in den USA und Europa soll daher beschleunigt werden. Am Montag hatte die Bank mit Colin Bell und Michael Roberts neue Regionalchefs für Europa und Amerika ernannt.
Man prüfe „strategische Optionen“ für das Privatkundengeschäft in den USA, teilte die HSBC mit. Denkbar seien ein Verkauf oder eine Schließung der Filialen, sagte Quinn in einer Telefonschalte mit Journalisten.
Das französische Filialnetz steht bereits seit einem Jahr zum Verkauf. Der Prozess nähere sich dem Ende, sagte Quinn. Die Bank erwartet dabei einen Verlust. An ihrem Hub in Paris will sie jedoch festhalten.
Die Bank will in den kommenden Jahren auch ihre Büroflächen aufgrund der veränderten Arbeitsgewohnheiten nach Corona um 40 Prozent zu reduzieren. Die Zentrale bleibe im Londoner Finanzviertel Canary Wharf, sagte Quinn. Aber andere Mietverträge in London sollten nicht verlängert werden.
Dividende von 15 US-Cent pro Aktie
Der Bankchef bestätigte, dass mittelfristig mehrere Vorstände aus der Londoner Zentrale nach Hongkong umziehen sollen, um dort die Wachstumsstrategie voranzutreiben. Namen nannte er noch nicht. Es wird aber erwartet, dass unter anderem der Co-Chef des Investmentbankings, Greg Guyett, der Chef des Geschäfts mit vermögenden Privatkunden, Nuno Matos, und der Chef des globalen Firmenkundengeschäfts, Barry O'Byrne, umziehen.
Von den drei großen Geschäftsbereichen trugen das Investmentbanking und das Privatkundengeschäft inklusive der Vermögensverwaltung jeweils etwas mehr als 40 Prozent zum Gewinn bei. Insbesondere die Investmentbanker hatten aufgrund des boomenden Handelsgeschäfts ein gutes Jahr. Das Firmenkundengeschäft hingegen fiel an Bedeutung zurück.
Angesichts der mageren Eigenkapitalrendite von 3,1 Prozent im Corona-Jahr gab die Bank ihr Ziel auf, 2022 eine Rendite von zehn bis zwölf Prozent zu erwirtschaften. Stattdessen sollen nun „mittelfristig“ zehn Prozent erreicht werden.
Nachdem sie im vergangenen Jahr die Dividende auf Druck der Aufseher ausgesetzt hatte, will die Bank nun 15 US-Cent pro Aktie zahlen. Die HSBC-Aktie legte im Handel in Hongkong zu. Ab 2022 will der Vorstand die Dividende nicht mehr vierteljährlich zahlen, sondern einmal im Jahr 40 bis 55 Prozent des Gewinns ausschütten - deutlich weniger als bisher.
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