Jean-Pierre Mustier Kerviels Chef soll es nun bei Unicredit richten

Er hat bereits einmal mehrere Jahre für Unicredit gearbeitet.
Rom Der Druck des italienischen Wirtschafts- und Finanzministers und des Gouverneurs der Banca d‘Italia auf Unicredit, rasch einen neuen Chef zu ernennen, hat gewirkt: Der Verwaltungsrat der italienischen Großbank hat bei einer außerordentlichen Versammlung einstimmig mit einer Enthaltung den französischen Banker Jean-Pierre Mustier zum neuen CEO gewählt. Noch am Donnerstagmorgen sei das Okay der Europäischen Zentralbank gekommen.
Unicredit teilte mit, dass Mustier das Amt am 12. Juli übernehmen werde. Der Aktienkurs hatte nach den ersten Meldungen um zwei Prozent zugelegt, später drehte das Papier jedoch wieder ins Minus.
Vor mehr als fünf Wochen hatte der bisherige Chef Federico Ghizzoni nach Kritik von Großaktionären seinen Rücktritt angeboten. Die Bank erarbeitete unter dem Vorsitz von Präsident Giuseppe Vita ein Profil und beauftragte die Headhunter von Egon Zehnder. „Je mehr Zeit vergeht, umso mehr ist das ein Zeichen der Schwäche bei einer wichtigen italienischen Bank“, hatte Wirtschafts- und Finanzminister Pier Carlo Padoan die Bank kritisiert.
Mit der Benennung des 55-jährigen Mustier setzte sich die Fraktion im Verwaltungsrat durch, die ein internationales Profil für den neuen Chef gefordert hatte. Ausschlaggebend sei gewesen, berichten Insider in Mailand, dass der Franzose die Gruppe bereits kenne. Außerdem sei er kapitalmarkterfahren. Das sei als bedeutender gesehen worden als die Forderung einiger Großaktionäre, die einen Italiener an der Spitze der Mutter der Münchner Hypo-Vereinsbank (HVB) bevorzugt hätten.
Laut der Nachrichtenagentur Reuters bekennt sich Mustier zur HVB und schließt einen Verkauf aus. Der designierte Vorstandschef werde vielmehr die Online-Bank Fineco, die polnische Tochter Pekao und die Fondsgesellschaft Pioneer auf den Prüfstand stellen.
Seit 1987 war Mustier bei der französischen Geschäftsbank Société Générale (SocGen) und machte schnell Kariere. Als Leiter des Investmentgeschäfts war er der Chef des Finanzspekulanten Jérôme Kerviel, der SocGen einen Milliardenschaden zugefügt hatte. Mustier hat immer erklärt, von dem Fehlverhalten nichts gewusst zu haben.
Im Jahr 2011 holte Ghizzoni den Franzosen zu Unicredit, ebenfalls für das Investmentgeschäft. Dort arbeitete er einige Jahre. Ab Januar 2015 war Mustier dann Partner beim französischen Finanzinvestor Tikehau Capital in London. In ersten Reaktionen wird Mustier als „optimaler Manager mit internationaler Erfahrung“ gelobt, der Unicredit kenne, so die Analysten von Mediobanca Securities. Er sei der richtige Manager, um die Kapitalausstattung zu optimieren und die Bank umzustrukturieren etwa durch den Verkauf von Beteiligungen mit niedriger Rendite.
Seine Ernennung sei „ein Schlüsselmoment“, um den Kurssturz der Aktie zu stoppen. Das Unicredit-Papier hat seit Jahresbeginn mehr als 60 Prozent an Wert eingebüßt, mehr als andere europäische Banken. An der Börse ist das Institut etwas mehr als zwölf Milliarden Euro wert. Der neue Chef muss schnell einen neuen Strategieplan für das Institut vorlegen. Denn die Großbank leidet unter einer angespannten Kapitalausstattung. Es wird damit gerechnet, dass eine Kapitalerhöhung von rund fünf Milliarden Euro notwendig sein wird.
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