Joint-Venture mit Hypoport IKB steigt in die digitale Vermittlung von Mittelstandskrediten ein

Die neue Finanzierungsplattform verschafft der IKB Zugang zu Kundengruppen, die sie bislang nicht hatte.
Frankfurt Die Mittelstandsbank IKB steigt in die digitale Vermittlung von Unternehmenskrediten ein. „Wir wollen Fundingport, unser gemeinsames Joint Venture mit Hypoport, zu einer Vermittlungsplattform für Mittelstandskredite aufbauen“, sagte der für Strategie, Digitalisierung und Operations zuständige IKB-Vorstand Ralph Müller dem Handelsblatt. „Hypoport bringt die technologische Kompetenz ein, wir die Banking- und Beratungskompetenz in Finanzierungsfragen.“
Die IKB hatte sich Ende 2020 mit 30 Prozent an der Hypoport-Tochter Fundingport beteiligt. Im Kern kopiert die neue Finanzierungsplattform das Konzept von Interhyp in der Baufinanzierung oder Check24 im Konsumentenkreditgeschäft. „Für die IKB ist das Plattformgeschäft Säule unserer Wachstumsstrategie“, sagt Müller.
Er ist davon überzeugt, dass Geschäftsmodelle, die auf Plattformen basieren, im Bankgeschäft immer bedeutender werden: „Bei Baufinanzierungen und Konsumentenkrediten spielen Plattformen bereits eine wesentliche Rolle, auch bei Krediten für kleinere Geschäftskunden lassen sich solche Tendenzen beobachten“, sagt er.
Der Manager, der im Februar dieses Jahres zur IKB stieß, kennt nicht nur das traditionelle Bankgeschäft, sondern auch digitale Geschäftsmodelle: Einst gehörte er zu den Gründungsvätern der Baufinanzierungsplattform Planethome. Auf seinem LinkedIn-Profil bezeichnet er sich als „Sparringspartner“ und einer der ersten Investoren bei Fintechs wie Raisin oder Moneypark.
Fundingport soll im Januar 2022 mit etwa 50 Banken starten. „Darunter sind Banken, die dadurch ihr Geschäftsgebiet regional ausdehnen wollen, aber auch Banken, die selbst überregional aktiv sind, sowie Auslandsbanken“, sagt Müller.

Der Manager, der früher das Firmenkundengeschäft der Postbank leitete, bezeichnet das Plattformgeschäft als „Säule unserer Wachstumsstrategie“.
Ein Selbstläufer sind Plattformen für Firmenkredite nicht: Einige Fintechs wie Fintura, die das versucht haben, sind längst wieder Geschichte. Allerdings zielen die meisten aktiven Anbieter vor allem auf Geschäftskunden und sehr kleine Firmen und vermitteln in der Regel Darlehen unterhalb der Millionengrenze.
Die Kundengruppe, für die sich die IKB interessiert, ist größer: „Unsere Zielgruppe im Mittelstand sind die etwa 50.000 deutschen Unternehmen mit einem Jahresumsatz von zehn bis 100 Millionen Euro“, sagt Müller. Das Finanzierungsvolumen in dieser Kundengruppe liegt meist in einer Größenordnung von ein bis zehn Millionen Euro. „In dieser Größenordnung lassen sich Finanzierungen so weit modularisieren, dass sie über Plattformen gut vermittelbar sind.“
Geschickt gewählte Darlehensgrößen
Volker Brühl, der Geschäftsführer des Center for Financial Studies (CFS), findet das überzeugend: „Das ist genau die Nische, in der so ein Konzept funktionieren kann“, sagt er. „In dieser Bandbreite sind die Losgrößen der Kredite einerseits nicht zu klein, um profitabel zu sein, und andererseits auch noch nicht so groß, dass sie maßgeschneidert sein müssen.“
Denn das größte Problem bei kleinen Darlehen sei, dass bestimmte Bearbeitungskosten immer anfallen, unabhängig von der Kredithöhe. „Aus diesem Grund sind die Bearbeitungskosten für kleine Kredite oft nicht kostendeckend.“
Für die IKB bietet die geplante Mittelstandsplattform die Chance, sich eine neue Zielgruppe zu erschließen, denn üblicherweise finanziert das Düsseldorfer Institut größere Unternehmen. „Das hat auch den Vorteil, dass wir nicht unsere bestehenden Kundenbeziehungen mit dem gehobenen deutschen Mittelstand durch die Plattform kannibalisieren“, erklärt Müller.
Als Kreditgeber will das Institut auf der Plattform nicht auftreten. „Unsere Berater werden keine IKB-Darlehen vermitteln, sondern ganz neutral Produkte anderer Banken vertreiben“, präzisiert Müller. „Wir wollen nicht den Anschein erwecken, dass wir uns die Filetstücke herauspicken und den anderen Banken nur den Rest vermitteln.“
Geld verdient die IKB also nur durch die Vermittlungsprovision, nicht durch Kreditzinsen. Auch das hält CFS-Geschäftsführer Brühl für „sehr clever“: „So kann die IKB ihr Know-how einbringen, ohne die eigene Bilanz zu ‧belasten. Die IKB kennt das Fördergeschäft und verfügt in vielen Industriezweigen über eine tiefe Branchenexpertise.“
Für die an die Plattform angeschlossenen Banken hat das Konzept den Vorteil, dass sie nur dann Provisionen zahlen, wenn es zu einem Abschluss kommt. Banken, die nicht flächendeckend aktiv sind, kommen an Kunden in anderen Regionen. Und Banken ohne Erfahrung mit Förderbanken profitieren davon, dass die IKB auf diesem Gebiet als Expertin gilt.
Weniger Papierkram für Unternehmen
Der Vorteil für die Mittelständler: weniger Papierkram. Sie müssen alle für eine Kreditentscheidung relevanten Daten nur einmal gebündelt weitergeben. „Wir können dann mithilfe des Algorithmus ermitteln, welche Banken diesem Unternehmen Kredit geben würden, bis zu welcher Höhe und zu welchen Konditionen“, verspricht Müller. Auch die für die Bank wichtigen Informationen zur Überprüfung der Kundenidentität müssten die Unternehmen nur einmal melden.
Ob das genügt, um die von IKB-Vorstand Müller angestrebte Marktführerschaft in diesem Segment zu erreichen, muss sich zeigen. Erste Erfolge kann der frühere Firmenkundenchef der Postbank aber vorweisen. In der laufenden Pilotphase mit mehreren Banken haben die IKB-Berater bereits erste Finanzierungen vermittelt. „Bis Jahresende dürften es Finanzierungen in Höhe von 20 bis 30 Millionen Euro werden“, sagt Müller.
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