KfW-Ausblick Banken vergeben immer weniger Kredite

Die Coronakrise lastet weiter auf dem Kreditneugeschäft der deutschen Geldhäuser.
Frankfurt Der Abwärtstrend bei der Kreditvergabe der deutschen Banken beschleunigt sich weiter. Nach einer Prognose der staatlichen Förderbank KfW ist das Kreditneugeschäft im zweiten Quartal noch einmal um neun Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen.
Bereits im ersten Quartal 2021 schrumpfte das Kreditneugeschäft der Banken und Sparkassen mit heimischen Unternehmen und Selbstständigen mit einem Minus von 6,5 Prozent kräftig. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle Kreditmarktausblick, den die KfW exklusiv für das Handelsblatt berechnet.
Ein Rückgang im Kreditneugeschäft ist für Banken, Unternehmen und die Gesamtwirtschaft ein Warnsignal. Aus Sicht der Geldhäuser bedeutet er geringere Verdienstmöglichkeiten im wichtigen Zinsgeschäft. Volkswirtschaftlich ist ein Minus bei der Kreditvergabe ein Indikator dafür, dass Unternehmen weniger investieren – und damit auch weniger wachsen.
Doch die KfW gibt zumindest teilweise Entwarnung: Der Einbruch ist nach Einschätzung der Förderbank durch die Corona-bedingt kräftige Kreditvergabe im Vergleichszeitraum Frühjahr 2020 überzeichnet. Um die abrupten Umsatzeinbußen in der Anfangsphase der Pandemie abzufedern und die Zahlungsfähigkeit zu sichern, seien zusätzliche Bankkredite für Unternehmen oft das Mittel der Wahl gewesen. KfW Research geht davon aus, dass etwa ein Drittel der aktuellen Schrumpfungsrate des Kreditneugeschäfts auf diesen Basiseffekt zurückzuführen ist.
Fritzi Köhler-Geib, die Chefvolkswirtin der KfW, erwartet, dass sich die Lage in Deutschland in den kommenden Monaten stabilisieren wird. „Ich gehe davon aus, dass die Veränderungsrate des Kreditneugeschäfts im Sommer ihren Tiefpunkt durchschreitet, bevor dann mit dem Wegfall des negativen Basiseffekts und der kräftigeren Konjunktur im Herbst die Erholung beginnt.“
Die Volkswirtin befürchtet nicht, dass die „deutlich schwächere“ Kreditnachfrage der Unternehmen entscheidend auf das Wachstum durchschlagen wird. „Wir erwarten für den Sommer einen Wachstumsschub, der vor allem vom privaten Konsum getragen wird“, meint Köhler-Geib.
Zu den volkswirtschaftlich eher erfreulichen Gründen für die geringe Nachfrage nach neuen Krediten im ersten Quartal zählt die Tatsache, dass die Belastungen für die Unternehmer aus der Coronakrise durch Umsatzeinbußen und kurzfristige Liquiditätssorgen nach Einschätzung der KfW kontinuierlich zurückgeht.
Neben der Aufhellung der konjunkturellen Lage für weite Teile der Ökonomie dürfte auch die zunehmende Auszahlung staatlicher Finanzhilfen den Bedarf an zusätzlicher externer Finanzierung verringert haben. Auf der anderen Seite sorgt die Pandemie aber noch immer für so viel Unsicherheit, dass sich die Unternehmen bei Investitionen zurückhalten.
Einige Lichtblicke registrierte die Förderbank zuletzt auf der Angebotsseite des Kreditmarkts: Während die Banken im vergangenen Jahr langsam, aber doch stetig ihre Kreditvergabepolitik verschärft hätten, bröckele dieser Trend nun wieder etwas. Gleichzeitig seien die durchschnittlichen Zinskosten für neue Finanzierungen im März noch einmal deutlich auf ein neues Tief gefallen.
Die KfW vermutet jedoch, dass sich die Banken nur vorübergehend entgegenkommend gezeigt hätten, um die Vorgaben der Europäischen Zentralbank (EZB) für die besonders günstige Notenbankrefinanzierung zu erfüllen.
Zahlen der EZB zeigen, dass im Euro-Raum das Volumen an Firmenkrediten zwar im Gegensatz zu Deutschland im Frühjahr noch gewachsen ist, allerdings haben die Zuwächse zu Beginn des zweiten Quartals deutlich an Schwung verloren. Banken in der Währungsunion vergaben im Mai nur noch 1,9 Prozent mehr Darlehen an Unternehmen als im Vorjahr. Im April hatte der Zuwachs noch bei 3,2 Prozent gelegen. Am Freitag hat die EZB die neuen Daten zur Kreditvergabe veröffentlicht, deren Methodologie sich allerdings von der Berechnung der KfW unterscheidet.
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