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KfW Wie Melanie Kehr die IT der Förderbank KfW auf Vordermann gebracht hat

Als die Managerin zur KfW wechselte, galten deren IT-Systeme als sehr reformbedürftig. Nun gewann Kehr für die IT-Leistungen der Bank sogar einen Preis.
19.10.2021 - 04:00 Uhr Kommentieren
Die KfW-Vorständin wurde für die schnelle Reaktion der KfW zu Beginn der Corona-Pandemie ausgezeichnet, die ohne die Leistungen der IT-Abteilung nicht möglich gewesen wäre. Quelle: KfW Bank
Melanie Kehr

Die KfW-Vorständin wurde für die schnelle Reaktion der KfW zu Beginn der Corona-Pandemie ausgezeichnet, die ohne die Leistungen der IT-Abteilung nicht möglich gewesen wäre.

(Foto: KfW Bank)

Frankfurt Melanie Kehr ist kein Mensch, der viel Wirbel um die eigene Person macht. Als die 46-Jährige vor wenigen Wochen von Cionet, einem Netzwerk hochrangiger IT-Manager und -Managerinnen, zum „European Digital Leader of the Year 2021“ in der Kategorie Finanzen gekürt wurde, informierte die KfW über den Preis nur intern.

Dabei ist es alles andere als selbstverständlich, wenn die staatliche Förderbank für ihre IT-Leistungen prämiert wird: Als Kehr im Herbst 2018 von der BayernLB zur KfW wechselte, war es um die IT-Systeme des Instituts alles andere als gut bestellt. Kehr kam als Feuerwehrfrau.

Lange hatte die KfW auf einen eigenen IT-Vorstand verzichtet: Als die Kosten für diverse Großprojekte in diesem Bereich aus dem Ruder liefen, musste Ende 2014 die damalige IT-Vorständin gehen, im Führungsgremium verantwortete daraufhin Finanzchef Bernd Loewen das Digitalressort, zusätzlich zu seinen eigentlichen Aufgaben.

Nach einer schweren IT-bedingten Überweisungspanne im Jahr 2017 reifte bei der KfW und ihrem Verwaltungsrat aber die Erkenntnis, dass die Förderbank für das komplexe Thema doch besser wieder auf einen Spezialisten setzen sollte – zumal auch die Finanzaufsicht Bafin Druck machte. Sie hatte die KfW wegen der IT-Panne und diversen anderen Schwächen in den Computersystemen zu einem saftigen individuellen Extra-Kapitalpuffer verdonnert.

Kehrs Expertise in IT-Fragen steht außer Frage. Schon in ihrer Zeit als Unternehmensberaterin bei Accenture hatte sie vor allem Projekte betreut, die sich mit der Weiterentwicklung der Informationstechnologie in Banken beschäftigen. Auch mit schwierigen Fällen war sie vertraut: Als sie 2014 zur BayernLB stieß und dort IT-Chefin wurde, brachte sie die IT-Systeme auch dort schon aufsichtsrechtlich auf den neuesten Stand.

Im März 2019 zog Melanie Kehr in den KfW-Vorstand ein

Das brachte ihr intern große Anerkennung ein, allerdings keinen Posten im Vorstand. Diese Chance bot ihr die KfW. Sechs Monate arbeitete die gebürtige Essenerin dort als Generalbevollmächtigte, im März 2019 zog sie in den Vorstand ein.

Die alten Brandherde bei der KfW hat sie gelöscht: Sowohl in diesem wie auch im vergangenen Jahr senkte die Bafin den Extra-Kapitalzuschlag von ursprünglich zwei Prozentpunkten um jeweils 0,5 Prozentpunkte wieder ab. „Wir erwarten in den folgenden Jahren weitere Absenkungen des Kapitalpuffers“, teilte die KfW auf Anfrage mit.

Kehr richtet ihren Blick längst nach vorn: Als sie zur KfW kam, sei es darum gegangen, ein IT-Umfeld zu schaffen, das stabil sei und den aufsichtsrechtlichen Vorgaben entspreche, sagte sie in einem Video im Rahmen des Cionet-Wettbewerbs. „Das ist adressiert. Es ist aber auch wichtig, die Zukunft zu gestalten“, so die IT-Vorständin.

Kehrs wohl wichtigste Neuerung: die Einführung von agilem Arbeiten in der Förderbank. Sie wollte die neuen Arbeitsformen nicht von oben anordnen, sondern fing mit einzelnen Projekten an, in denen die IT-Fachleute mit Kollegen aus einzelnen Fachbereichen zusammenarbeiteten.

Wie gut das bei vielen ankam, hat sie wohl selbst überrascht: „Mit einem Mal“ hätten Ende des vergangenen Jahres 80 Prozent aller Projektteams mit der agilen Arbeitsmethode Scrum gearbeitet, erzählte sie. Das habe sie positiv überrascht – immerhin wurden Entscheidungen davor meist in Steuerungskomitees oder auf Vorstandsebene getroffen.

Das agile Arbeiten hat laut Kehr die Projekte beschleunigt – und für einen kollegialeren Umgang gesorgt. Die Teams würden ihre Lösungen nun gemeinsam präsentieren. Gegenseitige Schuldzuweisungen, ob für Probleme in der IT nun die Geschäftsbereiche oder die IT-Abteilung verantwortlich sind, sind Kehr zufolge seltener geworden. Das ist ihr so wichtig, dass sie es bei Cionet gleich mehrfach erwähnt. „Sie ist eine Teamplayerin, klar in dem, was sie will, aber sehr angenehm im Umgang“, sagt einer, der sie aus ihrer KfW-Zeit kennt.

Agiles Arbeiten zahlte sich in der Coronakrise aus

Durch das agile Arbeiten sei die KfW nun in der Lage, schneller zu agieren. Das zahlte sich in der Coronakrise aus, als es für gefährdete Betriebe auf jeden Tag ankam. Damals musste die Förderbank in kürzester Zeit die Voraussetzungen dafür schaffen, um staatlich geförderte Corona-Darlehen über die Hausbanken an Unternehmen auszuzahlen.

Damals entwickelte die KfW unter anderem eine Anwendung, mit der Unternehmen herausfinden konnten, ob sie für die Hilfskredite infrage kommen und welche Informationen und Dokumente sie für das Gespräch mit ihrer Hausbank benötigen, über die sie KfW-Kredite beziehen können. Von der Idee bis zur Fertigstellung dieses „KfW-Förderassistenten“ seien nur zwölf Tage vergangen erzählt Kehr. „Das ist richtig schnell für uns.“

Das Tempo in der Krise überzeugte letztlich auch die Cionet-Jury, die aus den IT-Chefs europäischer Finanzinstitute und des öffentlichen Sektors besteht. Sie würdigte, dass Kehr „den agilen Wandel im Bankensektor in Gang gebracht und die IT als echten Treiber für Veränderungen positioniert“ habe, was es der KfW ermöglichte, „flexibel und resilient auf die Herausforderungen der Covidkrise zu reagieren“.

Mehr: Melanie Kehr - Diese IT-Expertin steigt in den KfW-Vorstand auf – und profitiert von einer Sonderregel

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