Kommentar Banken sollten aktivistische Investoren ernst nehmen

Die Kunden der 2020 von der Commerzbank geschluckten Onlinebank müssen künftig für einige Dienstleistungen bezahlen, die bisher kostenlos waren.
Wenn Firmen von aktivistischen Investoren attackiert werden, schließen sie häufig die Reihen und schießen pauschal zurück. Die Kritik sei ungerechtfertigt, das Unternehmen auf dem richtigen Kurs, heißt es dann oft. Diese Wagenburgmentalität ist emotional verständlich, aber inhaltlich falsch. Denn wenn Investoren ihre Kritik mit guten Argumenten unterfüttern, sollten die Unternehmen darauf eingehen.
Das Engagement von Petrus Advisers bei der Onlinebank Comdirect ist ein gutes Beispiel dafür, dass aktivistische Investoren Schwächen bisweilen treffend analysieren. Petrus prangerte unter anderem an, dass die Kosten bei Comdirect deutlich höher sind als bei anderen Onlinebanken. Zudem kritisierte der Londoner Fonds, dass der Comdirect-Vorstand als erfolgsabhängige Vergütung Commerzbank- und nicht Comdirect-Aktien erhielt. Der Forderung des Investors, die Tochter Ebase zu verkaufen, kam Comdirect später sogar nach – wollte dies allerdings nicht als Reaktion auf Petrus verstanden wissen.
Bei aktivistischen Investoren handelt es sich häufig um angelsächsische Hedgefonds. Diese suchen sich oft Konzerne aus, die sich schwächer entwickeln als die Konkurrenz, kaufen eine Minderheitsbeteiligung und drängen dann auf Veränderungen.
Die Investoren wollen so in relativ kurzer Zeit relativ viel Geld verdienen. Und natürlich sind ihre Forderungen nicht immer berechtigt. Viele Aktivisten haben einen vergleichsweise kurzen Anlagehorizont. Das Management eines Unternehmens muss dagegen die langfristige Entwicklung der Firma im Blick haben. Zudem muss es die Anliegen aller Investoren berücksichtigen – und darüber hinaus auch die Interessen der Mitarbeiter und der Gesellschaft.
Dennoch wäre ein unverkrampfterer Umgang mit aktivistischen Investoren wünschenswert. Unternehmen sollten Kritik von außen nicht als Affront ansehen, sondern als Anregung, sich bestimmte Themen genauer anzusehen – und dann bei Bedarf handeln.
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