Kommentar N26 muss mit den frischen Mitteln Kontrollmängel endlich beenden

Das Fintech kann auf eine große Finanzspritze hoffen. Die Bewertung der Firma steigt dann auf womöglich bis zu elf Milliarden Dollar.
Die Berliner Smartphonebank N26 war lange das deutsche Vorzeige-Fintech. Rasant ist N26 gewachsen – und so zum Schrecken der etablierten Geldhäuser geworden. Inzwischen zählt das 2013 gegründete Finanz-Start-up weit über sieben Millionen Kunden.
Doch N26 strahlt längst nicht mehr so hell. Seit mehr als zwei Jahren ist öffentlich, dass N26 mit einer mangelnden Geldwäschekontrolle ringt. Nun wurde bekannt, dass die Finanzaufsicht Bafin dem Berliner Fintech eine Geldbuße von gut vier Millionen Euro aufgebrummt hat. Die Strafzahlung ist beglichen. Doch die Aufsicht sieht noch weitere Mängel, unter anderem bei der Compliance, der IT und beim Kampf gegen Geldwäsche.
Nicht nur das. 2019 und 2020 hat N26 hohe Verluste eingefahren. Und ob das Unternehmen in diesem Jahr wie erhofft schwarze Zahlen schreibt, ist mehr als fraglich.
Für die Zukunft der jungen Bank ist die anstehende Finanzierungsrunde entscheidend. Im Juli hieß es, N26 sei in Gesprächen mit Investoren und strebe an, mehrere Hundert Millionen Dollar einzusammeln. Die Bewertung würde damit von derzeit 3,6 Milliarden auf acht bis elf Milliarden Dollar (9,5 Milliarden Euro) steigen.
Wenn es N26 gelingt, tatsächlich eine so hohe Summe anzuziehen, dass die Bewertung sich mehr als verdreifacht, hieße das: Investoren haben weiterhin Vertrauen in das Unternehmen und seine Führungsspitze. Vor allem aber braucht N26 möglichst viele weitere Mittel, um sich dauerhaft wettbewerbsfähig aufzustellen.
Erstens reichen die bisherigen Investitionen in Geldwäscheprävention und IT offenbar noch immer nicht. Sonst würde die Bafin der Bank keine Wachstumsbeschränkungen auferlegen. N26 muss seine Systeme also verbessern.
Zweitens muss N26 dringend andere Projekte vorantreiben. Das boomende Wertpapiergeschäft läuft derzeit an der Bank vorbei. Das ist tragisch, weil auch viele junge Kundinnen und Kunden – die Zielgruppe von N26 – nun erstmals in Aktien und anderen Wertpapieren anlegen.
Das Unternehmen hat für dieses Jahr den Start eines Marktplatzes angekündigt, Angebote wie Sparprodukte, Trading, Kryptowährungen gelten als denkbar. Hier muss sich N26 nun besonders hervortun, um Kunden, die bereits andere digitale Banken und Fintechs für ihre privaten Investitionen nutzen, zu sich zu locken. Denn nicht nur Sparkassen und Volksbanken, auch andere Start-ups sind zu Rivalen geworden.
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